TSV Herrsching statt Haching
Das Volleyballwunder vom Ammersee: Während in der Münchner Vorstadt das Bundesliga-Aus droht, schafft der TSV den Aufstieg. Und nennt sich einfach „geilster Klub der Welt“
Herrsching - In der Volleyball-Bundesliga spielen Mannschaften namens CV Mitteldeutschland, oder TV Ingersoll Bühl. Selbst der Meister heißt: Berlin Recycling Volleys. So richtig sexy ist das alles nicht. Und dann steigt dieser Verein aus Herrsching aus der zweiten Liga auf. Und der nennt sich schlicht und einfach: „Geilster Club der Welt“.
Der TSV Herrsching kommt für die braven, vielerorts biederen Verhältnisse im deutschen Volleyball geradezu rebellisch daher: Weil sie mit einem provokanten Image kokettieren, weil sie auffallen. Und mit voller Absicht.
Der geilste Club der Welt also. Mit der offiziellen Begründung: Weil wir’s können, weil wir’s dürfen und weil wir’s nunmal sind. „Es ist eine Lebenseinstellung, die wir nach außen tragen“, sagt Spielertrainer Max Hauser. „Wir werden immer feiern, wenn wir gut waren. Und mit der gegnerischen Mannschaft, wenn die besser waren. Wichtig ist, dass wir im Spiel unser Bestes gegeben haben und wir Spaß haben.“
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Gefeiert haben sie in der vergangenen Saison eine Menge, schließlich schaffte die Mannschaft, vor zehn Jahren noch Landesligist, den Sprung in die erste Liga. „Der Aufstieg ist die Belohnung und der Beweis dafür, dass man alles erreichen kann, wenn man mit viel Ehrgeiz, Herz und Leidenschaft für seine Träume ackert und das ist das wofür wir stehen“, sagt Hauser.
Was das Budget betrifft, wird sich Herrsching in der ersten Liga eher am Liga-Minimum von 200.000 Euro orientieren. Unvorbereitet hat es die Mannschaft allerdings nicht getroffen. „Der Aufstieg war für uns nicht überraschend, weil sich schnell gezeigt hatte, dass wir oben mitspielen können“, sagt Patrick Steffen, der Diagonalangreifer der Mannschaft.
Sie hat einen erstaunlichen Durchmarsch von der Bayern- in die erste Bundesliga hinter sich, der „geilste Club der Welt“ wurde zum Selbstläufer. Von den finanziellen und sportlichen Mitteln der Branchenriesen Berlin und Friedrichshafen, die mit dem zehnfachen Etat arbeiten, sind sie in der kommenden Saison weit entfernt – auf den Gute–Laune-Verein kommen einige deftige Niederlagen zu.
„Die finanzielle Situation war am Ende natürlich ein Thema, weil mit wenig Budget viel zu erreichen, nicht immer leicht ist“, sagt Max Hauser. Mit Geld alleine werden sie niemanden an den Ammersee locken können – eher mit der Kombination Arbeitsplatz, Lebensqualität, Bundesliga. „Wir wollen uns wehren können und unseren Fans auch nächste Saison echte Events bei den Heimspielen bieten", sagt Hauser.
Womöglich als Hoffnungsträger einer ganzen Region. Die Hachinger Volleyballer, gerade im Halbfinale an Friedrichshafen gescheitert, stehen mit dem Ausstieg von Hauptsponsor Generali vor dem Aus, zumindest in der Bundesliga – Herrsching wird das designierte Spitzenteam im Großraum München. Fritz Frömming, Teammanager der Herrschinger sagt: „Wir wollen und können nicht den Platz der Hachinger einnehmen. Die erste Liga wird für uns Neuland.“
Für Aufsehen werden sie jedenfalls sorgen, soviel steht schon fest. Wenn der „geilste Club der Welt“ nach Moers reist. Oder nach Düren.
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