Die Disco verstummt
Die Hachinger Volleyballer scheiden im Halbfinale aus – es war das vermutlich letzte Heimspiel auf Profi-Niveau, das Ende des Spitzenvolleyballs. „Wir werden kämpfen“, sagt Trainer Paduretu.
Unterhaching - Mihai Paduretu saß alleine auf einem der Stühle an der Seitenlinie. Das Gesicht leer, der Frust nagte an ihm, die Spieler von Generali Haching ließen die Köpfe hängen, zogen sich die Trikots über das Gesicht, Zuspieler Tsimafei Zhukouski ließ seinen Tränen freien Lauf: Die Enttäuschung war nicht nur zu spüren, auch zu hören.
Denn die „Disco der Liga“, so nennen die Hachinger ihre Halle selbst gern, verstummte mit dem letzten Punkt für den VfB Friedrichshafen plötzlich. Ein leises Surren trat aus den Lautsprechern. Erst nach Minuten gab es vorsichtigen Applaus für die Mannschaft. Und so stand am Ende ein 1:3, das zugleich das letzte Endergebnis im Spitzenvolleyball in Unterhaching bedeuten könnte.
Das Aus im Halbfinale der Playoffs bedeutet für Haching wohl auch den Abschied aus der Volleyball-Bundesliga. Also ergriff Paduretu das Hallen-Mikrophon und sagte mit brüchiger Stimme: „Ich kann mich nur bedanken bei diesen Spielern, trotz der Baustellen, die wir haben.“ Die 1500 Zuschauer jubelten frenetisch. „Ich bin glücklich, dass ich euch ein Jahr lang trainieren durfte. Und alles Gute für die Zukunft“, sagte der Trainer.
Den Abgesang stimmte der Trainer persönlich an. Denn die Suche nach einem neuen Hauptsponsor war auch am Mittwochabend das große Thema. Bis Ende Mai wollen Manager Joseph Köck und Trainer Mihai Paduretu noch suchen – ist bis dahin kein Geldgeber gefunden, muss sich die Liga von einem ihrer Vorzeigeklubs verabschieden.
„Wir werden kämpfen, Urlaub habe ich erst ab 7. Juni“, sagte Paduretu. Wie beliebt Haching bei den Gegnern ist, bewies der VfB Friedrichshafen, der extra ein Plakat in die ausverkaufte Halle mitbrachte, auf dem stand: „Eine Liga ohne Haching geht nicht! Wir drücken euch die Daumen!“ Zu den Häflern pflegt Unterhaching neben einer Fanfreundschaft auch persönliche Bindungen.
Am Bodensee schlagen der ehemalige Hachinger Publikumsliebling Max Günthör und Ex-Kapitän Christian Dünnes auf. „Für die Liga wäre ein Aus schon sehr bitter – und für mich persönlich natürlich auch“, sagt Günthör, der noch zu vielen Fans in der Halle Freundschaften pflegt.
Muss Haching das Ende des Erstligavolleyballs verkünden, würde eines der Teams mit dem größten Renommee verloren gehen. Viermal war Haching Pokalsieger, dreimal vertraten die Vorstädter den deutschen Volleyball in der Champions League.
Nur die Meisterschaft fehlt weiterhin, das letzte Ziel von Erfolgstrainer Mihai Paduretu. Der gebürtige Rumäne führte Haching in die erste Liga und machte aus seinem Klub in 17 Jahren als Coach eine Marke im Spitzenvolleyball.
Noch hoffen die Hachinger auf den Geldgeber, der eine Million Euro bringen soll. Trotzdem sagt Kapitän Sebastian Schwarz: „Die Stimmung ist beschissen, was soll man auch anderes sagen?“
Gregor Röslmaier
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