Rathaus-Empfang für unsere Sport-Helden: Rosen statt Medaillen
München - Dass sich im Kopf Gedanken an einen Typen mit penibel gestyltem Haar verirren würden, war nicht zu erwarten. Was allerdings nichts daran änderte, dass diese Gedanken da waren. Zumindest anfänglich.
Die Sportlerehrung begann so formell wie humoristisch. Formell, weil eben fast alle Ehrungen ein wenig Formalität versprühen. Und humoristisch, weil die dritte Oberbürgermeisterin Münchens, Christine Strobl, mit ihren ersten Worten einen Fauxpas zugeben musste - und das vor hunderten Perfektionisten.
"Heute gibt es keine Medaillen - nur Rosen. Denn leider sind die Medaillen noch nicht da", sagte sie, worauf kollektives Lachen ausbrach. Und spätestens als BR-Moderator Markus Ohtmer sagte: "Es ist ein klein wenig wie beim Bachelor", wusste man auch, warum ebenjene Gedanken im Kopf herumschwirrten.
"341 Medaillen werden wir heute überreichen - ich meine Rosen", sagte Strobl und übergab das Mikrofon an Markus Ohtmer, der souverän durch die Veranstaltung führte, "die maximal 90 Minuten gehen wird. Wie ein gutes Fußballspiel."
Symbolisch der Austragungsort: Marienplatz, altes Rathaus, Zentrum. Und genau dahin sollten auch die Protagonisten gerückt werden, die mitunter 364 Tage im Jahr ein Schattendasein fristen. Rollstuhlrugby, Swing-Golf, Synchronschwimmen oder Lacrosse, das Bayern-Torwart Tom Starke lieber mag als "Lakritze", wie er mit einem Lächeln sagte. Sportarten, die hierzulande exotisch sind, chronisch unbeachtet.
Darüber kann sich Skirennläufer Linus Strasser eigentlich nicht beklagen. Besonders aktuell noch nicht, in der Post-Olympia-Phase, die aber allmählich auch zu Ende geht. Strasser stieg die vier, fünf Stufen nach oben auf die Bühne. Oben angekommen, lächelte er. Er stand zwischen den Spielern des EHC München, den U17-Fußballern des FC Bayern, zwischen Tom Starke und Ohtmer. Der 25-Jährige feierte im Januar 2017 seinen "ersten Weltcupsieg in Stockholm. Und nun bin ich endlich in der Weltspitze angekommen, was gerade im Einzelsport sehr schwierig", sagte der Münchner, der für 1860 fährt.
Etwas weiter links stand Tom Starke, Standby-Torwart beim FC Bayern und Torwart-Koordinator des Nachwuchsleistungszentrum. "Mir macht die Arbeit viel Spaß mit den Jungs. Wir haben tolle Torhüter", sagte der Routinier. Und einen ebenso tollen Nachwuchs. Am Donnerstagabend wurde nun die U17 des FC Bayern prämiert. Der Grund: Seit Sommer 2017 firmiert sie als deutscher Meister. "Es war grandios. Nach über zehn Jahren haben wir es wieder gepackt. Der Tiger Herrmann Gerland war da, Jochen Sauer auch", sagte Trainer Tobias Schweinsteiger. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hätten sich die Feierlichkeiten bestimmt am Fernsehen angeguckt, sagte Bastian Schweinsteigers Bruder weiter.
Die Spieler des EHC Red Bull München konnten 2017 ebenso über die Meisterschaft jubeln. Und das zum zweiten Mal nacheinander: Konrad Abeltshauer war anwesend, auch Manager Christian Winkler: "Der Meistertitel war richtig toll," sagte Winkler. Der Meister-Coup - realisiert mit bayerischer DNA. "Wir haben viele Einheimische im Team, nur vier oder fünf Importspieler", sagte Winkler.
Nach 90 Minuten war der offizielle Teil vorbei. "Schiedsrichter" Ohtmer hatte Recht behalten. Abpfiff. "Und nun alle auf die After-Show-Party", sagte er. Die Gedanken an den Bachelor waren längst verflogen.