Olympia 2016 für TV-Nachteulen - so kommen Sie durch die Nacht
Auwei, das werden harte Wochen für Fans der Olympischen Sommerspiele: 306 Goldmedaillen sind im brasilianischen Rio de Janeiro zu gewinnen. 280 Stunden lang überträgt das öffentlich-rechtliche Fernsehen hierzulande die Wettkämpfe bis zum 21. August.
Weil aber in Rio die Zeit im Vergleich zu unserer fünf Stunden zurückliegt, werden viele Top-Wettkämpfe mitten in der Nacht gezeigt.
Die Schwimmer springen erst nachts um 3 Uhr ins Becken
Das geht schon mit der Eröffnungsfeier am heutigen Freitag los, für die man bis weit nach Mitternacht wach bleiben muss (Start: 1 Uhr, in der Nacht zum Samstag). Die Entscheidung im Siebenkampf (Königsdisziplin der Damen in der Leichtathletik) steigt zu nachtschlafender Zeit um 3.53 Uhr (14. August).
Der Zehnkampf der Männer biegt um 2.45 Uhr in die Zielgerade ein (19. August). Und die Finalteilnehmer der Schwimmwettbewerbe (unter anderem mit Super-Star Michael Phelps und der deutschen Medaillenhoffnung Paul Biedermann) springen jeweils erst nach 3 Uhr ins Becken.
Nun haben längst nicht alle Olympia-Fans das Glück, just während der Spiele Urlaub zu haben (wo es dann egal ist, ob man morgens seine Familie angähnt oder mittags ein Schläfchen hält). Viele müssen trotz der nächtlichen Aufregung halbwegs fit in den Job.
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Die AZ hat Tipps gesammelt
Wie also hält man das Nacht-Programm durch? Die AZ hat viele Tipps für Sie gesammelt. Vom Schlafexperten, von einer Motivations-Trainern – und von Sportreportern, die während der Spiele nicht nur halbe Nächte wachbleiben, sondern auch tagsüber arbeiten müssen.
Gleich mal zum Start – falls Sie während Olympia arbeiten müssen: Die mieseste Müdigkeits-Laune entsteht laut einer Studie von US-Forschern dann, wenn (Tief-)schlafphasen häufig unterbrochen werden. Besser also am Stück schlafen, als in vielen Etappen. „Finden Sie also heraus, ob Sie ein Vorschläfer- oder Nachschläfer-Typ sind und passen Sie Ihren Arbeitsrhythmus Olympia an“, rät die Motivations-Trainerin Nicola Fritze.
Beispiel: „Bis 5 Uhr früh Olympia gucken. Von da direkt um 6 Uhr (statt erst um 9) in die Arbeit starten. Entsprechend früher als sonst aufhören. Um 20 Uhr schlafen gehen. Und um 2 Uhr weiterschauen.“ Wenn der Chef zustimmt, eine prima Lösung – auch für die nächsten Abende.
Zum Wachbleiben
Suchen Sie sich zum Nacht-Glotzen einen möglichst unbequemen Stuhl! „Wer um 3 Uhr früh mit geradem Rücken vorm Fernseher sitzt und die Füße platt auf dem Boden legt, bleibt im Konzentrations-Modus“, rät die Motivationstrainerin Nicola Fritze. „In dieser Position einzuschlafen ist denkbar schwierig.“
Schnappen Sie frische Luft in den Werbepausen! Raus vor die Tür und Füße vertreten. Das verbessert den Blutfluss im Körper – was wiederum das Hirn aktiviert. Der angenehme Effekt: Ein Wettkampf geht schon noch!
Hören Sie zwischendurch laute Musik: Wenn die Nachbarn ebenfalls Olympia gucken, dürfen Sie Ihre Anlage schon ein bissl aufdrehen. Immerhin heißt die Mission: wach bleiben. Oder Sie setzen sich halt einfach Kopfhörer auf.
Duschen Sie kalt gegen die Müdigkeit: Hoch vom Sofa und rein ins kühle Nass. Das regt ziemlich effektiv den Kreislauf an und hilft Late-Night-Sportfans sofort, wieder in Schwung zu kommen.
Kritzeln Sie auf Papier herum: Kennen Sie das nicht noch aus der Schule? Kleine Zeichnungen helfen prima im Kampf gegen die Schläfrigkeit.
Trinken Sie viel Wasser, Schwarztee oder auch Grüntee. Effekt: Der Geist bleibt hellwach, die Denkmaschine läuft weiter.
Dopen Sie sich mit Club-Mate: Computerfreaks, die öfter mal die Nacht am PC verbringen, empfehlen den Drink (gibt’s in vielen Supermärkten). Mate ist eine südamerikanische Pflanze, die in Brasilien und Argentinien als Wachmacher-Tee sehr beliebt ist.
Testen Sie Guaraná-Pulver: Guaraná ist eine kleine rote Amazonasfrucht. Als Softdrink ist die Exotin in Brasilien so bekannt wie Coca Cola. Als pflanzlicher Wachmacher passt sie also bestens zum Olympialand und zum Olympia-Fieber.
Lutschen Sie Fisherman’s Friend: Die superscharfen Halsbonbons geben Nachteulen sehr schnell einen Frischekick.
Würzen Sie Pizza, Pommes & Co mit Chili: Der scharfe Reiz im Mund macht munter.
Zum Einschlafen
Trinken Sie nicht zu viel Alkohol vorm Fernseher. „Ein Bier oder ein Glas Wein sind kein großes Problem“, sagt Schlafforscher Prof. Jürgen Zulley. „Aber wenn es mehr wird, hat der Körper intensiv damit zu tun, den Alkohol abzubauen.“ Man schläft schlechter, mit mehr Unterbrechungen – und fühlt sich am nächsten Tag noch mehr gerädert.
Hören Sie leise, ruhige Musik, ehe Sie einschlafen wollen. „Kein Hintergrundgeplätscher, sondern Musik, auf die Sie sich konzentrieren“, so Zulley. Damit kann man abschalten und entspannen – und findet nach einem aufregenden Wettkampf besser zur Ruhe.
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Zum Frisch werden
Machen Sie sich am nächsten Morgen schnell wach. Also nicht fünf Mal verzweifelt den Wecker vorstellen. „Kaffee ist gut, Licht ist noch besser“, rät Zulley, so findet man am besten ohne miese Laune in den Tag.
Machen Sie Ihr eigenes Olympia auf dem Weg zur Arbeit: „Radeln Sie mal, statt das Auto oder die S-Bahn zu nehmen“, sagt Nicola Fritze. „Das bringt den Kreislauf in Schwung und macht fröhliche Stimmung.“
Erhellen Sie Ihren Arbeitstag. Also Rollos hoch und Sonne hereinlassen. Und: „Gehen Sie, wenn Sie müde sind, kurz raus an die frische Luft. Das hilft.“
Gönnen Sie sich ein Mittagsschläfchen, wenn das im Job möglich ist. „Aber nicht länger als 30 Minuten“, rät der Schlafforscher. Sonst braucht man lange, um wieder wach zu werden und ist nicht leistungsfähig. Tiefschlaf mittags ist kontraproduktiv.
Bringen Sie Olympia mit ins Büro: Überlegen Sie mit den Kollegen, wie Sie im Team schneller, höher, weiter kommen. Motivations-Trainerin Nicola Fritze: „Bei Herausforderungen, die man gemeinsam anpackt, verfliegt die Müdigkeit ganz schnell.“
Sporteln Sie im Büroflur: „Sie können drei Kniebeugen machen, auf der Stelle rennen, die Arme propellermäßig schleudern“, sagt Nicola Fritze. „Oder packen Sie ein Springseil ein und hüpfen Sie. Das hebt die Stimmung, wenn man übermüdet und deprimiert ist. Hüpfen und traurig sein geht nämlich nicht.“
Sonderrechte gibt es nicht
Klar ist, Olympia wird bei den Fans, die eine geregelte Nachtruhe gewöhnt sind, den Biorhythmus gehörig durcheinanderwirbeln“, sagt Patric Stamm von der Krankenkasse KKH. Trotzdem kein Grund, sich das Mitfiebern vorm Fernseher vermiesen zu lassen: Drei Viertel der Deutschen schlafen laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts in aller Regel gut oder sehr gut. „Zumindest für diese Gruppe“, sagt Stamm, „dürften einige verkürzte Nächte mit Schlafunterbrechungen keine großen Auswirkungen auf die Gesundheit haben.“
Und noch etwas: Egal wie viele Nachtstunden Sie vor der Glotze verbringen – auch für Olympia-Fans gilt: Das Arbeitsrecht (samt Arbeitspflichten) gilt auch während der Sommerspiele. Es gibt weder ein Sonderurlaubsrecht noch den Anspruch, im Büro Spiele gucken zu dürfen. Aber: „Viele Betriebe haben für Olympia flexible Regelungen geschaffen“, erklärt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft vbw.
Wer’s also noch nicht gemacht hat: Chef fragen und Spaßzeit freischaufeln.
Wir wünschen schöne Spiele!
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