Nicht nur Kalou: Die Corona-Verfehlungen der Fußballstars

Herthas Kalou ist nicht der erste Fußballstar, der sich in der Corona-Krise verantwortungslos verhält. Die AZ zeigt weitere Beispiele.  
Simon Stuhlfelner
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Salomon Kalou von  Hertha  BSC hat mit dem Live-Stream aus der Hertha-Kabine ein böses Eigentor geschossen.
Imago Salomon Kalou von Hertha BSC hat mit dem Live-Stream aus der Hertha-Kabine ein böses Eigentor geschossen.

Berlin - Selten hat ein Fuballstar ein schlimmeres Eigentor geschossen als Salomon Kalou von Hertha BSC mit seinem auf Facebook veröffentlichten Live-Stream aus der Kabine. Kalou, der von der Hertha noch am Montagabend suspendiert wurde, hätte das gesamte Konzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs ins Wanken bringen können.

"Dieses Video kann man ja wohl nur als ausgemachte Blödheit betrachten", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag, "es wirft ein ungutes Bild insgesamt auf den Sport oder die Vereine." Und Gesundheitsminister Jens Spahn meinte, das Hygienekonzept der DFL müsse "natürlich auch gelebt werden. Und die Vereine müssen dann auch garantieren können, in der Lage zu sein, dass ihre Spieler, egal wie jung oder alt, das dann auch umsetzen."

Unbedarftheit und die Kopflosigkeit schockiert

Kalou und die Hertha-Profis können das wohl nicht. Dabei verstört nicht mal so sehr die Tatsache, dass die Stars um Kalou und Vedad Ibisevic offensichtlich auf Hygieneregeln pfeifen, sich mit Handschlag begrüßen und keinen Abstand zueinander halten. Der könnte im Training oder Spiel sowieso nicht gewährleistet werden.

Was noch mehr schockiert, ist die Unbedarftheit und die Kopflosigkeit, mit der sich die Profis verhalten, über ihren Gehaltsverzicht mosern und ihr Fehlverhalten auch noch live ins Internet streamen. Wenn es noch eines Videobeweises bedurft hätte, dass Fußballstars in einer abgehobenen Blase leben, dann wäre der hiermit erbracht, ätzen Kritiker.

"Ich war erschüttert. Da sieht man, dass einige tatsächlich in einer Parallelwelt leben. Das wussten wir ja auch schon zu Zeiten des goldenen Steaks", sagte Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig bei ntv.

Kalou: "Es war ein großer Fehler"

Kalou meldete sich gestern bei Sport1 zu Wort: "Ich möchte mich an dieser Stelle aufrichtig entschuldigen: Es war ein großer Fehler",sagte er, "ich hätte einfach mehr aufpassen sollen. Ich wollte zeigen, dass es uns allen gutgeht, dass bei uns alles okay ist und wir Spieler und Mitarbeiter, die getestet wurden, wohlauf sind."

Trotzdem: Kann man es diesen Profis, die dekadente Fotos vom Goldsteak-Essen hochladen wie Franck Ribéry, die sich Friseure vor wichtigen Spielen ins Hotel einfliegen lassen und jahrelang ohne Führerschein zum Training fahren (Marco Reus), überhaupt zutrauen, sich in der Corona-Krise verantwortlich zu verhalten – und als Vorbilder zu agieren?

Kalou ist nämlich nicht der erste Star, der sich während der Corona-Krise sorglos verhält. Die AZ zeigt Beispiele:

Jérôme Boateng: Der Bayern-Star wollte trotz der Ausgangsbeschränkungen am 31. März nach Sachsen reisen, um seinen kranken Sohn zu besuchen – und baute auf der A9 in Oberfranken einen Unfall, den er unverletzt überstand. Vom FC Bayern gab’s eine Geldstrafe für den Verteidiger, weil er "gegen die Verhaltensweisen in der aktuellen Situation" verstoßen habe.

Boateng selbst sah das, menschlich verständlich, anders. "Ich möchte den Vater sehen, der in so einem Moment nicht losfährt, um an der Seite seines vierjährigen Sohnes zu sein. Wenn es dafür dann eine Strafe gibt, dann Respekt. Ich finde das traurig."

Amine Harit: Der Schalker Mittelfeldspieler feierte nachts mit einer größeren Gruppe in einer Essener Shisha-Bar, als Nordrhein-Westfalen bereits erhebliche Kontakteinschränkungen verordnet hatte. Die Polizei löste die unerlaubte Versammlung auf, der Marokkaner (22) musste angeblich 100 000 Euro Geldstrafe bezahlen.

Nationalspieler holt sich Prostituierte nach Hause

Luka Jovic: Der frühere Stürmer von Eintracht Frankfurt ignorierte die Quarantäne-Auflagen seines Klubs Real Madrid und feierte in Belgrad den Geburtstag seiner Lebensgefährtin. Jovic entschuldigte sich, es habe keine speziellen Anweisungen gegeben, "wie ich mich während meiner Isolation verhalten soll".

Kyle Walker: Der englische Nationalspieler soll einem Bericht der "Sun" zufolge mit einem Freund zwei Prostituierte zu sich nach Hause eingeladen haben. Kurz zuvor hatte Walker die Fans noch dazu aufgerufen, den Anweisungen der Regierung zum "Social distancing" Folge zu leisten.

Moise Kean: Der Italiener in Diensten des englischen Erstligisten FC Everton hat sich als Gastgeber einer Party selbst gefilmt. "Der Klub hat klar gemacht, dass ein derartiges Verhalten völlig inakzeptabel ist", teilte Everton mit.

José Mourinho: Auch "The Special One" war offenbar der Meinung, dass die Corona-Regeln nur für andere gelten. Der Teammanager von Tottenham Hotspur wurde dabei gefilmt, als er mit drei seiner Spieler in einem Londoner Park trainierte, ohne die Abstandsregeln zu beachten. Mourinho zeigte sich einsichtig: "Ich akzeptiere, dass mein Verhalten nicht den von der Regierung vorgegebenen Verhaltensregeln entspricht."

Lesen Sie hier: Ungewolltes Rampenlicht - Kalou sorgt für Big City Chaos II

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