Krefeld, Treviso, Starnberg
AZ: Herr Bauermann, die EM in Litauen ist kaum vorbei, da geht es schon weiter: Am Dienstag starten Sie mit dem FC Bayern in die Saisonvorbereitung für die erste Liga. Wo sind Sie jetzt gerade?
DIRK BAUERMANN: Ich bin heim nach Krefeld gefahren. Da war ich seit acht Wochen nicht mehr. Jetzt geht es gleich weiter ins Trainingslager nach Treviso.
Am Montag waren die Bayern-Spieler noch auf der Wiesn. Sie nicht.
Ich finde es richtig und wichtig, dass die Mannschaft hingeht. Die sollen ihren Spaß haben, ich selber bin kein Volksfest-Fanatiker. Ich war auch nicht beim Karneval in Köln. Das ist nicht so meine Welt.
Bislang wohnten Sie in Hohendilching bei Valley. Stimmt es, dass Sie sich eine neue Wohnung in der Nähe von München suchen? Auch die Basketballer sind ja umgezogen: von der Säbener Straße in den Audi Dome, die vormalige Rudi-Sedlmayr-Halle.
Ja, ich suche etwas Neues in Richtung Starnberger See. Das ist von der neuen Halle sehr gut zu erreichen. Mir ist wichtig, dass ich meine Ruhe habe. Der Job beim FC Bayern ist 24/7. Da ist noch viel zu tun. Da kann ich schlecht jeden Tag vom Niederrhein nach Oberbayern fahren.
Kommt Ihre Familie, die in Krefeld wohnt, mit?
Ich denke nicht. Das ist ein so anstrengender Job, da muss man sich sehr auf die Sache konzentrieren. Meine Tochter studiert in Köln, insofern ist das kein Thema.
Die Erwartungen an Bayern sind hoch. Sie stapeln tief.
Da ist das eine genauso berechtigt wie das andere. Wir sind der FC Bayern, da liegt die Latte immer hoch. Wir haben ein gutes Team, ich bin mit den Verpflichtungen sehr zufrieden. Für die Saison bin ich sehr optimistisch. Trotzdem haben wir eine Mannschaft, die zu 50 Prozent neu besetzt ist. Die Nationalspieler und ich sind gerade einmal zwei Wochen vor Saisonbeginn zurückgekommen. Wir werden Zeit brauchen.
Wo wollen Sie landen?
Ein realistisches Ziel ist, unter die ersten Vier zu kommen. Im Euro-Cup wollen wir eine gute Visitenkarte abgeben.
In der Liga gibt es Vergleiche zwischen den Bayern-Basketballern und den Fußballern aus Hoffenheim. Das Team sei eine zusammengekaufte Mannschaft. In einem Testspiel sind schon Papiergeldscheine geflogen.
Das sind die üblichen, albernen Reaktionen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind die Spieler in Bamberg auch keine Amateure, die da spielen, weil die fränkische Luft so gut ist. Wir hätten über eine Wildcard ja schon im vergangenen Jahr in die Erste Liga kommen können, haben aber die schwierige Tour durch die Zweite Liga gemacht. So haben wir uns den Aufstieg sportlich erarbeitet.
Mit Jupp Heynckes hat Bayern einen erfahrenen Trainer. Tauschen Sie sich aus?
Wir haben uns nur einmal kurz gesehen. Das ist schwierig, weil wir beide so viel zu tun haben. Aber Präsident Uli Hoeneß hat gesagt, dass er uns beide zum Essen einlädt. Dann werden wir sicher über Dinge wie Mannschaftsführung, Motivation sprechen.
Bei der Basketball-Nationalmannschaft wird ein neuer Trainer verpflichtet. Sie erwähnten, dass Sie sich vorstellen könnten, noch einmal als Bundestrainer zu arbeiten.
Das ist ja eine sehr allgemeine Aussage. Es geht jetzt darum, die Aufgabe FC Bayern erfolgreich zu gestalten. Die Nationalmannschaft ist abgehakt.
War es schwer, mit der Doppelbelastung Verein/Nationalmannschaft umzugehen? Hatten Sie nie Angst, dass Sie sich zu viel zumuten? Immer mehr Trainer und Sportler leiden irgendwann in ihrer Karriere an einem Burn-Out.
Dieses Wort kenne ich gar nicht wirklich, dafür macht mir die Arbeit viel zu viel Spaß. Und wenn ich den Eindruck hätte, würde ich wohl noch ein bisschen länger Fahrrad fahren oder Laufen gehen.
Holger Gschwindner, Berater von Dirk Nowitzki, hat Sie nach dem EM-Aus angegriffen: Ihnen fehle die ständige Reibung mit den Besten, es mangele an Routine.
Das sind absurde Aussagen. Ich habe weder Zeit noch Muße, mich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen. Keine Ahnung, wie er zu diesen Gedanken kommt.