Uwe Seeler wird 85 - die größten Momente seiner Karriere

Der frühere Kult-Stürmer feiert am Freitag Geburtstag. Ein Rückblick auf eine Karriere, die auch ohne WM-Titel einmalig war.
Hartmut Scherzer |
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Mit Stock, aber bei guter Gesundheit: Uwe Seeler.
Mit Stock, aber bei guter Gesundheit: Uwe Seeler. © picture alliance/dpa

"Uwe, das Wunder", stand in Sepp Herbergers legendärem Notizbuch. Uwe Seeler war noch keine 18 Jahre alt, als er am 16. Oktober 1954 in Hannover sein Debüt in der Nationalmannschaft gab, eingewechselt nach 22 Minuten des Freundschaftsspiels gegen Frankreich. Der Weltmeister verlor ein Vierteljahr nach dem "Wunder von Bern" sang- und klanglos 1:3.

Seelers folgende Startelf-Startups sollten ebenfalls missraten: 1:3 gegen England, 1:2 gegen Italien, 1:2 gegen die Niederlande. Es folgten zwei Jahre ohne Berufung. Totaler Fehlstart einer Karriere, die dennoch eine der ruhmreichsten in der Geschichte des deutschen Fußballs werden sollte.

Uwe Seeler wird 85: Dem Alter angemessen bei guter Gesundheit

Uwe Seeler feiert an diesem Freitag seinen 85. Geburtstag. Dem Alter angemessen bei guter Gesundheit. So der Eindruck in Reinhold Beckmanns aktueller ARD-Dokumentation "Einer von uns". Auch wenn der Jubilar nach Sturz, Hüftbruch und Operation vor anderthalb Jahren noch einen Stock benötigt. Die Hand seiner Frau Ilka ist liebevolle Stütze.

Erst mit dem gelungenen Comeback des bereits 37-jährigen Fritz Walter vor der WM 1958 in Schweden schaffte der Jungspund des Hamburger SV den großen Sprung. Der WM-Plan des instinktsicheren Bundestrainers Herberger, der Regisseur sollte den 16 Jahre jüngeren Mittelstürmer in Szene setzen, schlug zum Auftakt gegen Argentinien voll ein. 3:1 - Torschützen Helmut Rahn (2) und Seeler.

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"Mit Fritz habe ich mich sofort verstanden", zitiert der Autor Jürgen Leinemann in seiner Herberger-Biografie Uwe Seeler.

Fritz Walter (gestorben 2002) und Uwe Seeler sind die unbescholtenen Ikonen des deutschen Fußballs schlechthin. Seeler brauchte keinen Weltmeister-Titel, um als Nationalheld verehrt zu werden. Der hingebungsvolle Kämpfer hat bei vier Weltmeisterschaften von 1958 bis 1970 in den dramatischsten "Jahrhundertspielen" der deutschen WM-Historie mitgewirkt.

Im "Heja-Heja"-Skandalspiel im Halbfinale gegen Schweden (1:3), im "Wembley-Tor"-Endspiel als Kapitän gegen England (2:4 nach Verlängerung). Beim heroisch umgedrehten 3:2 nach 0:2 gegen England - dank auch seines legendären Tors mit dem Hinterkopf. Und anschließend beim noch verrückteren Halbfinale gegen Italien (3:4). Jeweils nach Verlängerung 1970 in Mexiko.

Ein Bilderbuch-Stürmer, der aus allen Lagen ein Tor erzielen konnte: Der bescheidende Uwe Seeler war ein Star des HSV und Liebling der Nation.
Ein Bilderbuch-Stürmer, der aus allen Lagen ein Tor erzielen konnte: Der bescheidende Uwe Seeler war ein Star des HSV und Liebling der Nation. © picture-alliance/ dpa/dpaweb

21 WM-Spiele und Vize-Weltmeister 1966

Diese Dramatik und das Foto vom gesenkten Kopf und hängenden Schultern Seelers beim Abgang in Wembley 1966 dürften sich tiefer ins Bewusstsein der Nation eingeprägt haben als die Bilder der mit dem "World Cup" in die Höhe gestreckten Arme Franz Beckenbauers (1974), Lothar Matthäus' (1990) und Philipp Lahms dann bei der WM 2014 in Rio.

Uwe Seeler bestritt 21 WM-Spiele, wurde Vierter 1958, Viertelfinalist 1962, "Vize"-Weltmeister 1966, Dritter 1970. Am 9. September 1970 mit dem Freundschaftsspiel gegen Ungarn beendete der fast 34-Jährige nach 72 Länderspielen mit 43 Toren seine großartige, aber titellose Karriere in der Nationalmannschaft. Mit zwei Toren im Endspiel gegen den 1. FC Köln (3:2) machte Seeler den HSV und sich 1960 zum deutschen Meister. Im Pokal-Finale 1963 gegen den BVB schoss der dynamische Mittelstürmer alle drei Tore zum 3:0-Sieg.

Der Publizist Ulfert Schröder glorifiziert den Hamburger in seinem Buch "Stars auf grünem Rasen": "Uwe, das war ein Mythos geworden. Seine Beine waren die Beine der Nation. Uwe, dieser Name stand für den deutschen Fußball wie das 'Made in Germany' für die deutsche Industrie." Der Verzicht auf 1,5 Millionen Mark für einen unterschriftsfertigen Dreijahresvertrag von Inter Mailand machte den bodenständigen Liebling endgültig zum Nationaldenkmal. Schröder schwärmte: "Das Idol war nationales Eigentum geworden. Vorbild und Muster. Alles, aber kein Star." Oder einfach: "Uns Uwe".

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