Nicht nur FC-Bayern-Flop Sadio Mané erlag dem Lockruf des Geldes: Warum die Fußballwelt Saudi-Arabien fürchtet
München - Es hat schon etwas Zynisches, dass sich jetzt ausgerechnet die Klubs aus der englischen Premier League über den Großangriff aus Saudi-Arabien beschweren.
Aus jener Liga also mit Klubs wie Manchester City oder Newcastle United, die dank Investoren aus dem arabischen Raum sportliche Erfolge de facto kaufen, dabei das Financial Fair Play missachten und die Entfremdung von den Fans vorantreiben.
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"Das wird noch mehr werden, und deshalb müssen wir vorsichtig sein", sagte Pep Guardiola, der ManCity-Trainer, über die Saudi Pro League, die zuletzt zahlreiche alternde Stars an den Persischen Golf gelockt hat: Cristiano Ronaldo von Manchester United, Karim Benzema von Real Madrid, die Liverpooler Jordan Henderson, Roberto Firmino und Fabinho, Riyad Mahrez von Champions-League-Sieger Manchester City N'Golo Kanté (FC Chelsea) und kürzlich Sadio Mané vom FC Bayern für 30 Millionen Euro Ablöse – und 40 Millionen Jahresgehalt netto.

Guardiola und die anderen englischen Giganten sorgen sich zu Recht, dass aufgrund der finanziellen Möglichkeiten der saudischen Klubs nun auch die Gehälter in der Premier League steigen könnten. So funktioniert der Markt, auch die Bundesliga wird die Folgen spüren. Die Frage ist aber: Wird Saudi-Arabien auf Sicht wirklich ein ernstzunehmender Rivale für die europäischen Top-Ligen?
FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel sieht Goldrauschstimmung in Saudi-Arabien
"Das ist eine neue Situation, ähnlich wie damals, als China seine Liga begonnen hat, eine Goldrauschstimmung", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel am Rande der Asienreise. Die saudische Liga sei "die nächste, die versucht, populär zu werden und eine eigene Marke zu etablieren". Er selbst habe dazu noch keine klare Meinung und sei "nur ein überraschter Beobachter", ergänzte Tuchel. Liverpool-Coach Jürgen Klopp nannte den saudischen Einfluss "massiv. Ich weiß nicht, wo das hinführt. Aber wir müssen wohl lernen, damit zu leben.”
Aus seiner Sicht sei es "das Schlimmste, dass Saudi-Arabiens Transferfenster drei Wochen länger offen ist als unseres”, ergänzte Klopp. Verständlich: Abgänge nach dem 1. September könnten Liverpool und Co. nicht mehr adäquat ersetzen. In der Saudi Pro League schließt das Wechselfenster erst am 20. September.
Ablösen und Gehälter in Saudi-Arabien: Eine andere Welt
Es dürften also noch einige Toptransfers folgen, der Goldrausch im Öl-Imperium ist längst nicht vorbei. Dabei bewegt sich Saudi-Arabien finanziell schon jetzt beinahe auf dem Niveau der Engländer: Das Transferminus der 18 saudischen Erstligisten von rund 400 Millionen Euro wird in diesem Sommer nur von jenem der Premier League (rund 600 Millionen) übertroffen. Zum Vergleich: Die Bundesliga steht aktuell bei einem Plus von über 100 Millionen Euro. Eine andere Welt.
Und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Denn Saudi-Arabien hat erkannt, dass sich Stars wie Ronaldo oder Mané prima zum Aufhübschen des eigenen, sehr zweifelhaften Rufs ("Sportswashing") eignen: Rund sechs Milliarden Euro wurden laut "Guardian" in nur zwei Jahren in den heimischen Fußball investiert.