Nach 2:1 in Paris: Chapeau, Jogi!

Mit dem Erfolg in Paris besiegt die Löw-Elf eigene Zweifel. Die AZ erklärt, warum die neue Reife doch zu Titeln führen kann
Patrick Strasser |
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PARIS Der Respekt vor „La Nationalmannschaft”, wie die Franzosen das DFB-Team nennen, war und ist immer vorhanden. Und so fragte Alain Giresse, einst Mittelfeld-Held der Équipe Tricolore in den 80er Jahren im Ehrengastbereich des „Stade de France” besorgt: „Wo ist Monsieur Fallrückzieher?” Er meinte Klaus Fischer. Der Ex-Profi hatte seine Reise nach Paris zum Treffen der WM-Helden des Halbfinals von Sevilla’ 82 wegen einer Grippe absagen müssen. Damals siegte die DFB-Elf im Elfmeterschießen, verlor das Finale gegen Italien.

Wie in der Mode. Alles kommt wieder. Als „romantische Verlierer” hatten französische Reporter die aktuellen Nationalteams in einen Topf geworfen. Schön. Und ganz schön erfolglos, wenn’s drauf ankommt. Das 2:1 im Testspiel am Mittwochabend hat zum einen eine Serie beendet (der erste Sieg gegen die Franzosen seit 1987) und zum anderen der Elf von Bundestrainer das Gefühl zurückgegeben: geht doch – wieder.

Wollte man der Nationalelf nach der EM mit dem skurrilen Scheitern gegen Italien und dem post-traumatisch bedingten Herbst (4:4 gegen Schweden nach 4:0) zurufen „Kopf hoch!”, heißt es jetzt: Chapeau, Jogi! „Wir waren die klar bessere Mannschaft”, sagte Löw. Bingo. Ein Sieg gegen die Zweifler und die eigenen Zweifel. „Die Leute draußen können beruhigt sein: Es ist doch nicht alles schlecht beim DFB”, erklärte Torschütze Thomas Müller, der nun schon zum siebten Mal in Folge in der Startelf stand. Müllers Aussagen belegen, dass das Selbstbewusstsein, akut verloren gegangen im EM-Halbfinale von Warschau, zurück ist: „Wir haben ein Riesenspiel gemacht. Das war ein Ausrufezeichen. Aber einen Titel haben wir dadurch immer noch nicht geholt.”

Die AZ erklärt, warum die Schwächephase vorbei sein und in Zukunft die Leichtigkeit wieder das DFB-Spiel bestimmen dürfte.

Die Vielfalt: Ohne Vize-Kapitän Schweinsteiger, ohne Torjäger Klose, ohne Badstuber und Schmelzer, dazu ohne Götze und ohne Reus. Pas de problème! „Wir haben eben nicht nur elf, sondern 30 Spieler auf hohem Niveau”, meinte Kapitän Philipp Lahm beinahe überschwänglich. Tatsächlich zeigte sich: Mit Adler hat man wieder einen zuverlässigen Neuer-Stellvertreter, mit Gündogan einen kompetenten Schweinsteiger-Ersatz und mit Hummels-Khedira-Özil eine starke Achse, siehe die Real-Kombination der Letztgenannten zum 2:1.

Die Improvisationskunst:
„Einige haben gefehlt und die anderen haben das kompensiert”, stellte Lahm fest. Selbst Höwedes konnte auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position den Sieg nicht verhindern, kämpfte sich passabel durch. Ein Thomas Müller improvisiert immer – und macht zur Not den Torjäger wie beim 1:0. Als Solokämpfer Gomez ausgewechselt wurde, spielte Löw gänzlich ohne Stürmer, im Barcelona-Stil. Mit Kroos als Zehner und Özil als Messi-Kopie ganz vorne. „Ich wollte im Zentrum mehr Übergewicht haben”, erklärte Löw, „danach haben wir unsere Angriffe ständig bis vor das französische Tor gebracht.” Im November, beim 0:0 in Holland, hatte er Götze in vorderster Front ausprobiert, auch Reus wäre eine Option – diese Variante hat Charme, zum Leidwesen von Gomez.

Die Reife: In Paris stimmten die defensive Organisation und das schnelle Spiel in die Spitze wieder. „Und wenn es dann gelingt, einen Rückstand umzubiegen, ist das gut für die Moral”, meinte Löw. Dennoch war der 53-Jährige nach Abpfiff zunächst voller Zorn in die Kabine gestürmt. Löw erklärte seine Wut später: „In den letzten zwei Minuten hätten wir durch Ballverluste Gegentore fangen können. Plötzlich waren wir offener. In diesen Phasen müssen wir noch etwas an Cleverness zulegen.” Dennoch: Der Fortschritt ist erkennbar, man brachte den Sieg über die Zeit.

Die Champions League: Hier können Bayern, Dortmunder und Schalker in den nächsten Wochen lernen, sich weiter auf europäischem Top-Niveau messen. Gut so: Denn die nächsten Termine der Nationalelf, vor allem der Doppelspieltag der WM-Qualifikation im März gegen Kasachstan, verspricht wenig Hochspannung. 

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