Lyon gewinnt im Oly - gefeiert wird trotzdem
50 212 Zuschauer sehen im Olympiastadion das Finale der Champions League der Frauen – ein neuer Rekord. Der 1. FFC Frankfurt unterliegt Olympique Lyon mit 0:2. Gefeiert wird trotzdem
MÜNCHEN Für eine Weile rollte sogar die Welle durchs weite Rund des Olympiastadion – eher aus Begeisterung über die schöne Atmosphäre und das einzigartige Ambiente als aus Freude an der Partie auf dem frischen Rollrasen. Da stand es schon nach einer halben Stunde 2:0 für Olympique Lyon gegen den 1. FFC Frankfurt, und daran sollte sich auch bis zum Schluss nichts mehr ändern. Das erste Münchner Champions-League-Finale 2012 endete also mit einer deutschen Niederlage, einer deutlichen noch dazu.
Wobei: Als Mitte der zweiten Halbzeit die offizielle Zuschauerzahl bekannt gegeben wurde, brandete Siegerjubel auf. 50212 Zuschauer – noch nie hatten so viele Fans ein Champions-League-Finale der Frauen gesehen. Im guten, alten Olympiastadion sorgten sie für eine fröhliche, unbeschwerte, aggressionsfreie Stimmung, beschienen von milder Mai-Sonne und beschallt mit Wakka-Wakka-Shakira vom Band. Sogar die immer selben Ordner schienen fast ein Lächeln im sonst so strengen Gesicht zu haben.
Nebenan auf dem Coubertinplatz lief derweil das kunterbunte Fan-Fest mit einem schwimmenden Mini-Fußballfeld im Olympiasee und Jungs-Teams, die manchmal nur knapp gegen die Mädels-Teams gewannen.
Drin im Stadion: Nord- und Südkurve spärlich, der Rest prall besetzt – da haben die Profis des FC Bayern früher schon vor sehr viel weniger Zuschauern Champions-League-Dienstage und -Mittwoche bestritten. Ansonsten ist noch alles da: Der Turm steht noch an der selben Stelle, das Zeltdach glitzert immer noch neckisch in der Abendsonne und dass die Büsche und Bäume des Olympiaparks in den letzten Jahren gewachsen sind, erkennt man mit blankem Auge nun wirklich nicht. Praktisch, aber ungewohnt: die riesige Videoleinwand ein paar Meter schräg hinter dem Tor. Nicht da: die Tartanbahn. Stattdessen: schnöder DTM-Beton. Nun ja.
Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt schon eine Stunde vor Spielbeginn, Vorstand Karl-Heinz Rummenigge ein paar Minuten später, aber noch vor der Bundestrainerin Silvia Neid und vor Pier-Luigi Collina, der ewigen Glatze. Unter den Zuschauern: viele Familien, Kinder mit Waffeln und Granatäpfeln in der Hand, Mädels in Kickstiefeln, Frauen mit Cappucchino- und auch mit Bierbechern. Ein Damen-Duo singt noch „Komm, wir malen uns das Leben!”, eine ungewohnte Champions-League-Hymne erklingt, Final-Botschafterin Steffi Jones bringt den Pott, die Südkurve skandiert kurz „Bayern”, zündet den ersten Bengalo, wird ausgepfiffen – und dann geht's pünktlich los. Nichts zu hören von den Anhängern aus Frankfurt oder Lyon, also singen sich die Bayern-Fans schon mal mit einem Klassiker warm für Samstag: „Europapokal!Europapokal! Europapokal! Europapokal!”
Die Geschichte des erst in der zweiten Hälfte ansehnlichen Spiels ist schnell erzählt: ein ausnehmend ungeschicktes Foul von Melanie Behringer beschert Lyon in der 14. Minute einen Elfmeter und die Führung durch Eugenie Le Sommer; zwölf Minuten später irrlichtert Frankfurts Torfrau Desiree Schumann vor ihrem Strafraum rum und wird prompt überspielt: 2:0 durch Camille Abily – und die Südkurve singt: „Wir ham die Schnauze voll!” – na prima. Hoffentlich werden sie diesen Text am Samstagabend nicht brauchen.