Löw: „Wir reden über Kuranyi“
Bundestrainer Löw äußert sich zum Schalker und zeigt überraschend Tendenzen, den einst von ihm verbannten Stürmer zu begnadigen. Die AZ überprüft alle Kandidaten für den WM-Angriff.
MÜNCHEN Die überraschende Schalker Pleite in Hannover hat auch Kevin Kuranyi nicht verhindern können. Beim 2:4 gegen den Abstiegskandidaten reihte sich der Stürmer ein in die zum Teil „amateurhafte Vorstellung“ (Keeper Manuel Neuer) der Truppe um Trainer Felix Magath. Schalke erlitt durch die Pleite einen herben Rückschlag im Titelrennen. Und Kuranyi? Er spielte zum ersten Mal seit Wochen schwach, blieb somit bei seinen 18 Saisontreffern.
Dennoch scheint er sich wieder Hoffnung machen zu dürfen auf eine Teilnahme an der WM in Südafrika. In der Diskussion um die Begnadigung des 28-Jährigen hat sich nun Bundestrainer Joachim Löw erstmals geäußert.
In „BamS“ kündigte Löw an, sich bei einem Treffen im Schwarzwald mit seinem Co-Trainern Hansi Flick, Torwarttrainer Andreas Köpke und Chefscout Urs Siegenhaler auch über Kuranyi zu unterhalten. „Wir werden sicherlich über Kuranyi reden, das Thema Kuranyi ist ja vorhanden. Wir werden das besprechen“, sagte Löw. „Wir werden die für uns richtige Entscheidung treffen“, präzisierte er gestern bei Sport 1 (ehemals DSF). Mit Betonung auf: „für uns“. Ob das ein Anzeichen ist für eine Trendwende im Fall Kuranyi, scheint offen.
Die Situation der WM-Kandidaten für den Sturm in der AZ-Analyse:
Miroslav Klose (22 Bundesligaspiele, 2 Tore):
Bei Bayern spielt er kaum noch eine Rolle, ist nur noch Stürmer Nummer vier, zudem außer Form. „Bei uns hat er immer Leistung gebracht“, sagt dagegen Löw. Seine WM-Nominierung gilt als sicher, hat wohl auch einen Stammplatz sicher.
Mario Gomez (27 Spiele, 10 Tore):
Spielt auch keine überragende Saison, hat sich bei Bayern aber klar durchgesetzt gegen Klose. In der Nationalmannschaft ist er aber eher umstritten.
Lukas Podolski (24 Spiele, 2 Tore):
Statt nach seinem Weggang aus München bei seinem Lieblingsklub aufzublühen, droht er in Köln zum Marketing-Gag zu verkommen. Bei Löw scheint er dennoch gesetzt zu sein – als Linksaußen oder im Sturmzentrum.
Cacau (21 Spiele, 9 Tore):
Spielt eine gute Rückrunde, wird Stuttgart nach der Saison verlassen, liebäugelt mit einem Wechsel nach Sevilla. In der Nationalmannschaft könnte der gebürtige Brasilianer (3 Länderspiele) die Rolle einnehmen, die Oliver Neuville bei der WM 2006 und der EM 2008 innehatte: die des gut gelaunten, pflegeleichten Kaderspielers, der sich ohne zu Murren auf die Ersatzbank setzt, aber trotzdem im Alleingang Spiele entscheiden kann.
Stefan Kießling (29 Spiele, 18 Tore):
Der 26-jährige Leverkusener spielt die Saison seines Lebens, hat ebenso viele Tore wie Kuranyi erzielt und müsste Löw allein schon wegen seiner Laufbereitschaft gefallen. In der Nationalelf ist er trotzdem ohne große Lobby – seit 2007 kam er nur zu drei Länderspielen. Sollte Kuranyi doch noch nominiert werden, müsste er wohl zu Hause bleiben.
Kevin Kuranyi (29 Spiele, 18 Tore):
Zur Zeit wohl der beste deutsche Stürmer. „Ich hoffe, der Bundestrainer entscheidet sich bald. Wie auch immer“, sagte Schalkes Trainer Felix Magath, „diese schwebende Situation belastet alle.“ Löw wird sich auch die Frage stellen, ob Kuranyi, der im DFB-Dress nie dauerhaft überzeugen konnte, sich im Falle einer Nominierung ohne Murren auf die Bank setzen würde.
fil
