Lewandowski, Haaland, Bellingham, Nkunku: Der Bundesliga droht der Ausverkauf
München - Es ist eigentlich jeden Sommer dasselbe Spiel in der Bundesliga: 103 Millionen für Jude Bellingham, 60 Millionen für Christopher Nkunku – wieder landet eine Menge Geld im deutschen Oberhaus, wieder landen die Attraktionen im Ausland. Im Jahr davor waren es bereits Erling Haaland (Manchester City) und Robert Lewandowski (FC Barcelona).
Der Exodus der (werdenden) Topstars vor allem in Richtung England und Spanien bedroht – so die vordergründige Meinung – den ohnehin sinkenden Stellenwert des liebsten deutschen Sportkindes.
Immer mehr Stars wandern ab: Wie attraktiv ist die Bundesliga noch?
Lothar Matthäus ließ fast flehentlich in seiner Sky-Kolumne verlauten: "Jeder Star ist herzlich willkommen. Jeder große Name macht unsere Liga attraktiver für Fans und Auslandsvermarktung."
In der Tat ist die potenzielle Star-Auswahl der kommenden Bundesliga-Saison überschaubar: Die Toptalente Jamal Musiala (Bayern) und Florian Wirtz (Leverkusen) freilich, dazu Frankfurts Randal Kolo Muani (wenn er denn bleibt), Bayerns Sadio Mané (wenn er sich an seine Liverpooler Fähigkeiten erinnert), vielleicht dessen arg wankelmütige Klub-Kollegen Leroy Sané und Serge Gnabry.
Nur 13 der 100 laut "transfermarkt.de" wertvollsten Fußballer der Welt kicken nach aktuellem Stand 2023/24 in der Bundesliga, mehrere davon (Josko Gvardiol, Dominik Szoboszlai, Kolo Muani) könnten sich noch verabschieden. Der internationale Flirtfaktor ist also überschaubar, dass die Aufsteiger Heidenheim und Darmstadt heißen, hilft dem notorischen DFL-Sorgengebiet Auslandsvermarktung ebenso wenig.
Selbst der FC Bayern ist im internationalen Transferpoker oft chancenlos
Im internationalen Wettbewerb verpufft auch die Wirkung der vermeintlich üppigen Transfereinnahmen. Seit 2015/16 floss alleine aus Englands Premier League deutlich mehr als eine Milliarde Euro in die Bundesliga.
Klingt gewaltig, relativiert sich aber angesichts der zwei Milliarden die Manchester Citys Besitzer Scheich Mansour seit 2008 in seinen Klub gepumpt hat. Daraus folgt, dass mittlerweile selbst der FC Bayern mitunter bei Wunschspielern wie im Vorjahr Haaland chancenlos ist.
Die Zahl der Bundesliga-Spieler, die auch mit einigem Abstand von Vereinen wie Fans schmerzlich vermisst werden, hielt sich jedoch arg in Grenzen. Die Abgänge der Dortmunder Jadon Sancho (85 Millionen/ManUnited) und Ousmane Dembélé (135 Millionen/Barça) beispielsweise waren für Klub wie Liga verschmerzbar – bei Haaland oder Lewandowski mag das anders sein. Doch ausgerechnet nach deren Abgang war die Bundesliga-Saison die spannendste seit Jahren.
Neue Stars für die Bundesliga: Kreatives Scouting ist gefragt
Und überhaupt: Die Bundesliga verliert seit jeher regelmäßig die populärsten Spieler. Ob 70er (zum Beispiel Netzer, Beckenbauer), 80er (Rummenigge, Matthäus), 90er (Häßler, Sforza), 00er (Ballack, van der Vaart) oder 10er (Dzeko, De Bruyne, Kroos) – stets waren Stars nicht zu halten. Stets kursierte die Mär vom Niedergang, stets fanden die Vereine Lösungen.
Und die lagen eben nicht in einem ruinösen Rattenrennen mit scheinbar übermächtigen Rivalen wie einst Italiens Serie A (oder heute der Premier League). Sondern in gekonntem, kreativem Scouting. Denn: Fertige Weltstars wechselten selten bis nie in Deutschlands Eliteklasse. Prägende Spieler – von Makaay über Diego, Micoud, Toni, Ribéry, Robben bis zu De Bruyne und Bellingham – kamen in die Bundesliga, als sie entweder (noch) nicht für allergrößte Weltklubs interessant oder in einem kleinen Karrieretief waren.