Gegen Österreich: Blamieren oder panieren
Immer wieder Österreich: Mit einem Sieg am Freitag kann Deutschland das WM-Ticket schon fast lösen. Im Vorfeld spürt man deutlich: Das ist kein normales Spiel.
München - Der DFB hat Mut zur Folklore bewiesen, als man das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich an München vergab, und nicht etwa an Hamburg.
So steigt am Freitag (20.45 Uhr, ZDF live) das Nachbarschaftsduell in der Allianz Arena, man könnte sagen: Münchens wahres, einziges Derby auf Profi-Niveau.
1980 begegneten sich Deutschland und Austria, damals zwei Jahre nach Cordoba noch ganz felix, schon einmal in München – im Olympiastadion. Es war die Revanche für die DFB-Pleite bei der WM 1978 in Argentinien (2:3).
Die "Kronen-Zeitung" erschien diese Woche mit einem "Cordobart" zum Ausschneiden, wie ihn der damalige Doppeltorschütze Hans Krankl trug. Olle Kamellen? "Ich habe jetzt schon so oft gegen Österreich gespielt", meint Philipp Lahm, gebürtiger Münchner, "vorher hieß es immer, jetzt wollen sie es uns endlich zeigen. Bis jetzt haben sie es nicht geschafft."
Geh, bitte! War das ein "Eigengoal", ein Gurkerl-Spruch? Denn so motiviert man Gegner. Braucht’s doch nicht! Die aktuelle Nummer 55 der Fifa-Weltrangliste will mit sechs Bundesliga-Legionären um David Alaba vom FC Bayern in der Startelf das rot-weiß-rote Wunder gegen die Nummer zwei schaffen.
Die Elf des Schweizer Teamchefs Marcel Koller ist schließlich kein Jausengegner mit einem Eiergoalie – auf Deutsch: kein Kanonenfutter. "Wenn wir uns den A... aufreißen (und das werden wir!!!) und David nicht in die falsche Kabine läuft, wird's verdammt spannend!! Der Freitag kann kommen!!", kündigt Marko Arnautovic auf seiner Facebook-Seite an.
Aleksandar Dragovic verspricht: "Wir werden das Letzte geben, um Österreich stolz zu machen." Zlatko Junuzovic beschreibt die Stimmung im Team so: "Schon vor dem Heimspiel vor einem Jahr hatten wir eine riesige Geilheit auf das Spiel, jetzt ist es ähnlich." Beim letzten Duell am 11. September 2012 in Wien hatte die Löw-Elf glücklich 2:1 gewonnen.
Eine Heimpleite der Deutschen hätten historische Ausmaße, zuletzt gewann Österreich 1931 (in Berlin mit 6:0). Motto für das DFB-Team: Blamieren oder panieren (österreichisch für "verhauen").
"Es ist ein Prestigeduell, ganz klar", sagt Thomas Müller, geboren in Pähl am Ammersee, "vor allem wir Bayern haben ja einen kurzen Weg, wenn wir zum Skifahren gehen oder andere Urlaubsziele ansteuern."
Und Lahm ergänzt: "Ich war schon so oft in meinem Leben in Österreich." Bei der Hochzeitsfeier des Bayern-Kapitäns und seiner Frau Claudia im Juli 2010 gab der österreichische Schmusepop-Sänger Rainhard Fendrich ein Privatkonzert. Lahm wünschte sich den Schlager "Weus'd a Herz host wia a Bergwerk".
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Ein Reporter vom ORF-Radio erteilte dem Pressekonferenz-Duo vom Donnerstag ein ordentliches Schmäh-Zeugnis: "Respekt, Philipp und Thomas! Ihr seid’s ja fast so gut wie bei uns der Alaba und der Arnautovic." Auch was das Leistungsniveau betrifft, hat man sich angenähert – glauben die Österreicher.
Teamchef Koller gíbt die Parole aus: "Die Deutschen müssen uns spüren.“ Er verspricht: „Wir werden sehr, sehr giftig sein." Derby-giftig. "Der Respekt ist größer geworden vor uns", sagt Martin Harnik (Stuttgart). Sebastian Prödl (Bremen) ergänzt: "Die Witze sind weniger geworden, das haben wir uns aber auch erarbeitet."
Das österreichische Magazin "News" titelte jedoch schon mal: "Uns bleibt immer noch Córdoba. Aber was bleibt euch?" Bei einem Sieg die Copacabana. Gewinnt die DFB-Elf gegen den ersten Verfolger der Gruppe C, könnte man das Ticket für die WM 2014 in Brasilien bereits am Dienstag auf den Färöer Inseln klarmachen.
Wie hat Österreich dort einst gespielt? War da was?