Fan-Wut nach DAZN-Preisschock: "Das trifft sie ins Mark"
Aufgebrachte Anhänger, heftige Kommentare und ein Shitstorm bei Twitter – über zu wenig Arbeit dürfte sich das Social-Media-Team von DAZN keineswegs beschweren.
"Was für ein Feierabend?", fragte der Streaminganbieter nach einem turbulenten Tag, an dem sich durch den angekündigten Preissprung die Wut der Fans entladen hatte.
Fans fordern: Profi-Fußball soll für alle zugänglich sein
Für sie wird das Fußballgucken schließlich teurer, dazu nervt die Zersplitterung der Rechte mehr und mehr. Fast 60 Euro werden demnächst für die beiden Abos bei DAZN und beim Pay-TV-Sender Sky fällig, um alle Spiele der Bundesliga sehen zu können. Die Kritik der Fans richtet sich nicht allein dagegen – für sie ist es ein weiterer Schritt der Entfremdung vom Milliardenbusiness Profifußball.
Die Anhänger wollten einen "basisnahen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Fußball", einen, "der bezahlbar bleibt und der allen Menschen zugänglich ist", teilte die Interessenvertretung Unsere Kurve mit. Natürlich werde "jede Entscheidung, die diesen Vorstellungen widerspricht, zu einer weiteren Entfremdung beitragen". Das Beispiel DAZN passe leider ins Gesamtbild.
Deshalb erhöht DAZN die Preise
Der Streaminganbieter bemühte sich, die Wogen zu glätten. Der Plan sei gewesen, "mit einem sehr niedrigen Preis in die Saison zu gehen, um Fans die Möglichkeit zu geben, DAZN kennenzulernen", schrieb das Unternehmen bei Twitter: "Durch diese Preisanpassung wird DAZN den steigenden Kosten für Rechte, Inhalte und somit dem tatsächlichen Wert unseres Angebots erst gerecht."
Wie sich das auf die Nutzung auswirkt, ist offen. "Ich kann die Fans verstehen, dass das nicht positiv aufgenommen wird. Ich kann mich aber auch in die Sender hineinversetzen, die das refinanzieren müssen", sagte Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn. Rechte für Fußball seien "alles andere als preisgünstig".
Es gibt auch ein Leben ohne Fußball
Die Klubs treibt schon länger die Sorge vor einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit um – es ist eines der großen Themen für den Fußball in der Pandemie. Bei der Öffnung der Stadien hatten die Vereine teils große Probleme, die erlaubten Kapazitäten auszuschöpfen.
Viele hätten in den vergangenen zwei Jahren gesehen, "dass es auch ein Leben ohne Fußball gibt. Es kann sein, dass der Stellenwert des Fußballs immer mehr in den Hintergrund rückt", sagte etwa Sozialarbeiter Johannes Bagus vom Fanprojekt Dortmund. Das Vertrauen gehe verloren, die Glaubwürdigkeit des Produkts sei "immer mehr zerrüttet".
Klar ist, dass das Geld für den Profifußball aus der TV-Vermarktung nicht vom Himmel fällt. Durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro, die von den Rechteinhabern aus dem deutschsprachigen Raum kommen, schüttet die Deutsche Fußball Liga (DFL) pro Saison in dieser Periode an die Klubs aus. Dass die Rechte an mehrere Anbieter verteilt werden, ist zudem vom Bundeskartellamt vorgesehen.
Doch die erhofften Vorteile für den Fan durch mehr Wettbewerb unter den Rechteinhabern scheinen verlorenzugehen. "Wir arbeiten viel mit jungen und mit jugendlichen Fans zusammen, die im Studium oder in der Ausbildung sind", sagte Bagus: "Vieles wird sowieso teurer, die Mieten explodieren – das können sich viele Leute nicht mehr leisten, das trifft sie ins Mark."
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