Dieter Reiter: Wir, ganz brasilianisch
München - Fußballfan bin ich schon von Kindesbeinen an. Das wurde mir sozusagen von meinen Eltern in die Wiege gelegt. Die ganze Familie hat mitgefiebert, wenn die deutsche Nationalmannschaft aufgelaufen ist.
Aus dieser Zeit ist mir vor allem ein Fußballspiel in Erinnerung geblieben: 1972, das Finale bei der Europameisterschaft in Brüssel: Deutschland gegen Sowjetunion. Endstand: 3:0. Ein Traumspiel, eher untypischer deutscher Fußball. Unser Team spielte fast brasilianisch. Sepp Maier, Paul Breitner, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß – so schön kann Fußball sein!
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Danach folgten einige Jahre mit eher durchschnittlichem deutschen Fußball. Einige Misserfolge, natürlich auch Erfolge – aber doch eher „Kraftfußball“ statt spielerischem Glanz. Das hat sich inzwischen wieder grundlegend geändert. Seit über zehn Jahren begeistert unsere Mannschaft mit intelligentem und technisch nahezu perfektem Spiel. Heute sind Spielwitz und Kampf die erfolgreiche Mischung.
Hinzu kommt noch etwas anderes, was mir an Nationalmannschaften ganz generell gefällt: Während die Profiklubs inzwischen je nach Finanzlage beinahe beliebig viele Spieler ein- und verkaufen können, geht es bei den Nationalmannschaften nicht um Ablösen und Kaufverträge, sondern einfach um die besten Spieler eines Landes. Und das ist gut so.
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Ich freue mich schon sehr auf die nächsten vier Wochen. Wir haben eine Mannschaft mit sehr viel Turniererfahrung und einer erfolgversprechenden Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Spannend werden sicher auch die hoffentlich stattfindenden sogenannten Klassiker: Gegen England, Frankreich, Italien, Spanien oder auch gegen Österreich, das sind schon besondere Spiele für deutsche Fußballanhänger. Ich wünsche der deutschen Mannschaft viel Glück bei dieser EM und uns als Fans spannende und hochklassige Spiele.