Die müden Männer von Baku: „Schön, dass es vorbei ist“
Es war das Ende einer langen Nach-WM-Saison, und es ist glücklich zu Ende gegangen. Mit einem überschaubar spannenden 3:1 (2:0) in Aserbaidschan gelang dem DFB-Team der siebte Sieg im siebten Qualifikationsspiel. Damit kann die elfte EM-Teilnahme in Folge seit 1972 nur noch theoretisch scheitern. Amtlich ist dagegen, dass nun auch die Nationalspieler endlich Urlaub machen dürfen. Nächstes Date mit dem Bundestrainer: in zwei Monaten in Stuttgart gegen Brasilien.
Und so war es wieder einmal Thomas Müller, der die Lage mit wenigen Worten treffend skizzierte: „Schön, dass es vorbei ist.“ Die müden Männer von Baku haben ihre EM-Tickets in der Tasche.
Joachim Löw entließ seine Mannen nach dem eher mittelprächtigen Spiel mit warmen Worten: „Man muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir haben in dieser Saison Großartiges geleistet. Immerhin ist es schon 24 Tage nach Bundesliga-Ende. Natürlich hat man heute gemerkt, dass die Spieler nach der langen Saison am Limit sind.“
Bestes Beispiel: Mesut Özil. Der Schütze des 1:0 in der 30. Minute bekam nach seinem feinen Treffer (Innenpfosten und rein) keinen Arm zum Jubeln hoch, und auch die Kollegen trabten nur sehr langsam zum Gratulieren an. Die Löw-Truppe war kollektiv platt. 5317 Kilometer Anreise von Wien und ein Motivationswert ähnlich hoch wie die geografische Lage des Spielorts: 28 Meter unter Null.
Baku: Heimat der Eurovisions-Sieger Ell und Nikki sowie von Tofiq Bahramov, dem Linienrichter, der 1966 in Wembley ein Tor gesehen hatte, das nie gefallen ist. Später machten sie ihn zum Generalsekretär des Fußballverbandes, gaben dem Nationalstadion seinen Namen, er bekam eine Sonder-Briefmarke und eine Statue. Enthüllt wurde diese von Michel Platini, Fifa-Präsident Sepp Blatter – und Geoff Hurst, dem so genannten Torschützen des 3:2. Ha!
Das schrie nach Strafe. Die fiel zwar nicht so hart aus wie beim 6:1 im Hinspiel, zuweilen aber doch schön anzusehen. In Minute 41 brauchte die DFB-Elf nur drei Ballkontakte vom eigenen Strafraum bis in Gegners Tor: Holger Badstuber schickte Özil steil und flach über links, ein Blick, ein Pass, schon hatte Mario Gomez wieder getroffen: 2:0, sein vierter Treffer im dritten Spiel.
Abgesehen von weiteren Treffern (Murad Husejnow in der 89. zum 2:1 und der für den blassen Lukas Podolski eingewechselte André Schürrle in der 93. Minute zum Endstand) war die Partie deswegen bemerkenswert, weil die jüngste DFB-Elf in einem Punktspiel auf dem Feld stand, Durchschnittsalter: 23,45 Jahren. Philipp Lahm, wie schon gegen England auf der Sechser-Position, war der Senior. „Ein komisches Gefühl, mit 27 der Älteste zu sein“, gab der Kapitän zu, „aber das zeigt die Qualität, die wir in Deutschland haben.“
Die Berti-Vogts-Truppe war zwar im Schnitt noch ein bisschen jünger als die Löw-Bubis, aber rein qualitativ doch ungefähr 5317 Kilometer weit weg. Löw & Co. landen um fünf in der Früh in Frankfurt und verstreuen sich sofort in alle Urlaubswinde, alle mit dem selben Gedanken: Schön, dass es vorbei ist.