«Cowboy» Ronaldo sentimentaler Weltfußballer

Zürich (dpa) - Als ihm der große Pélé die Trophäe für den besten Spieler der Welt überreichte, wurde Cristiano Ronaldo plötzlich ganz sentimental. Keine Spur mehr vom «Macho aus Madeira», der Fußball-Cowboy kämpfte mit den Tränen.
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Cristiano Ronaldo posiert mit seiner Auszeichnung.
dpa Cristiano Ronaldo posiert mit seiner Auszeichnung.

Zürich (dpa) - Als ihm der große Pélé die Trophäe für den besten Spieler der Welt überreichte, wurde Cristiano Ronaldo plötzlich ganz sentimental. Keine Spur mehr vom «Macho aus Madeira», der Fußball-Cowboy kämpfte mit den Tränen.

«Das ist einer der wichtigsten Momente in meinem Leben. Ich habe selten so etwas Überwältigendes erlebt», sagte der von der FIFA zum Weltfußballer des Jahres 2008 gekürte Portugiese und widmete den Titel seiner Familie. Der größte Augenblick seiner Karriere machte den Mittelfeldflitzer von Manchester United ganz weich und ungewohnt kollegial. «Alle Fünf hätten diesen Preis verdient gehabt», sagte er zu seinen geschlagenen Final-Konkurrenten Lionel Messi, Fernando Torres, Kaká und Xavi.

Brave Komplimente an deutsche Kollegen musste Cristiano Ronaldo nicht machen. Zum sechsten Mal in Serie hatte es kein Spieler aus dem Land des Vize-Europameisters zur festlichen Endausscheidung ins Zürcher Opernhaus geschafft. Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack - einziger DFB-Akteur im Kreis der nominierten 23 - kam wie im Vorjahr Miroslav Klose abgeschlagen auf Platz 14. Seine meisten Stimmen erhielt der Chelsea-Profi aus der Mongolei und aus Sri Lanka. Aserbaidschans deutscher Nationaltrainer Berti Vogts setzte Ballack auf Platz drei.

Das mäßige Abschneiden veranlasste den weiterhin einzigen deutschen Titelträger, Lothar Matthäus, zu einer dezenten Kritik. «In Deutschland wird der Fokus heute eher auf das Kollektiv gelegt», sagte der Rekordnationalspieler. «Früher war das noch anders. Wir sind auch mal angeeckt, waren dadurch eben auch individueller», sagte Gala-Gast Matthäus, der 1991 als erster Profi zum Weltfußballer gekürt worden war. Bei den 18 Auflagen der FIFA-Wahl schafften es bislang erst vier deutsche Spieler auf den roten Teppich: Nach Matthäus noch Thomas Häßler, Jürgen Klinsmann und zuletzt Oliver Kahn im Jahr 2002.

Immerhin die deutschen Frauen waren wieder vertreten. Nadine Angerer wurde bei ihrem Gala-Debüt Vierte, Birgit Prinz war mit Platz zwei hinter der Brasilianerin Marta zufrieden - und eine der ganz wenigen, die nicht in die Jubelarien für Cristiano Ronaldo einstimmen wollte. «Mein Typ ist der nicht», sagte die Titelträgerin der Jahre 2003 bis 2005. Rein auf die fußballerischen Fähigkeiten bezogen schwärmte Franz Beckenbauer vom Dribbelkünstler, der «ManU» zur englischen Meisterschaft und zum Erfolg in der Champions League geführt hatte: «Er ist ein kompletter Spieler, hat eine ungeheuere Dynamik. Er ist ein verdienter Sieger.»

Die Weltpresse verneigte sich ebenso vor dem Fußball-Beau, der mit 23 Jahren zweitjüngster Sieger nach seinem Namensvetter Ronaldo und der erste aus der englischen Premier League ist. «Immer wieder Ronaldo. Die Welt liegt ihm zu Füßen», schrieb die italienische «Gazetta dello Sport». In England titelte der «Daily Mirror»: «Ronaldo der Große. Cristiano, die unbesiegbare Nummer Eins», und selbst die seriöse «Times» verkündete: «Welt-Herrschaft: Pelé krönt Ronaldo zum Top-Spieler des Planeten».

Leise Kritik am Wahlergebnis wurde in Spanien laut. «Es gewann der Schönste, nicht der Beste. Bei der FIFA zählen das Marketing und das Geld mehr als die fußballerische Klasse eines Leo Messi», schrieb «Sport». Argentiniens größte Sportzeitung «Olé» tröstete den Dribbler vom FC Barcelona und machte ihm Mut für 2009: «Warte noch ein Jährchen». Dem Titelträger war das wohl egal: Als sein emotionaler Anflug vorüber war, rief er via TV gen Heimat: «Ich würde meiner Mutter und Schwester gerne sagen, dass sie das Feuerwerk jetzt starten können.»

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