Champions-League-Qualifikation: 1899 Hoffenheim hat in Liverpool viel vor
Liverpool - Der Angriff auf Anfield begann am Dienstagmittag. Um kurz vor 12 Uhr setzte sich der Tross der TSG 1899 Hoffenheim bei strahlendem Sonnenschein am Trainingszentrum in Bewegung und stieg später auf dem Mannheimer Flugplatz in die bereitstehende Chartermaschine.
Die Stimmung von Trainer-Überflieger Julian Nagelsmann und seinen Profis war dabei ähnlich gut wie das Wetter - die Kraichgauer glauben fest an den Erfolg ihrer Mission an der Merseyside. "Wir werden sicher ein gutes Spiel machen - das kann ich versprechen", sagte Nagelsmann, der trotz des 1:2 im Hinspiel gegen den FC Liverpool große Zuversicht verbreitet: "Ein 2:0 ist der grobe Plan, noch schöner wäre ein 3:0."
In jedem Fall muss der Bundesligist am Mittwoch im Play-off-Rückspiel zur Champions League (20:45 Uhr/ZDF und Sky) bei der Mannschaft von Teammanager Jürgen Klopp Fußball-Geschichte schreiben, um noch in die lukrative Gruppenphase einzuziehen.
Der erste Sieg eines deutschen Teams im 15. Anlauf beim früheren englischen Rekordmeister ist gefordert - und dabei muss der Europacup-Debütant auch noch mindestens zwei Tore erzielen. Neben dem sportlichen Ruhm geht es um viel Geld. Sollten die Hoffenheimer als fünfte Bundesliga-Mannschaft (von 23) in den Play-offs scheitern, müssen sie in der Europa League antreten. Dann wären der TSG 12,7 Millionen Euro Startgeld durch die Lappen gegangen, insgesamt beträgt die finanzielle Differenz zwischen der Königsklasse und der Europa League mindestens 15 Millionen Euro.
Wäre die Königsklassen-Reform ein Jahr früher gekommen, müsste der Tabellenvierte der vergangenen Saison nicht bangen. Ab der kommenden Spielzeit sind die ersten vier Teams der vier besten Ligen für die Gruppenphase gesetzt. Doch so ist Nagelsmann gefragt, seit Sonntag tüftelt der Trainer des Jahres an seinem Matchplan.
"Können es schaffen"
Optimismus und Selbstvertrauen hat der 30-Jährige, der im Vergleich zum 1:0 (1:0) am Samstag gegen Werder Bremen beim Personal rotieren wird, seinen Schützlingen bereits eingeimpft. "Dass wir in der Lage sind, zwei Tore zu schießen, steht außer Frage. Wir werden mit breiter Brust auflaufen und alles in die Waagschale werfen", sagte Abwehrchef und Co-Kapitän Kevin Vogt: "Wir können es schaffen. Ich fahre mit einem Lächeln dahin."
Ähnlich äußerten sich Serge Gnabry, Kerem Demirbay und Mark Uth. "Wir gehen das extrem positiv an", äußerte Gnabry. Demirbay gab zu Protokoll, dass "wir dort bestehen und mindestens zwei Tore machen" können. "Wir haben die Möglichkeit aufs Weiterkommen - davon bin ich völlig überzeugt", sagte Uth, der im Hinspiel das erste Europapokal-Tor der TSG erzielt hat und bereits von einer Schlagzeile träumt: "Hoffenheim schafft die Überraschung in Liverpool!"
Auf der anderen Seite will der zur Vorsicht mahnende Klopp ("Es ist erst eine Halbzeit gespielt") die Reds zum ersten Mal seit drei Jahren wieder in die Gruppenphase führen - zudem wären dann fünf englische Mannschaften in der Königsklasse vertreten.
Das würde an der Anfield Road auch die Diskussion um den wechselwilligen Philippe Coutinho zwischenzeitlich in den Hintergrund drängen. 130 Millionen Euro will der FC Barcelona für den Brasilianer zahlen - die Millionen aus der Champions League würden den Engländern ihr bisheriges "No" zu dem Transfer sicher noch leichter machen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen
FC Liverpool: Mignolet - Alexander-Arnold, Matip, Lovren, Moreno - Henderson - Can, Wijnaldum - Salah, Firmino, Mane
TSG 1899 Hoffenheim: Baumann - Nordtveit, Vogt, Hübner - Kaderabek, Geiger, Demirbay, Kramaric, Zuber - Wagner, Gnabry
Schiedsrichter: Daniele Orsato (Italien)