Bundesliga, Samstag um 20.15 Uhr? - Wetten, dass das Ärger gibt?

Fußball-Knaller künftig in Konkurrenz zu Thomas Gottschalk, Samstagskrimi und Unterhaltungsshows? Neue Fernsehpläne gefährden den Familienfrieden - und bringen die Fans auf die Palme.
von  Abendzeitung
Spitzenspiele, wie hier Bayern gegen Bremen, künftig am Samstagabend?
Spitzenspiele, wie hier Bayern gegen Bremen, künftig am Samstagabend? © Rauchensteiner/Augenklick

Fußball-Knaller künftig in Konkurrenz zu Thomas Gottschalk, Samstagskrimi und Unterhaltungsshows? Neue Fernsehpläne gefährden den Familienfrieden - und bringen die Fans auf die Palme.

MÜNCHEN Im englisch-lastigen Fernsehjargon heißt es Primetime: Samstagabend, 20.15 Uhr – der bestmögliche Sendeplatz. Weil er die bestmögliche Einschaltquote in Aussicht stellt. Bisher balgten vor allem Unterhaltungsshows, Volksmusik und Spielfilme um Zuschauer. Jetzt soll auch noch die Bundesliga dazustoßen. Mit einem Live-Spiel im frei empfangbaren Fernsehen!

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge findet die Idee gut und schiebt sie an. Der „Sport-Bild“ sagte das Vorstandsmitglied der DFL: „FC Bayern gegen HSV oder Werder Bremen gegen Schalke 04 live in der ARD wären ein super Highlight. Und für die Fans sogar noch eine Verbesserung zum Status quo.“ Livespiele gibt es sonst nur beim Bezahlsender Premiere zu sehen. Und je eines im Free-TV zum Start der Hin- und Rückrunde.

Finanzielle Vorteile für die Klubs

Freilich soll sich der Status Quo auch für die Klubs verbessern. In finanzieller Hinsicht. Durchschnittlich sollen laut neuem TV-Vertrag 500 Millionen Euro jährlich an die Vereine fließen. Der Kontrakt gilt ab der Saison 2009/2010. Mehr Geld soll durch eine weitere Zerstückelung des Spieltages hereingeholt werden. Laut „kicker“ sind drei Sonntagspiele in der Bundesliga vorgesehen. Und vor allem: ein Livespiel samstags um 20.15 Uhr.

Ein absolutes Fernseh-Novum – zur besten Sendezeit tritt die Bundesliga in Konkurrenz zu Thomas Gottschalk und Co. Doch wetten, dass das Ärger gibt?

Streit über das sonst gemeinsame Fernsehprogramm

Johannes Stender vom Bündnis Aktiver Fußball-Fans ist jetzt schon empört: „Jede Zersplitterung des Spieltags ist schlecht. Und mit zwei Anstoßzeiten jetzt auch noch am Samstag ist es richtig schlimm.“ Zum einen für die Stadionbesucher: „Die kommen bei 20.15 Uhr dann ja gar nicht mehr nach Hause vor Sonntag.“ Vor allem aber für die Fans am TV, die sich am Samstagabend ums Programm streiten. Oder eben getrennt gucken. Stender, der Sprecher eines vereinsübergreifenden Zusammenschlusses von über 200 Einzelmitgliedern und vielen Fan-Institutionen, ahnt: „Da besteht nun die Gefahr, dass die noch weniger Zeit füreinander haben.“ Der Fußball gerät so zu einer Gefährdung des Familienfriedens. „Ganz klar, die 20.15-Uhr-Anstoßzeit fesselt an den Fernseher“, sagt Stender.

Manfred Strasser ist auf die Pläne der Bundesliga nicht gut zu sprechen. „Ich erwarte da mit meiner Frau Sandra einigen Diskussionsbedarf. Wir haben zwar zwei Fernseher“, meint der Münchner vom Bayern-Fanclub „De rodn Waginga“. „Trotzdem ist es blöd, dass man nun über das sonst gemeinsame Fernsehprogramm streitet.“

Strasser denkt auch an die Kinder: „Für die ist 20.15 Uhr viel zu spät. Aber so ist das, wenn es nur noch ums Geld geht.“

chp

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