Alte Helden, alte Probleme: Die Lehren aus dem Dänemark-Test

Seefeld - Für Fronleichnam rief Bundestrainer Joachim Löw in Seefeld den Tag der Regeneration aus - und besonders ein Spieler hatte diesen auch nötig: Mats Hummels (32).
Der Abwehrchef gab beim 1:1 im EM-Test gegen Dänemark in Innsbruck zwar ein ordentliches Comeback nach 927 Tagen DFB-Abstinenz, das entscheidende Laufduell gegen Yussuf Poulsen vor dem Ausgleich der Dänen (71. Minute) verlor er aber. Hummels wirkte nicht zu einhundert Prozent fit - und das war er offenbar auch nicht.
Mats Hummels hat leichte Knieprobleme
"Mats hatte am Anfang des Trainingslagers Probleme mit der Patellasehne am Knie", sagte Bundestrainer Joachim Löw: "Das behindert ihn manchmal beim Sprint ein wenig, ist aber nicht weiter tragisch. In der zweiten Halbzeit hat er es wieder etwas gespürt. Aber nach einem Tag Pause ist das wieder behoben." So zumindest die Hoffnung beim DFB.
Und wenn nicht? Könnte es dann sogar zu einer Rückholaktion von Jérôme Boateng kommen? Löw bescheinigte Hummels genauso wie Thomas Müller (31), dem zweiten Comeback-Routinier, ein "gutes Spiel. Verbessert waren die Kommunikation auf dem Platz, die Kommandos und Anweisungen. Das war auf jeden Fall sehr positiv."
Und sonst? Trotz der Anwesenheit der alten Helden Hummels und Müller offenbarte das DFB-Team alte Probleme. Die AZ erklärt die Lehren für Löw aus dem Dänemark-Test.
DFB-Elf: Wäre eine Viererkette nicht sinnvoller?
"Ich wollte das Zentrum mit drei Innenverteidigern gut schließen. Das ist uns gut gelungen", erklärte Löw seine Taktik. Die Dreierkette, die bei gegnerischen Angriffen zu einer Fünferkette wird, könne "beim Turnier absolut eine Option sein."
Es zeichnet sich ab, dass der Bundestrainer gegen den offensivstarken ersten EM-Gegner Frankreich am 15. Juni mit dieser Abwehrformation agieren will. Nur: Gegen Dänemark kassierte Deutschland trotzdem wieder ein Gegentor. Und: In der Offensive fehlt ein Spieler, wenn drei Innenverteidiger plus zwei Außenverteidiger auflaufen. Wäre eine Viererkette nicht sinnvoller?
Die rechte Sorgen-Seite der Nationalmannschaft
Leipzigs Lukas Klostermann, der am Donnerstag 25 Jahre alt wurde, enttäuschte abermals als Rechtsverteidiger. Er entwickelt im Offensivspiel einfach zu wenig Druck. Matthias Ginter (27) machte es in der zweiten Halbzeit etwas besser, dennoch fehlt weiter eine Top-Lösung. Diese wäre zweifellos Joshua Kimmich (26), aber der Bayern-Star wird im Mittelfeldzentrum benötigt.
Übrigens: Auch die linke Flanke ist mit Robin Gosens (26) nicht ideal besetzt.
Die Chancenverwertung des DFB-Teams ist weiter schlecht
Müller tat der deutschen Offensive sofort wieder sehr gut, er gefiel als Anspielstation und lautstarker Antreiber. Aber: Müller ließ nach Kimmich-Flanke eine erstklassige Kopfball-Chance aus (14.). Damit war er nicht der einzige DFB-Star an diesem Abend.
Kimmich selbst traf die Latte (77.), zuvor war schon Serge Gnabry (25) am Querbalken gescheitert (44.). Auch Leroy Sané (25), der von Kimmich ein ums andere Mal zurechtgewiesen wurde, ließ mehrere Möglichkeiten aus.
"Das Problem begleitet uns ja schon lange", kritisierte Löw: "Wir arbeiten uns eine Vielzahl von Chancen raus, belohnen uns aber nicht entscheidend. Es wird ein Thema sein, wie wir die Dinge konsequent zu Ende spielen können."
Niklas Süle ist ein Lichtblick für die Nationalmannschaft
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet Niklas Süle (25), der mit Fitness-Rückstand ins Trainingslager gereist war, avancierte gegen die Dänen gemeinsam mit Florian Neuhaus (24), dem Torschützen zum 1:0 (48.), zum besten deutschen Spieler. Er gewann viele wichtige Zweikämpfe, agierte souverän. "Ich habe sehr hart gearbeitet", sagte Süle. Er sehe sich "auf einem guten Weg, um beim ersten Vorrundenspiel gegen Frankreich topfit zu sein". Die DFB-Elf braucht ihn.