Zukunft des Bayern-Trainers: Pep oder nix!
München - Philipp Lahm weiß, was er tut. Und wann genau er welche Message loswerden möchte, um innerhalb des Vereins gezielt Dinge voranzutreiben. Das hat der Bayern-Kapitän oft bewiesen. Etwa, als er sich auch nicht scheute, eine Geldstrafe in Kauf zu nehmen, um auf Missstände hinzuweisen. Diesmal muss der 31-Jährige nichts fürchten. Er handelt im Sinne der Klubchefs. Am Samstag sprach er ein klares Votum der Mannschaft aus: Pro Pep! Trainer, bitte bleiben!
Das 4:0 gegen den 1. FC Köln war gerade abgehakt, neue Rekorde aufgestellt und die Gäste froh, recht glimpflich davongekommen zu sein. Da sah Lahm den Zeitpunkt gekommen, sich für Pep Guardiola stark zu machen. Zunächst bekräftigte der Weltmeister, dass er "sehr beeindruckt" sei, "wie die Mannschaft immer Gas gibt und nicht nachlässt". Kurz erwähnt: Zehn Siege in zehn Spielen – Rekord! 33 Tore – Bestmarke! Der 1000. Bundesliga-Sieg war ein erneuter Beweis, dass die Bayern längst über dieser Liga schweben. Unerreicht.
Zu diesen 1000 Erfolgen hat Trainer Pep Guardiola zwar nur 64 Siege beigetragen – allerdings in 78 Partien. Nur zwei Mal verloren seine Bayern, bevor der Titel feststand, in der Hinrunde nie. Womöglich emotionalisieren all die Rekorde den Spanier. Nach dem 4:0 gegen Köln sagte er pathetisch: "Das ist überragend. Ich bin sehr stolz, Trainer von Bayern München zu sein, der Verein ist immer ein Teil meines Lebens."
Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer, Vorstandschef und Sportdirektor, wollen Guardiola überzeugen, zu bleiben. Doch der 44-Jährige zögert, will noch keine Verhandlungen über seinen im Juni 2016 auslaufenden Vertrag führen. Nun der Vorstoß von Lahm. In einem Vier-Augen-Gespräch. "Ja, ich habe ihm den Wunsch der Mannschaft mitgeteilt", sagte Lahm. Und Peps Reaktion? Lahm bei "Sport1": "Das sage ich nicht. Weil das Vier-Augen-Gespräche sind. Und die sollten dann intern bleiben." Lahm wisse nicht, "warum der Trainer zögert". Der Kapitän: "Die Meinung der Mannschaft ist klar. Dass wir gerne mit unserem Trainer zusammenarbeiten, dass wir sehr, sehr gut mit ihm auskommen. Alles andere liegt nicht in unserer Hand." Aber hilft es, wenn die Mannschaft nun Druck macht? Beeinflusst das überhaupt Guardiolas Entscheidungsprozess? Die Verantwortlichen wollen bis Ende Dezember Klarheit.
Die Mannschaft will Guardiola nicht missen. "Wir sind uns alle einig, dass er ein super Trainer ist. Mir persönlich macht es sehr viel Spaß, mit ihm arbeiten zu dürfen", sagte Arjen Robben, "ich hoffe, dass er noch ganz lange bei diesem Verein bleibt. Wir haben Spaß mit ihm." Nicht nur das. Die Mannschaft profitiert von der Perfektion, mit der Guardiola sie auf die Gegner vorbereitet, von der Hingabe und Besessenheit, mit der er jeden Akteur besser und das Team flexibler macht. "Ich glaube, dass der Trainer die deutschen Vereine besser kennt als wir Deutsche", sagte Manuel Neuer im ZDF.
Manchester City oder vielleicht bald der FC Chelsea seien Optionen Guardiolas, heißt es. Laut "Daily Mail" soll er zwischen zwei Optionen schwanken: Bayern oder ein Londoner Klub. Arsenal eventuell, falls Arsène Wenger freiwillig geht. Die Bayern-Bosse sollen bereits zu Carlo Ancelotti (56) Kontakt aufgenommen haben. Die Mannschaft hat davon erfahren. Vielleicht deshalb nun Lahms Vorstoß. Gerade noch rechtzeitig?
Ancelotti, der Ex-Trainer von Real Madrid, gilt auf diesem Niveau als einzig Sinn ergebender Nachfolger von Guardiola. Der "Gazzetta dello Sport" sagte er: "Bayern wird die Bundesliga gewinnen ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen." Und weiter: "Ich muss gestehen, dass ich Bayerns Spiele nicht genießen kann. Es gibt einfach zu wenig echten Wettbewerb." Dies könnte ihm, ihm, der momentan ein Sabbatical einlegt, nächste Saison ganz gut gefallen. Aber nur als Bayern-Trainer.