Wird Bayern noch Meister? Nur mit Rekord!

MÜNCHEN - Der FC Bayern liegt nach elf Spielen zwölf Punkte hinter dem Ersten. Aufgeholt wurde solch ein Rückstand noch nie. „Eigentlich nichts“spricht für den Rekordmeister, meint Franz Beckenbauer.
Im Grunde fehlt noch Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsboss. In den letzten Tagen hat beinahe jeder aus der Führungsetage beim FC Bayern seinen angestauten Frust herausgelassen, ob das Uli Hoeneß in einer TV-Sendung war oder Louis van Gaal am Samstag nach dem 3:3 in Mönchengladbach in der Bayern-Kabine.
Franz Beckenbauer nimmt’s ja eher mit einer Mischung aus Humor und Nonchalance, sagte jedoch wahre Worte, was die Aussicht auf die Titelverteidigung in der Bundesliga betrifft. Was denn noch für die Bayern als Meister 2011 spräche? „Eigentlich nichts“, war die Antwort. So schaut’s aus. Denn nicht mal die Statistik meint es noch gut mit den Bayern. Zwölf Punkte Rückstand nach elf Spieltagen, beinahe einem Drittel der Saison – eine Klettertour auf den Gipfel sollte es werden, momentan sind die Dortmunder jedoch nur mit dem Fernglas von der Mittelstation aus zu erkennen.
Hat denn eine Mannschaft jemals zwölf Punkte Rückstand zu einem vergleichbaren Zeitpunkt der Saison aufgeholt? Nein. Rekordaufholjäger ist Felix Magath – allerdings nicht mit dem FC Bayern. In der Saison 2008/09 betrug der maximale Rückstand des VfL Wolfsburg nach 15 Spieltagen immerhin elf Punkte auf Hoffenheim, am Ende wurde Magath Meister.
Und die Bayern? Das Vorbild ist mal wieder der Franz. In der Saison 1993/94 wurde Erich Ribbeck kurz nach Weihnachten entlassen, dabei hatte er schon einen Teil des selbst eingebrockten Rückstandes – zehn Zähler waren es nach dem 11. Spieltag auf Eintracht Frankfurt – wettgemacht. Doch die Kür gelang Franz Beckenbauer. In der Rückrunde schaffte er am 23. Spieltag das Überholmanöver, wurde Meister. Das Maximum – als die Zwei-Punkte-Regel noch galt.
„Ohne Ribéry und Robben ist die Mannschaft, ich würde nicht sagen, nur Mittelmaß – es ist immer noch eine gute Mannschaft, aber keine exzellente“, sagte Beckenbauer am Sonntag bei „sky“. Letzte Rettung Rückrunde? Zumindest Franck Ribéry könnte im Heimspiel gegen Nürnberg am Sonntag (17.30 Uhr) wieder im Kader stehen.
In 2011 müsste sich Louis van Gaal dann selbst übertreffen. In der Vorsaison lag er am 8. Spieltag nach einem 0:0 gegen den 1. FC Köln als Tabellenachter satte acht Punkte hinter Leverkusen und dem Hamburger SV. Bayern wurde Meister – ein Vereins-Rekord, seit es die Drei-Punkte-Regel gibt. Nach Spieltag elf hatte man übrigens letztes Jahr im Vergleich zu heute drei Punkte mehr. Gefragt ist nun: Das Aufhol-Biest. „Die Mannschaft ist halt nicht stabil. Da lässt man sich von den Erfolgen in der Champions League täuschen“, kritisierte Beckenbauer, „im Moment herrscht keine Harmonie in der Mannschaft.“
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kündigte in einer Mischung aus Trotz und Verzweiflung an: „Da oben in der Tabelle sollte sich keiner zu sicher fühlen.“ Angesichts der Statistik jedoch sehr wohl.
Patrick Strasser, Udo Muras