Wenn der Musterprofi zum Rebellen wird...
Moment mal... AZ-Sportchef Gunnar Jans kommentiert die Fundamentalkritik von Bayern-Spieler Philipp Lahm an seinem Arbeitgeber. Warum der Vorstand reagieren musste.
Man kann davon ausgehen, dass Philipp Lahm um die Folgen seines Rundumschlags wusste; und damit ist jetzt nicht die Geldstrafe gemeint, die ihm am Sonntag aufgebrummt wurde. Sondern die Debatte über seine Bosse. Lahm hat ein Tabu gebrochen, indem er drei Wochen vor der Mitgliederversammlung ein Thema anstößt, das nun an jedem Fanklubstammtisch heiß diskutiert werden darf: Fehlt es dem Vorstand der FC Bayern AG an einer Philosophie?
Solche Fundamentalkritik erwartet man bei börsennotierten Unternehmen von Kleinanlegern, aber nicht von Kickern in einem Fußballklub. Erst recht nicht von seinem Musterprofi. Das hat Uli Hoeneß, dessen Einkaufspolitik nun in Frage gestellt wird, klargestellt, als er Lahms Attacken mit dem Hinweis begegnete, der Kritiker selbst offenbare Schwächen als Rechtsverteidiger. Das mag klein sein, zeigt aber, wie empfindlich der Manager getroffen wurde.
Bei den Mitgliedern kommt er damit nicht durch. Dort will sich der Vorstand für seine Finanzpolitik feiern, Hoeneß sich mit Triumphgesang ins Präsidentenamt wählen lassen. Nun erwarten sie unbequeme Fragen. Wer in den Fanforen liest, erkennt, wie sehr Lahm vielen Fans aus dem Herzen gesprochen hat.
Die Debatte mag notwendig sein, doch dass ein Angestellter sie auslöst, ist angesichts des Zeitpunkts absolut aufrührerisch. Der Vorstand musste reagieren, die Geldstrafe hat Lahm einkalkuliert. Zum Märtyrer sollten sie ihn freilich nicht machen. Lahm weiß die Anhänger hinter sich und viele Argumente auf seiner Seite. Sein Vorgehen mag aus Sicht des Vorstands ehrenrührig gewesen sein – an der inhaltlichen Auseinandersetzung aber kommt der FC Bayern nun nicht mehr vorbei.
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