Vorbild Barca! - Bayern-Star Müller im großen AZ-Interview

Der FC Bayern gewinnt die AZ-Wahl zur besten Mannschaft des Jahres 2010. Hier spricht Thomas Müller, der Aufsteiger des Jahres, über die Klasse des Teams, persönlichen Luxus und Reiten als Hobby
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National und international ein Aufsteiger des Jahres 2010: Thomas Müller
Rauchensteiner/Augenklick National und international ein Aufsteiger des Jahres 2010: Thomas Müller

Der FC Bayern gewinnt die AZ-Wahl zur besten Mannschaft des Jahres 2010. Hier spricht Thomas Müller, der Aufsteiger des Jahres, über die Klasse des Teams, persönlichen Luxus und Reiten als Hobby

AZ: Die AZ-Leser haben den FC Bayern zur Mannschaft des Jahres 2010 gewählt – natürlich wegen der überragenden Rückrunde der letzten Saison. Und Sie, Thomas Müller, stehen mit Ihrem Jahr des Durchbruchs stellvertretend für das Team.

THOMAS MÜLLER: Vielen Dank, das freut mich sehr. Das Jahr war super für uns, und auch ich habe meine Momente genossen. Aber ich schaue lieber nach vorn.

Sie haben im Dezember den Goldenen Schuh für den Titel des Torschützenkönigs der WM in Südafrika bekommen.

Ich konnt's noch immer nicht glauben, dass ich den wirklich gewonnen hatte. Nun steht er bei mir zu Hause und ich kann ihn jetzt jeden Tag anschauen.

Wo steht er denn?

Im Spielezimmer, neben der Dart-Scheibe und der Playstation. Was ein Jungspund wie ich eben braucht.

Ein gefährlicher Ort.

Der ist ja angeblich aus Gold, der muss das aushalten.

Haben Sie sich nach diesem Jahr mit Double und der WM mal richtig was geleistet?

Ich muss jetzt nicht mehr so genau auf den Preis schauen oder irgendwo das Sparpaket nehmen. Viel zu viel Geld für eine teure Uhr auszugeben oder so etwas, das wäre aber trotzdem nichts für mich. Wenn ich was sehe, was mein Leben bereichern würde, dann muss ich aber auch nicht verzichten, nur damit mir die Leute nicht nachsagen, ich wäre nicht bodenständig genug und größenwahnsinnig geworden.

Und für die Dame?

Ach, meine Frau Lisa ist gut versorgt. Luxus bedeutet, eine gewisse Reserve zu haben, sich im Restaurant eine Pizza für zehn statt für fünf Euro zu leisten, auch wenn's für eine Pizza vielleicht zu teuer ist. Das ist Unabhängigkeit.

Die Ihren Preis hat. Das Leben in der Öffentlichkeit ist nicht mehr so unbeschwert.

Früher habe ich mir gedacht, ich möchte einfach ein normaler Bundesligaprofi werden, kein großer Star wie Oliver Kahn, der fast kein Privatleben mehr hat. Mein Umfeld, meine Frau, die Eltern und ich mussten uns nun aber schon auf ein neues Leben einstellen.

Sie haben einen langfristigen Vertrag unterschrieben, bedeutet Vereinstreue heutzutage wieder mehr als früher.

Bei vielen Spitzenvereinen in Europa sieht man, dass ein gewisser Grundstock aus der eigenen Jugend kommt und drum herum neue Stars geholt werden. Bei Bayern haben wir einen Kern, auf den man bauen kann. Wir haben einen Trainer, der eine Super-Philosophie hat und diesen Kern geformt hat. Daher habe ich keinerlei Abwanderungsgedanken, nicht mal die Idee, dass es mal so sein könnte.

Können Schweinsteiger, Müller, Lahm, Badstuber eine Ära prägen wie Beckenbauer, Müller, Maier, Schwarzenbeck?

Die Voraussetzungen waren schon lange nicht mehr so gut wie momentan. Bei Barcelona spielen ja auch Xavi, Iniesta und Valdés im Tor, sogar Messi kam mit 16 Jahren zu Barca, kommt also aus der eigenen Jugend. Mit so einer Struktur aus den eigenen Reihen kann man über Jahre erfolgreich sein. Dazu kommt eine in allen Jugendteams einheitliche Spielphilosophie.

Sie selbst haben einmal gesagt, Sie seien als Typ nicht zu klassifizieren, eher ein "komischer Spieler".

Ich kenne keinen, der auf mich zutrifft. Ich bin normal schnell, habe eine normale Technik, einen normalen Schuss, aber irgendetwas anderes, was mich dann doch von der Masse abhebt.

Sie stoßen oft in Lücken vor, die noch gar nicht zu erkennen waren.

Ich kann ein Spiel gut lesen, habe ein Gefühl für den Raum, das stimmt. In der Ballkontrolle- und verarbeitung musst du heutzutage schnell sein, schnell im Kopf - dann können dich Sprinter nicht mehr einholen, wenn du ein paar Meter weggelaufen bist. Daran arbeite ich.

Ab wann hat's geschnackelt? Wann haben Sie gemerkt, dass Sie sich von anderen unterscheiden?

Tore gemacht habe ich erst wieder in der B-Jugend, zuvor habe ich in der Jugend im Mittelfeld gespielt, auch ein Jahr Innenverteidiger und Sechser. Diese vielseitige Ausbildung hat mir geholfen.

Und nun? Welche Position ist die passendste?

Ich brauche etwas Freiheit für mein optimales Spiel und die Strafraumnähe, damit ich Torgefährlichkeit ausstrahlen kann. Die „10“ hat in unserem System am meisten Freiheiten - das gefällt mir sehr gut, wäre ideal für mich.

Was gilt es noch zu verbessern in Ihrem Spiel?

Die Übersicht. Wenn ich sehe, wie oft ein Steven Gerrard von Liverpool in einem Spiel seine Umgebung kontrolliert, um zu schauen, was hinter ihm passiert. Das finde ich gut, dahin will ich auch kommen.

Ihre Frau Lisa reitet gerne, Sie besitzen ein Pferd. Mal anders gefragt: Was für ein Pferd wären Sie Ihrer Spielweise nach? Ein Dressurpferd, ein Galopper? Eins fürs Springreiten?

Pah! Schwierig. Ein Dressurpferd sicherlich nicht, eher Richtung Vielseitigkeit, ich bin ein Vielseitigkeitskicker.

Wann saßen Sie zuletzt im Sattel?

Das ist mir zu gefährlich. Ich schaue ich zu und streichle und verhätschele die Pferde lieber.

Mal abgeworfen worden?

Nein, das nicht, aber ich sage mal so: Die optimale Pferdkontrolle hatte ich nicht.

Interview: Patrick Strasser

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