Van Gaal: Jetzt auch noch tolerant

Wenn van Gaal spricht, redet er nicht mehr von „der Mannschaft“.Er sagt jetzt: „Wir“.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ein Glas Wein auf die Auszeichnung: Louis van Gaal.
Rauchensteiner/Augenklick Ein Glas Wein auf die Auszeichnung: Louis van Gaal.

Wenn van Gaal spricht, redet er nicht mehr von „der Mannschaft“.Er sagt jetzt: „Wir“.

TURIN Das erste Glas Rioja war schon geleert, als Louis van Gaal im goldenen Saal des Mannschaftshotel Principi di Piemonte in Turin zum silbernen Feuerzeug griff. Mit einem Lächeln gab er Uli Hoeneß Feuer, der dankte, lehnte sich zurück, paffte genüsslich und blies dem Niederländer den Rauch der Sieger-Zigarre direkt ins Gesicht. Van Gaal verstand den Spaß. Er lachte Hoeneß an, dann prosteten sie sich zu. Auf das 4:1 bei Juve.

Van Gaal findet es nicht mehr komisch, dass Hoeneß, eigentlich Nichtraucher, nach Siegen in der Champions-League sich beim Mitternachtsbankett gerne eine Zigarre anzündet. Das war am Anfang noch etwas anders gewesen. „Das mit dem Bankett und den Zigarren muss er noch lernen“, hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach van Gaals erstem Champions-League-Auslandseinsatz mit den Bayern bei Maccabi Haifa festgestellt.

Doch van Gaal hat sich in den letzten Wochen ja äußerst lernfähig gezeigt. Er akzeptiert die Zigarren, er empfindet die Ratschläge der Bosse nicht als Majestätsbeleidigung und fragt auch die Spieler um ihre Meinung.

So hatte er am Montag das Abschlusstraining um zwei Stunden vorgezogen. Die Spieler hatten darum gebeten, weil sie mehr Schlaf bekommen wollten.

„Ich höre mir immer die Meinungen der Spieler an, aber am Ende entscheide ich", hatte van Gaal noch vor einer Woche gesagt. Damals schien es, als ob dies das Maximale wäre, was man von ihm verlangen könnte. Doch am Mittwoch setzte van Gaal noch eins drauf: „Wir werden auch dieses Spiel analysieren. Ich versuche immer, meinen Spielern zu sagen, was sie noch lernen können“, sagte er, „und wenn die Spieler wollen, können sie meine Ratschläge annehmen. Aber zwingen kann ich sie nicht. Das ist ihre Sache.“

Mittlerweile gibt es auch den Louis van Gaal, der seine Spieler in der Öffentlichkeit schützt. Nach den letzten Niederlagen sagte nicht mehr, wie noch im Sommer, „die Mannschaft“, sondern „wir“. Genauso wie nach Siegen.

Van Gaal, dem vor seiner Zeit beim FC Bayern der Ruf des knallharten und autoritäre „Tulpen-Generals“ vorauseilte, ist jetzt in dieser für den FC Bayern so glücklichen Zeit sogar tolerant geworden.

Der Trainer hat nicht mit seinen Prinzipien gebrochen, sein Gesichtsausdruck ist so streng wie eh und je. Aber er erklärt die Dinge, immer öfter versucht er zu erläutern, wieso er so ist, wie er ist.

„Sie werden mich am Tag nach einem Spiel nie euphorisch sehen“, sagte er am Mittwoch, als er mit seinem typischen van-Gaal-Gesichtsausdruck die Fragen der Reporter beantwortete. Euphorisch wäre er nur nach Toren. „Wenn ein Tor fällt, Freude ich mich sehr. Für den Verein und für den Spieler. Aber ich bin auch ein Trainer. Meine Aufgabe ist es, das Spiel zu analysieren und an die nächsten Aufgaben zu denken.“

Den Triumph in Turin analysierte er relativ sachlich. „Wir haben schon oft so gespielt. Aber jetzt schießen wir auch Tore. Es war peinlich, als ich wochenlang sagen musste, dass wir dominant waren, uns aber ein Tor gefehlt hätte. Jetzt aber schießen wir die Tore, und deswegen gewinnen wir“, sagte er. Stolz sei er natürlich schon auf den Sieg in Turin. „Auch ich habe als Trainer noch nicht so oft gegen Juventus gewonnen“, meinte er, „das ist ein gutes Gefühl. Natürlich habe ich heute Nacht sehr gut geschlafen." Bedanken kann er sich bei seinen Spielern.

Filippo Cataldo

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.