Van Gaal gegen Magath - Störrisch trifft stur

Am Samstag treffen in Gelsenkirchen nicht nur Bayern und Schalke aufeinander, sondern auch zwei Trainer, die in ihrem Machtanspruch absolut und ähnlich sind: Louis van Gaal und Felix Magath.
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Schalkes Coach Felix Magath unterscheidet sich charakterlich nicht groß von seinem Nach-Nach-Nachfolger beim FC Bayern Louis van Gaal.
dpa Schalkes Coach Felix Magath unterscheidet sich charakterlich nicht groß von seinem Nach-Nach-Nachfolger beim FC Bayern Louis van Gaal.

MÜNCHEN - Am Samstag treffen in Gelsenkirchen nicht nur Bayern und Schalke aufeinander, sondern auch zwei Trainer, die in ihrem Machtanspruch absolut und ähnlich sind: Louis van Gaal und Felix Magath.

Harmlos, fast brav sehen sie aus, wenn sie vor ihren Tassen sitzen, braunen Zucker in den Cappuccino rühren oder tiefenentspannt am Teebeutel rumspielen. Schwer vorstellbar, dass hinter diesen stets sorgfältigst gewandeten Gentlemen die größten Egos der Liga stecken. Wenn der FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) bei Schalke 04 antritt, ist das auch das Duell der dicksten Schädel der Bundesliga: Felix Magath (57) und Louis van Gaal (59), Quälix gegen Feierbiest. Ein Vergleich:

Der Anspruch

Absolut, unbedingt, ohne Kompromisse, ohne Rücksicht auf irgendwen oder irgendwas. In dieser Hinsicht schenken sich beide nichts. Da kann höchstens Turbo-Egomane José Mourinho mithalten. Ganz oder gar nicht, drunter machen’s diese Herren nicht. Van Gaal spricht gern vom ganzheitlichen System: „Wenn es einen Trainer gibt, der die verschiedenen Persönlichkeiten der Spieler beachtet, dann bin ich das.“ Auch Magath begnügt sich ungern mit Erreichtem, wechselte nach dem Meistertitel mit der ehedem grauen Maus Wolfsburg zum „Vier-Minuten-Meister“ Schalke, den seit 52 Jahren niemand mehr zum Titel coachte. Dies zu schaffen, und das in der Triple-Rolle als Trainer, Manager und Vorstandssprecher, ist eine Herausforderung nach Magaths Geschmack. Van Gaal nahm sich nichts Geringeres vor, als den von den Alphatieren Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer über Jahrzehnte gestalteten Rekordmeister nach seiner Facon umzukrempeln – was ähnlich komplex anmutet wie Magaths Mission.

Umgang mit den Bossen

Während Magath außer dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies wenig Bosse hat, weiß van Gaal oft gar nicht, mit wem alles er sich kurzschließen sollte. Gelernt hat er, dass der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das letzte Wort hat und dass Präsident Uli Hoeneß weiter mitredet. Diese Erkenntnis ist für den störrischen Holländer frisch; bis dahin hatte van Gaal viele Menschen oft vor den Kopf gestoßen. Zu Magaths Allmacht sagt er: „Ich hatte das bei fast all meinen Vereinen: Ajax, Barca, auch bei Hollands Verband. Bei Alkmaar nicht. Da wollte ich mehr Zeit für die Kinder und Truus. Das ist eine sehr harte Arbeit. Das werde ich niemandem empfehlen.“ Die Dreifach-Rolle habe aber Vorteile: „Es ist immer besser, dass alles in einer Hand ist, mit einer Philosophie. Aber wenn die Philosophie falsch ist, haben Sie ein Problem.“

Standing bei den Spielern

Klarer Punkt für van Gaal. Egal, wie mies es lief: selten mal ein schlechtes Wort über den Trainer, Sonderfälle wie Franck Ribéry ausgenommen. Magaths aktuelle Strafmaßnahmen (Urlaub gekürzt, Training früher, kurze Hosen und keine Mützen) dürfte die Stimmung bei den Schalke-Profis kaum heben. Van Gaal sagt: „Meine Spieler mussten gestern auch ohne Mütze spielen, aber nur beim Trainingsspiel.“

Rückhalt bei den Fans

Noch ein Punkt für van Gaal, Stichwort Feierbiest. Dieses 1a-Image kann er sich kaum mehr verderben. Magath bewegt sich am anderen Ende der Skala. Nachdem er den Fan-Beauftragten abservierte, gab es Fan-Proteste, die der sture Magath als Störfeuer einer „kleinen Gruppe“ abtat, worauf beim nächsten Spiel mehr als 10000 Fans ein T-Shirt trugen mit der Aufschrift: „Kleine Gruppe“.

Thomas Becker

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