Unweit der Neuen Pinakothek: Hier lebte Ex-FC-Bayern-Trainer Rehhagel einst unter dem Namen "Rubens"
München, Heimat der Blauen und der Roten, Schauplatz großer Spiele in der Champions League, bei Welt- und Europameisterschaften. Eine Stadt, in der der Fußball Geschichte schrieb. In seinem neuen Buch "99 Münchner Fußballorte" geht AZ-Autor Florian Kinast nun in München und seinem Umland auf Spurensuche und besucht nicht nur alte und aktuelle Spielstätten.
Geschichtsträchtiger Ort in München: Schellingstraße 78
Er geht auch Fragen nach wie: Wo liegen die Gründungsorte der Bayern und der Löwen? Wo lebten und wirkten bedeutenden Persönlichkeiten der beiden Klubs? Wo kam der Kaiser auf die Welt und wo liegt er begraben? Wo wohnte Otto Rehhagel unter dem Pseudonym Rubens und wo baute Uli Hoeneß seinen ersten Autounfall? Wo drehte Thomas Müller sein Abschiedsvideo aus München, wo brach Manuel Neuer zu einer verhängnisvollen Skitour auf? Und wo blieb Karl-Heinz Wildmoser auf seinen Kalbshaxen sitzen?

In einer sechsteiligen Exklusiv-Serie stellt die Abendzeitung in dieser Woche exklusiv sechs der Orte aus Kinasts Buch vor. Teil 2: Rehhagel, Rubens und Augenthaler als Mona Lisa. Schellingstraße 78: Wo der Malermeister als Meistermaler wohnte.
Rehhagel: "Ich beantworte nur Fachfragen"
Mit Otto Rehhagel wollte der FC Bayern eine neue Ära begründen. Bei der Präsentation des Nachfolgers von Giovanni Trapattoni im Juli 1995 trugen der neue Trainer wie auch Präsident Beckenbauer eine Cap mit dem Slogan eines Versandhandels: "Otto find ich gut." Lange fanden sie Rehhagel nicht gut, bald nannte der Franz den Otto einen "Wahnwitzigen" und feuerte ihn im April 1996, die Ära wurde eine Kurzepisode.

Rehhagels Zeit in München war nicht lang, aber sehr unterhaltsam. Unvergessen die täglichen Privatfehden mit den Münchner Medien. In seinen 14 Jahren zuvor bei Werder Bremen huldvoll gefeiert war ihm jegliche Kritik fremd, entsprechend dünnhäutig seine Reaktionen auf schlechte Presse. Legendär die Anekdote, als der gelernte Malermeister bei einer Reporterrunde erklärte: "Ich beantworte nur Fachfragen." Konter eines Journalisten: "Ich ziehe bald um. Wie viel Farbe brauche ich für 70 Quadratmeter?"
Augenthaler kontert Rehhagel: "Dann bin ich die Mona Lisa"
Rehhagel, der mit seiner Frau Beate in der Schellingstraße 78 im Dachgeschoss residierte, wurde aber auch deswegen zur Lachnummer, weil unten auf seinem Klingelschild als Pseudonym der Name "Rubens" stand. Eine Steilvorlage für die Schlagzeile: "Vom Malermeister zum Meistermaler." Famos die Reaktion des kantigen Niederbayern Klaus Augenthaler. Rehhagel Rubens?

"Dann bin ich die Mona Lisa." Es kübelte eimerweise Spott auf den Anstreicher. Was sonst in der Schellingstraße geschah: Pep Guardiola kehrte gern in der Osteria Italiana auf Hausnummer 62 ein – und Uli Hoeneß baute hier seinen ersten Unfall. Als das 18-jährige Talent aus Ulm 1970 beim FC Bayern unterschrieb, fuhr er in der Schellingstraße auf dem Weg zum ersten Training vor lauter Nervosität auf das Auto vor ihm auf. Blieb beim Blechschaden. Wie viel Lack es für die Reparatur brauchte? Fachfrage an Malermeister Rubens.

Florian Kinast: 99 Münchner Fußballorte, Carl Ueberreuter Verlag, 18 Euro, ISBN-10: 3800078929
