Uli Hoeneß: Wieso er den Pokal nicht wollte

Mit dem 50. Titel geht für Bayern-Präsident Uli Hoeneß ein Traum in Erfüllung. Doch der Präsident, gegen den Ermittlungen laufen, hält sich zurück.Sien süß-saurer Triumph.
von  Patrick Strasser
Seine Spieler mussten Präsident Uli Hoeneß erst überzeugen, bei der Siegesfeier den Pott in die Luft zu stemmen.
Seine Spieler mussten Präsident Uli Hoeneß erst überzeugen, bei der Siegesfeier den Pott in die Luft zu stemmen. © firo

Mit dem 50. Titel mit dem FC Bayern geht für Uli Hoeneß ein Traum in Erfüllung. Doch der Präsident, gegen den Ermittlungen laufen, hält sich zurück.

London - Nein, bitte Jungs, lasst es sein. Doch Bastian Schweinsteiger ließ nicht mit sich reden. Erst streckte der Vize-Kapitän Trainer Jupp Heynckes den Silberpott entgegen, der bereitwillig annahm und zur Jubelpose vollendete. In der zweiten Reihe stand Uli Hoeneß, im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Seine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung und die drohende Anklage werden wohl kaum Thema gewesen sein. Nicht in London, nicht an diesem Abend. Hier war Hoeneß in seiner Welt, in seiner Heimat, bei seinem FC Bayern. Der Präsident wollte sich drücken, den Pott-Moment elegant umschiffen, doch Schweinsteiger blieb unerbittlich.

Erst zierte sich Hoeneß, dann nahm er die Trophäe, die er als Spieler drei Mal und als Manager einmal gewonnen hatte, in die Hände. Irgendwie peinlich war ihm das Ganze, doch dann huschte für einen Moment das altbekannte Hoeneß-Zufriedenheitsgrinsen über sein Gesicht. Momente der Gedankenflucht.

Im Stadion hatte der 61-Jährige gesagt: „Die letzten Wochen waren für mich nicht einfach. Der Verein hat unglaublich zu mir gestanden, deshalb freue ich mich, dass wir den Titel nach München holen konnten und der Verein in Europa ganz oben steht.”

Der 50. Pokal seiner Karriere („Es ist nicht mein Titel, sondern der Titel des FC Bayern”) ist aus der Abteilung süß-sauer.

Süß, weil er am Ziel eines zwölfjährigen Weges angekommen war durch das 2:1 im Finale gegen Dortmund, und das auch noch mit seinem Freund Jupp Heynckes. Und sauer, weil er nicht weiß, was die Zukunft bringt, was die Ermittlungen im Falle seiner Steuerdelikte (der Haftbefehl gegen ihn war gegen Kaution ausgesetzt worden) ergeben werden.

Er wirkte, als gehöre er nicht richtig zur Partygemeinde, als wisse er nicht, wann er solche Nächte künftig wieder erleben dürfte. Es war 2.15 Uhr, als Vorstand Jan-Christian Dreesen, schon leicht angeheitert, das Mikrofon ergriff und sang: „Wir wollen den Uli sehen!!!”

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge rettete die Situation und übernahm. Er umarmte Hoeneß und sprach: „Uli erlebt eine schwere Zeit. Aber wir halten zusammen, stehen das gemeinsam durch. Wir sind eine Familie, was den Verein auszeichnet, ist, dass wir Freunde sind. Lieber Uli, alles Gute!”

Hoeneß hatte feuchte Augen, doch er sagte nichts. Die Gäste applaudierten, Hoeneß wollte den Moment schnell hinter sich bringen. Zuvor hatte er gesagt: „Egal, was jetzt in Berlin passiert, es ist eine Wahnsinnssaison!”

Und: „Ich habe bei den Spielern gespürt, dass sie sich auch für mich gefreut haben. Das zeigt, dass ich in den letzten zehn Jahren doch nicht alles falsch gemacht habe. Wir haben gute Voraussetzungen für die Zukunft. Mit Mario Götze und dem ein oder anderen Neuzugang sind wir prima gerüstet.”

Doch wie wird die Zukunft für Hoeneß aussehen? In der Woche nach dem Pokalfinale könnte sich der Aufsichtsrat erneut zusammensetzen, um über den Chefposten von Hoeneß zu entscheiden. Ob ihm noch einmal eine Schonfrist wie zu den Finals dieser Wochen gewährt wird, ist zumindest fraglich.

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