Trump & Tristesse: War diese Klub-WM wirklich ein Erfolg?

Nach vier Wochen ist die erste Klub-WM im neuen XXL-Format Geschichte, Chelsea holt gegen Paris den Titel – und der US-Präsident drängt sich in den Mittelpunkt. Die AZ zieht eine Turnierbilanz.
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Mittendrin statt nur dabei: US-Präsident Donald Trump (2.v.r.) nach dem Finale der Klub-WM mit Chelseas Cole Palmer (l.) und Fifa-Präsident Gianni Infantino.
Mittendrin statt nur dabei: US-Präsident Donald Trump (2.v.r.) nach dem Finale der Klub-WM mit Chelseas Cole Palmer (l.) und Fifa-Präsident Gianni Infantino. © IMAGO/Briant mendez

Ganz am Ende des Turniers wollte Donald Trump gar nicht mehr runter von der großen Bühne. Der US-Präsident hatte Chelsea-Kapitän Reece James bereits die von Luxusjuwelier "Tiffany" gestaltete Gold-Trophäe überreicht, doch zur Seite wich er danach nicht. Im Gegenteil. Er stand inmitten der Chelsea-Profis, nicht mal Fifa-Präsident Gianni Infantino schaffte es, ihn vom Podest zu beordern. Und so gingen die Bilder um die Welt: mit Trump auf dem Siegerfoto der Klub-WM, was bei den Spielern, denen eigentlich die größte Aufmerksamkeit zugestanden hätte, nicht besonders gut ankam. "Wir waren schon ein wenig irritiert", sagte Cole Palmer, der überragende Chelsea-Akteur und beste Spieler des Turniers, nach dem 3:0 gegen Favorit Paris Saint-Germain, zu dem er zwei Tore und eine Vorlage beigesteuert hatte.

Trump stellt sich beim Klub-WM-Finale ins Rampenlicht

Trump nutzte die Chance, um sich vor 80.000 Fans im MetLife Stadium von New Jersey und Millionen vor den TV-Geräten im Licht der Champions zu sonnen. Hofiert von Infantino. Es war ein Vorgeschmack auf das, was die Fußballfans im Sommer 2026 erwartet: die Fifa-WM in den USA, Mexiko und Kanada, mit Trump und Infantino in Hauptrollen. Ganz bestimmt. Dann wird das Turnier sogar mit 48 statt wie nun auf Klubebene mit 32 Mannschaften stattfinden. Und die Frage lautet: Braucht es das wirklich?

Finanzielle Anreize für Klubs wie den FC Bayern

"Dieser Wettbewerb wird sehr wertvoll werden, vielleicht sogar wertvoller als die Champions League", sagte Chelsea-Trainer Enzo Maresca im Rausch des Sieges über die Klub-WM, die erstmals im XXL-Format über vier Wochen ausgetragen wurde und zweifellos ihre Längen hatte. Wichtiger als die Champions League? Zumindest finanziell lukrativer. Eine Milliarde US-Dollar an Preisgeld schüttete die Fifa an die 32 Teilnehmer aus, allein Chelsea erspielte sich mehr als 100 Millionen US-Dollar. Auch der FC Bayern 49,8 Millionen Euro (58,2 Millionen Dollar) machte ein dickes Plus. So viel Geld in so kurzer Zeit gibt es in der Champions League nicht zu gewinnen.

Doch das sportliche Niveau ist in der Königsklasse insgesamt höher, wenngleich die K.o.-Phase der Klub-WM ihre spannenden Momente hatte. Es war aber beispielsweise keine Werbung für das Turnier, dass der FC Bayern in der Gruppenphase 10:0 gegen Auckland City gewann. Vor Ort in Cincinnati war von Euphorie wenig bis nichts zu spüren. Als am Vorabend der Bayern-Partie das Eröffnungsspiel zwischen Lionel Messis Inter Miami und Al-Ahly aus Ägypten lief, zeigten die Sportsbars der Stadt lieber Golf oder Baseball.

Das Publikumsinteresse bei der Klub-WM bleibt überschaubar

Mit einigen Ausnahmen wie Miami war das Bild an anderen Spielorten ähnlich: Das Turnier zog bei den sportbegeisterten US-Amerikanern, die sonst vor allem Football, Eishockey und Basketball schauen, nicht so richtig. Auf den Tribünen blieben gerade in der Vorrunde einige Plätze leer, was an den teils hohen Eintrittspreisen lag und den äußeren Bedingungen. Bayerns drittes Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon (0:1) in Charlotte wurde etwa um 15 Uhr nachmittags angepfiffen bei brütender Hitze von 35 Grad im Schatten. Im Bank of America Stadium gab es für die Fans keinerlei Sonnenschutz.

Abgekämpft nach dem Spiel gegen Benfica Lissabon: Thomas Müller.
Abgekämpft nach dem Spiel gegen Benfica Lissabon: Thomas Müller. © Sven Hoppe

Es war für alle Beteiligten eine Grenzerfahrung - vor allem für die Spieler auf dem oftmals schlecht bespielbaren Rasen. "Die Spieler konnten sich vor dem Turnier nicht ausreichend von den Belastungen einer anstrengenden Saison erholen, mussten dann die Klub-WM unter teilweise extremen Wetterbindungen spielen und haben jetzt nur wenig Zeit für die Regeneration und für die Vorbereitung auf die neue Saison", kritisierte Ex-Nationalspieler Carsten Ramelow, der als Präsident der deutschen Spielergewerkschaft VDV tätig ist, und ergänzte: "Schon während der Klub-WM hat es schwere Verletzungen gegeben. Und aufgrund der immensen körperlichen und mentalen Belastung ist das Risiko groß, dass in den kommenden Monaten zahlreiche weitere schwere Verletzungen folgen werden."

Verletzungsrisiko für die Spieler steigt

Beim FC Bayern erwischte es Jamal Musiala, der Offensivstar fällt mit einem Beinbruch monatelang aus. Womöglich wird man die Folgen der Klub-WM in Gänze erst in der kommenden Saison sehen. Die Münchner haben nur drei Wochen Urlaub, dann geht es schon wieder los mit der Vorbereitung. Gefolgt von drei Wettbewerben und der WM im Sommer 2026. "Die Fifa versucht, auf Kosten der Gesundheit der Spieler und zulasten der nationalen Wettbewerbe den eigenen Profit zu steigern", sagte Ramelow. "Der Fußball braucht aber keinen Gigantismus, sondern vielmehr ein gutes Maß, das den Gesundheitsschutz der Spieler gewährleistet und sich an den Interessen der Fans orientiert."

Verletzte sich bei der Klub-WM schwer: Jamal Musiala.
Verletzte sich bei der Klub-WM schwer: Jamal Musiala. © IMAGO/Rich von Biberstein/Icon Sportswire

Und die Klubs brauchen wiederum hohe Einnahmen aus Turnieren wie der Klub-WM, um die üppigen Gehälter der Spieler zu bezahlen. Darauf hat Bayern-Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge zu Recht hingewiesen. Ein Teufelskreis. Und so bleibt von dem Turnier der Eindruck, dass es nicht der große Renner war. Weder in den USA noch bei den Fans in Deutschland. Ein Beleg: Der letzte Vorrundenspieltag der Frauenfußball-EM zog am Sonntag deutlich mehr Menschen vor die Fernsehgeräte als das parallel stattfindende Finale der Klub-WM. In der ARD schalteten durchschnittlich 3,548 Millionen Menschen für die Partie der Niederlande gegen Frankreich (2:5) ein. Das Finale zwischen Chelsea und Paris war bei Sat.1 zu sehen und sorgte für einen Durchschnittswert von 1,7 Millionen Zuschauern. Begeisterung sieht anders aus. Was eher galt für das Turnier: Trump und Tristesse.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.