Trainersuche beim FC Bayern: Rummenigge übt harsche Kritik
München - Seit zweieinhalb Monaten ist der FC Bayern auf Trainersuche und noch immer ist völlig unklar, wer ab Sommer die Nachfolge von Thomas Tuchel antreten wird. Stattdessen sagen die Wunschkandidaten reihenweise ab, regelmäßig gelangen Details aus den Gesprächen an die Medien.
Dass der Rekordmeister bei der Trainersuche alles andere als Bayern-like agiert, kommt bei Karl-Heinz Rummenigge überhaupt nicht gut an. In einem Interview mit der spanischen "AS" kritisiert der langjährige Manager und heutige Aufsichtsrat die aktuelle Führung und fordert seine Nachfolger zu mehr Diskretion auf.
Er selbst sei zwar nicht mehr direkt in die tagesaktuellen Themen involviert, da er als Vorstandschef 2021 zurückgetreten war. "Ich kann allerdings nur empfehlen, wieder etwas verschlossener zu werden", sagte der 68-Jährige an seine Nachfolger gerichtet.
Als der FC Bayern Guardiola verpflichtete, wusste öffentlich niemand davon
Die Münchner suchen seit der Mitte Februar beschlossenen Trennung von Coach Thomas Tuchel zum Saisonende einen neuen Trainer. Zuletzt hatten einige Wunschkandidaten wie Xabi Alonso (Bayer Leverkusen) oder Ralf Rangnick (Teamchef in Österreich) abgesagt. Etliche Informationen zur Trainersuche standen immer wieder in den Medien.
Das kritisiert Rummenigge und verwies auf die Verpflichtung von Pep Guardiola, die 2013 unter ihm selbst und dem damaligen Vereinspräsidenten Uli Hoeneß gelungen war. "Als wir Pep verpflichtet haben, haben wir insgesamt sechs Monate an der Operation gearbeitet, und niemand hat davon erfahren", erinnerte Rummenigge und empfahl: "Man muss strategisch vorgehen, aber ohne dass der nächste Zug jeden Tag in allen Zeitungen steht."
FC Bayern hat Erik ten Hag von Manchester United im Blick
Nach einem in Bundesliga und DFB-Pokal enttäuschenden Jahr wollen die Münchner einen Trainer, der die Mannschaft weiterentwickelt. Nach mehreren Absagen wird aktuell unter anderem über Erik ten Hag als möglichen Kandidaten spekuliert. Der 54 Jahre alte Niederländer hat als Coach von Manchester United noch einen Vertrag bis 2025, könnte nach einer insgesamt enttäuschenden Spielzeit das Old Trafford aber vorzeitig verlassen. United unterlag am Montagabend 0:4 bei Crystal Palace und droht die Teilnahme am nächstjährigen Europapokal zu verpassen - die Champions-League-Chancen hatte die Ten-Hag-Truppe zuletzt bereits verspielt.
So tief ist der FC Bayern längst noch nicht abgestürzt. In der Bundesliga winkt hinter dem überragenden Meister Bayer Leverkusen Platz zwei, und in der Königsklasse wollen die Münchner am Mittwoch (21 Uhr/DAZN und im AZ-Liveticker) auswärts bei Real Madrid den Finaleinzug feiern.
Rummenigge: "In letzter Zeit haben wir uns ein wenig von unserem Kurs abgewandt"
Rummenigge sagte, dass der verpasste Meistertitel zwar kein Drama sei. Er mahnte aber, dass der Verein künftig wieder mehr auf Kontinuität setzen müsse. "In letzter Zeit haben wir uns ein wenig von unserem Kurs abgewandt, sowohl auf dem Spielfeld als auch in der Führungsebene", sagte der Ex-Profi.
"Der FC Bayern muss diese Stabilität auf allen Ebenen, die ihn immer ausgezeichnet hat, wiedererlangen. Man muss bedenken, dass Leute wie Uli (Hoeneß), Franz (Beckenbauer) und ich das Ruder dieses Schiffes hundert Jahre lang gehalten haben, zumindest war das mein Gefühl. Es ist schwierig, eine derartige Langlebigkeit in einer Führungsposition zu erreichen, aber der FC Bayern muss zurück auf den Pfad der Kontinuität."