Thomas Müller: "Wir können uns ausleben"
AZ: Beim Bifi-Kicker-Match in der Allianz Arena waren Sie richtig gut am Tisch – ob in der Defensive, Torwart und Abwehr, oder in der Offensive, Ihrem angestammten Revier. Sind Sie öfter an der Kugel?
THOMAS MÜLLER: Einmal im Monat vielleicht. Früher öfter. Aber wenn man ein bisschen Ballgefühl hat, dann verlernt man das nicht so schnell. An der Säbener Straße oder bei der Nationalelf spielen wir eher Tischtennis. Ich bin kein neuer Timo Boll, aber ich bemühe mich.
Sie haben zu Hause einen Billard-Tisch.
Ja, aber der wird nur genutzt, wenn Freunde kommen. Ich bin so selten zu Hause, da habe ich dann mit meiner Frau anderes zu tun.
Am Mittwoch geht es in der Champions League gegen den SSC Neapel. Gibt es die Fortsetzung des Rekordes bei Heimspielen von nun 33:0-Treffern aus den letzten acht Terminen?
Wir sind zu Hause derzeit eine Macht – warum sollen wir nicht auch gegen die Italiener gewinnen? Das wird ein körperliches Spiel, das war schon vor zwei Wochen in Neapel (1:1, d.Red.) so. Die halten richtig dagegen, sind sehr stark am Mann. Napoli ist sehr anspruchsvoll und fordernd, aber auch machbar.
Derzeit muss es richtig Spaß machen. Präsident Uli Hoeneß meinte, Trainer Jupp Heynckes habe den Fußball bei Bayern zur Kunst erhoben.
Man hat gesehen, dass wir die Pleite in Hannover ganz gut weggesteckt haben. Wir wollen in der Liga wegmarschieren, haben das Potenzial und die Form dazu. Wir können uns selbst stoppen – siehe unser 1:2 in Hannover. Aber das darf uns noch nicht blind machen: Wir dürfen uns keine Fehler erlauben, sind in der Liga noch längst nicht durch. Allerdings: Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es für jeden Gegner schwierig.
Vor allem weil die Gegner, wie die Nürnberger letzten Samstag beim 0:4, gar nicht an den Ball kommen, sondern nur hinterherlaufen.
Wir lassen den Ball gut laufen, spielen ruhig und nicht überhastet, warten auf unsere Möglichkeiten. Aber wenn sich was ergibt, dann geht es richtig schnell nach vorne ab und dann machen wir unsere Tore.
Wie groß ist denn der Anteil von Jupp Heynckes am Erfolg?
Groß! Der Trainer hat es geschafft, dass wir den Systemfußball, den wir ja schon unter Louis van Gaal einstudiert haben, nun perfektioniert haben und mit den persönlichen Freiheiten am besten vereinbaren können. Wir können uns ausleben. Und wenn man Franck Ribéry anschaut, dann sieht man, wie er davon profitiert und im Vergleich zum letzten Jahr wieder richtig aufgeblüht ist.
Welche sind Ihre Freiheiten auf dem Platz?
Der Trainer findet es gut, wenn wir als Außenspieler breit und hoch an der Linie stehen. Er hat aber auch nichts dagegen, wenn wir in die Mitte ziehen und uns unsere Räume suchen. Er weiß: Es ist für einen Spieler wichtig, nicht in ein starres System reingepresst zu werden, sondern dass er auch entscheiden kann, wo er sich hinbewegt.
Sie selbst haben inmitten der ganzen Torflut noch nicht so richtig gewuppt, in der Liga und im Pokal erst je zwei Mal getroffen.
Richtig. Es ist ärgerlich, wenn die Dinge nicht so funktionieren, wie man will und wie man es gewohnt ist. Ich habe in dieser Saison ein paar Torabschlüsse nicht reingemacht, die ich von meinem Anspruch her eigentlich machen muss. Da fehlt auch manchmal das Glück ein bisschen.
Wenn es denn klappt: Sind Sie jemand, der sich seine Tore nochmal anschaut?
Ja, ab und zu, wenn sie im Fernsehen laufen. Sonst in unserer internen Analyse mit den Trainern. Aber eher schaue ich mir die Situationen an, in denen ich kein Tor erzielt habe – zum Lernen.