Schweinsteiger: „Mein wertvollster Titel“
Die 22. Meisterschaft der Bayern ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Hier erklärt Bastian Schweinsteiger seine neue Rolle und sagt: „Es ist eine geile Truppe, in der ich spiele.“
AZ: Herr Schweinsteiger, haben Sie jemals so eine Show eines Trainers gesehen wie die von Louis van Gaal auf dem Rathausbalkon?
BASTIAN SCHWEINSTEIGER: Einen Trainer, der sich so sehr freut, hatte ich noch nicht. Dass er so feiern kann, hätte ich nicht gedacht. Aber Louis van Gaal hält eben Wort.
Die Mannschaft ist kurz davor, die Saison zu krönen. Hätten Sie das nach dem Amtsantritt des Trainers im Juli 2009 für möglich gehalten?
Wir mussten uns erstmal aneinander anpassen und gewöhnen. Was mir sehr gefällt: Er sagt einem direkt ins Gesicht: Das machst du falsch, das kannst du besser machen. Dann weißt du, woran du bist. Im ersten Augenblick war van Gaal für uns alle im Verein, sicher auch für die Journalisten, ein Oh-Effekt.
Was meinen Sie genau?
Wir haben wir gemerkt, dass er ein Perfektionist ist. Genau das haben wir gebraucht: Jemanden, der – auch wenn es gut läuft – nicht zufrieden ist und trotzdem noch die Fehler analysiert, damit wir noch besser werden. Das war der entscheidende Punkt neben der charakterlichen Stärke der Mannschaft, dass wir da stehen, wo wir jetzt sind.
Wie dankbar sind Sie dem Trainer, dass er Ihnen die Rolle im defensiven Mittelfeld gegeben hat?
Vor dem Spiel gegen Maccabi Haifa haben wir miteinander entschieden, dass wir umstellen. Van Gaal hatte sich die letzten fünf Spiele der vergangenen Saison unter Jupp Heynckes angeschaut – da habe ich auch vor der Abwehr neben Mark van Bommel, d.Red.) gespielt. Das hat ihm gut gefallen. Er wusste ja auch, dass diese Rolle meine Lieblingsposition ist. Dass es danach so gut lief für die Mannschaft und mich persönlich, hätte niemand erwartet. Ich bin sehr froh darüber.
Sie sind zum fünften Mal Meister geworden. Sie sagten am Samstag, dies sei Ihr schönster Titel. Warum?
Ich bin ja mittlerweile schon seit einem Jahr der Dienstälteste im Verein, also am längsten dabei, daher trage ich auch gern Verantwortung. Aus diesem Grund ist dieser Titel für mich auch der bisher wertvollste. Gerade in einem Jahr, in dem wir einen neuen Trainer, einen neuen Trainerstab, einen neuen Sportdirektor und sogar einen neuen Präsidenten
Auf der Jahreshauptversammlung im November sind Sie noch von einzelnen Fans ausgepfiffen worden.
Das hat mir sehr weh getan. Gerade in diesen Wochen im Herbst war es schwierig bei den Heimspielen. Da wurde schon gepfiffen, wenn es nach 20 Minuten nicht so richtig lief und nur 0:0 stand, auch die Neuzugänge wurden ausgepfiffen. Das hat mich wütend gemacht, richtig sauer.
Wird das Champions-League-Finale das Spiel Ihres Lebens?
Inter wird ein sehr großes Spiel. Das Spiel meines Lebens? Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur: Ich habe jetzt sehr viel Verantwortung für die Mannschaft, für den Verein und muss sagen: Es ist eine geile Truppe, in der ich spiele. All die Leute aus dem eigenen Stall: Philipp Lahm, Holger Badstuber, vorne der Thomas Müller – das ist toll.
Und vielleicht spielen Sie alle nach den Finals im Mai noch eines – am 11. Juli in Johannesburg um den WM-Titel.
Bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Interview: Patrick Strasser