Schattentransfers des FC Bayern: An welchen B-Lösungen die FCB-Bosse jetzt arbeiten

Der FC Bayern baggert seit Wochen an Nick Woltemade und Luis Diaz. Doch im Hintergrund arbeiten die Bosse der Münchner an B-Lösungen.
von  Patrick Strasser
Sportvorstand des FC Bayern: Max Eberl.
Sportvorstand des FC Bayern: Max Eberl. © picture alliance/dpa | Tom Weller

Anfang nächster Woche steigen die Bayern-Profis wieder ins Training ein. Die Vorbereitung auf die nächste Saison startet mit den obligatorischen medizinischen Untersuchungen und Leistungstests. Mit dabei nach dem dreiwöchigen Urlaub: Zwei Neuzugänge, die keine echten Neuzugänge mehr sind.

Jonathan Tah (zuvor Bayer Leverkusen) hat sich innerhalb von nur fünf Einsätzen während der Klub-WM in den USA bereits als Abwehrchef etabliert, während Mittelfeldspieler Tom Bischof (gekommen von der TSG Hoffenheim) lediglich eine Halbzeit zum Einsatz kam. Für Tah (29) zahlte man an Bayer eine zuvor vereinbarte, erfolgsabhängige Ablösesumme von zwei Millionen Euro, für Talent Bischof (19) rund 300.000 Euro.

FC Bayern München in der Offensive in Not

Ein recht günstiger Transfersommer – bisher. Denn ab sofort wird's teuer, richtig teuer. Denn die Empfänger von Angeboten mit einer Absendermail, die von einem der Bayern-Bosse stammt, wissen: Nach dem Abschied von Thomas Müller (ein Wechsel in die US-amerikanische MLS nimmt nun Formen an), von Leroy Sané (zu Galatasaray Istanbul) und infolge der schweren Verletzung von Jamal Musiala, der wohl bis zur Winterpause ausfällt, sind die Münchner in Not. Und in Unterzahl, was die Offensivabteilung des Kaders betrifft.

Also baggert man seit Wochen an Nick Woltemade (23) vom VfB Stuttgart und Luis Díaz (28) vom FC Liverpool. Mit den Spielern ist man sich einig, was Vertragslaufzeit und Gehalt betrifft. Woltemade, der Torschützenkönig der U21-EM, soll bis 2030 unterschreiben. Liverpools Flügelspieler Díaz bis 2029. Doch die abgebenden Vereine stellen sich quer. Ein Pokerspiel an zwei Tischen. Jeweils zwei Offerten, ins Ländle und nach Nordengland, liefen ins Leere. Doch peu à peu bewegt sich was.

Wunschspieler des FC Bayern: Luis Díaz.
Wunschspieler des FC Bayern: Luis Díaz. © IMAGO/David Rawcliffe

Woltemade: Bayern spielt auf Zeit

Das Nein der Stuttgarter, in Person von Vorstandschef Alexander Wehrle und Sportvorstand Fabian Wohlgemuth, zu Verhandlungen mit den Münchner Bossen Jan-Christian Dreesen und Max Eberl scheint man im Aufsichtsrat des VfB nicht so kategorisch zu sehen.

Bei den Schwaben stellt man sich mindestens 65 Millionen Euro Ablöse vor, doch das zweite und bis dato letzte Angebot der Bayern (50 Millionen Sockelablöse plus fünf Millionen erfolgsabhängige Bonuszahlungen) lässt einige Aufsichtsratsmitglieder hadern. Nun spielen die Bayern auf Zeit, der Ball liegt beim VfB.

Im Poker um Nick Woltemade liegt der Ball nun bei den Stuttgartern.
Im Poker um Nick Woltemade liegt der Ball nun bei den Stuttgartern. © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

Die Reds aus Liverpool haben ein Ablösepaket in Höhe von 67 Millionen Euro für Díaz abgelehnt, zeigen hinter den Kulissen aber grundsätzlich Verhandlungsbereitschaft. In Zahlen: 75 Millionen Euro, zugleich Bayerns Schmerzgrenze. Ein Transfer wird nach AZ-Informationen immer wahrscheinlicher.

Xavi Simons: Mögliche B-Lösung des FC Bayern?

Aber, aber: Man weiß ja nie. Und daher arbeiten Eberl und Co. parallel an Schattentransfers, an zwei B-Lösungen. Ein üblicher Vorgang im Profi-Fußball, für alle Beteiligten ein Drahtseil-Akt. Man muss Berater und deren Profis zugleich umgarnen, aber auch hinhalten und vertrösten. Denn beim Transfer-Domino muss zunächst der erste Stein fallen. Der namens Nick oder Luis.

Als mögliche B-Lösungen haben die Bayern zum einen Leipzigs Xavi Simons auf der Liste. Mit der Agentur des 22-jährigen Niederländers ist Eberl seit seiner Zeit bei RB in unregelmäßigem, aber stetem Kontakt. Doch Simons will nicht ewig warten, tendiert zu einem Wechsel in die Premier League.

Xavi Simons tendiert zu einem Wechsel in die Premier League.
Xavi Simons tendiert zu einem Wechsel in die Premier League. © IMAGO/motivio

Auch Nkunku und Fofana weiter im Fokus des FC Bayern

Da Angreifer Christopher Nkunku (27) bei Klub-Weltmeister FC Chelsea keine Zukunft mehr hat und verkauft werden soll (auch gegenüber dem Franzosen hatten die Münchner Bosse im Januar ihre Fühler ausgestreckt und Transfer-Bedingungen abgeklopft), scheint die Tür in London für Simons aufzugehen. Und Nkunku für Bayern frei werden? Als Konjunktiv-Deal.

Bleibt eine weitere, die kostengünstigste Variante: Lyons Flügel-Talent Malick Fofana, belgischer Nationalspieler (ein Einsatz). Der 20-Jährige steht beim Traditionsverein, der den Zwangsabstieg aus Frankreichs "Ligue 1" kürzlich gerade noch so abwenden konnte, bis 2028 unter Vertrag. Doch OL muss abspecken, Einnahmen generieren. Fofanas Marktwert beträgt rund 30 Millionen Euro. Vielleicht findet Trainer Vincent Kompany einen guten Draht zu seinem Landsmann. Falls die dicken Fische nicht anbeißen.

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