Schalke: Neues Revier für Kahn

Schalke will den ehemaligen Bayern-Torwart als Manager. Das wäre eine Sensation. Aber er hat noch andere Optionen.
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Nein, Danke! Kahn wechselt doch nicht in den Pott.
dpa Nein, Danke! Kahn wechselt doch nicht in den Pott.

GELSENKIRCHEN - Schalke will den ehemaligen Bayern-Torwart als Manager. Das wäre eine Sensation. Aber er hat noch andere Optionen.

Versteckspiele hat Oliver Kahn (39) nie geschätzt. Als ihn die AZ anruft, gibt er’s gleich zu. Ja, da läuft etwas zwischen ihm und Schalke. „Natürlich“, sagt er. „Man führt Gespräche, aber es gibt da nichts Definitives.“

Ach, nein? Schalke sucht nach der Entlassung von Andreas Müller einen Manager. Kahn, bis 2008 noch Bayern-Torwart (und nebenbei Titan), ist ein Kandidat. Es herrscht eine gewisse Eile, wie Kahn erklärt: „Für Schalke geht es um viel. Man hat sich von Müller getrennt und muss in Kürze die neue Saison auf den Weg bringen. Da gibt es wie bei allen Klubs viel zu tun. Was wir geführt haben, war ein Informationsgespräch, nicht mehr und nicht weniger.“

"Wir sind total d'accord"

Stattgefunden hat es im Hotel Schlosspark in Rheda-Wiedenbrück. Ein 27 000-Einwohner-Städtchen in Westfalen, Heimat von Schalkes mächtigem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (52). Der Fleischfabrikant hat Kahn und dessen Berater Peter Ruppert Steaks servieren lassen auf der Hotel-Dachterrasse. Nach zweieinhalb Stunden hatten die Herrschaften nicht nur gut gespeist, sondern auch die Unterhaltung genossen.

Tönnies: „Kahn ist eine Kapazität und ein Klasse-Typ. Wir sind total d'accord. Wir haben ein Konzept besprochen das passt alles sehr gut. In zwei, drei Wochen werde man wieder miteinander telefonieren. Klar ist, dass Schalke mit weiteren Kandidaten verhandeln wird; Bewerbungen gibt es genügend, schließlich sei Schalke ja „ein geiler Klub“, wie Tönnies findet.

Kahn darf sich nach diesem Treffen aber als erste Wahl fühlen. Bevor er von Rheda-Wiedenbrück nach China aufbrach, wo er ein TV-Projekt betreibt, sagt er: „Dass wir jetzt auseinander gehen, ohne dass es etwas zu vermelden gibt, ist kein Nein.“ Beide Seiten haben Bedenkzeit. Argumente gibt es ja reichlich.

WAS FÜR SCHALKE SPRICHT

Seit bald 52 Jahren hat es auf Schalke niemand fertig gebracht, Meister zu werden: Kahn, der als Spieler achtmal die Schale holte, könnte im (neuen) Revier nur gewinnen, anders als etwa bei Bayern.

Zudem: Schalke hat Kohle. Der Klub wird vom Hauptsponsor, dem russischen Energiekonzern Gazprom, bis 2012 mit Millionen gepampert. Aktuell soll der üppig bezahlte Kader zwar verbilligt werden, weil Einnahmen aus dem Europapokal in der kommenden Saison wohl abgehen. Bei der Personalplanung kann sich Manager Kahn bald beweisen. Er sagt: „Mich reizt es vor allem mit einer Mannschaft zu arbeiten. Das reizt mich sehr. Ob man so etwas macht, hängt von vielen Faktoren und Facetten ab. Es geht darum, was man als Voraussetzung dort vorfindet und wie man sich verwirklichen kann.“

Auf Schalke könnte er: Nach dieser desaströsen Saison darf dort alles in Frage gestellt werden, auch Trainer Fred Rutten. Freie Hand für Kahn: So mag er’s. Dass er auf Schalke als Spieler eine Hassfigur war, ist Vergangenheit. Und was Originalität und jenen eigenwilligen Charme angeht, der im Pott gefragt ist: Da kann es Kahn sogar mit Schalkes Manager-Übervater Rudi Assauer (bis 2006 im Amt) aufnehmen. Und Bier trinkt er auch.

WAS DAGEGEN SPRICHT

Ist Kahn nach 14 Titan-Jahren in München nicht der personifizierte FC Bayern – wie sonst nur Uli Hoeneß? War nicht dessen Manager-Posten einst Kahns Fernziel? Gerade wird ja heftig um die Besetzung des Hoeneß-Nachfolgers geeifert, und es entspricht der Natur des geborenen Wettkämpfers Kahn, an solchen prominenten Schlachten teilzunehmen. Kontrahenten wie Mehmet Scholl oder Christian Nerlinger (siehe unten) dürfte er sich überlegen fühlen. Dass er nun mit Schalke verhandelt, macht ihn für Bayerns Bosse nur begehrenswerter. Der Auftritt in Rheda-Wiedenbrück ist PR in eigener Sache.

Andererseits hatte Kahn auch mal eine andere Lebensplanung. Gerade kassiert er gute Gage für seine Torwart-Castingshow im chinesischen Fernsehen. „Es gibt für mich viele Optionen, in verschiedensten Bereichen“, hat Kahn der AZ gesagt. „Ob es meine sozialen Projekte sind, die Arbeit beim ZDF, die Asien-Aktivitäten, meine Verpflichtungen mit meinen Werbepartnern, mein Buch und und und.“ Ein Acht-Stunden-Tag hinterm Schreibtisch ist weniger verlockend. Nicht für einen, der lang ausgesorgt hat. Und noch weniger, wenn dieser Schreibtisch in Gelsenkirchen steht.

Michael Schilling, Oliver Trust

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