Sanierer, Adler, Umstürzler: Käpt’n auf dem Prüfstand

Mark Van Bommel ist geschwächt. Von Werner Olk bis Oliver Kahn: So viel hatten die Spielführer des FC Bayern zu sagen.
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Klaus Augenthaler (l.) und Lothar Matthäus beim DFB-Pokalsieg 1986.
dpa Klaus Augenthaler (l.) und Lothar Matthäus beim DFB-Pokalsieg 1986.

Mark Van Bommel ist geschwächt. Von Werner Olk bis Oliver Kahn: So viel hatten die Spielführer des FC Bayern zu sagen.

MÜNCHEN Es ist nicht so, dass Jürgen Klinsmann dem Amt des Mannschaftskapitäns keine besondere Bedeutung beimisst. Der 44-Jährige definierte in einem Interview kurz vor Saisonstart das Anforderungsprofil für den Boss auf dem Spielfeld folgendermaßen. Kapitän wird „ein Geber. Eine Persönlichkeit mit Stellenwert. Ich halte sehr viel von dieser Rolle, für mich wird das ein permanenter Ansprechpartner sein.“

Auf diese Stellenbeschreibung passt Mark van Bommel offenbar nicht. Sonst hätte ihn Klinsmann nicht erst ernannt, um ihn nach wenigen Wochen in Frage zu stellen. Offenbar ist er nicht nur mit der sportlichen Leistung des Holländers unzufrieden, sondern auch mit dessen Geber-Qualitäten. Doch wie wichtig ist ein Kapitän, früher so schön „Spielführer“ genannt, wirklich? „Ich sehe den Kapitän immer noch in der Rolle des verlängerten Arms des Trainers“, sagte Stefan Effenberg der AZ, „wenn ein Trainer sich festlegt, kann er seinen Kapitän nicht raussetzen. Dann muss der unangefochten sein.“

Nur so kann er wachsen. „Der Kapitän muss ein richtiger Kerl sein Mannschaftsintern als Anführer akzeptiert und auf dem Rasen als Kämpfer vorneweg“, sagt Franz Beckenbauer.

Der Bayern-Präsident weiter: „Der Kapitän muss Respekt einflößen, wie früher Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge und Stefan Effenberg.“ Sich selbst hat Beckenbauer aus Bescheidenheit herausgelassen, dabei fielen die größten Triumphe (der Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1974, 75, 76) in seine Amtszeit als Kapitän. Wer hatte das Sagen? Wer war wirklich mächtig unter den Großkopferten? Eine Chronologie.

WERNER OLK (1965 – 70)

Der Kapitän der Aufstiegsmannschaft 1965. Weil Beckenbauer noch zu jung war, setzte Trainer Cajkovski auf den 27-jährigen, den sie wegen seines Kampfgeistes den „Adler von Giesing“ nannten.

FRANZ BECKENBAUER (70-77)

Er war der Beste. Als Spieler. Ein natürlicher Boss, weil er von jedem akzeptiert wurde. Trainer Udo Lattek berief ihn im Alter von 24 Jahren – damit ist er der jüngste Bayern-Kapitän aller Zeiten. Mit Trainer Dettmar Cramer hatte er ein Vater-Sohn-Verhältnis.

SEPP MAIER (1977-79)

Der Torhüter trat Beckenbauers Erbe an – eine schwierigere Aufgabe konnte es nicht geben. Verhinderte couragiert die Verpflichtung von Max Merkel, stürzte Präsident Wilhelm Neudecker.

GERD MÜLLER (1977-79)

Der eher leise Müller war umstritten, hatte wenig Einfluss – seine größte Zeit lag ohnehin hinter ihm. Trainer Pal Csernai vertrieb ihn in die USA.

KATSCHE SCHWARZENBECK (1979-80)

Als Kapitän nur ein Notnagel. „Ich stand nie gerne im Mittelpunkt, sagte der sonst brave Adjutant von Beckenbauer im Rückblick, „habe nur ausgeholfen.“ Verletzte sich schwer, musste die Karriere beenden.

PAUL BREITNER (1980-83)

Er war der Bayern-Kapitän schlechthin, mehr Macht und Einfluss hatte keiner. Breitner stand für eine neue Ära mit zwei Meistertiteln, Pokalsieg, Offensivfußball.

KARL-HEINZ RUMMENIGGE (1983-84)

Nur ein Kapitän auf Zeit. Ging als Torschützenkönig zu Inter und sanierte die Bayern.

KLAUS AUGENTHALER (84-91)

Er stand für die „Mia san Mia“-Generation. Errang fünf Meisterschaften, rief legendäre Mannschaftsabende ein – samt Alkohol und Förderung des Teamgeistes..

RAIMOND AUMANN (1991-94)

Als Torwart mit geringerem Einfluss, überstand jedoch vier Trainer: Heynckes, Lerby, Ribbeck und Interims-Coach Beckenbauer.

LOTHAR MATTHÄUS (1994-97)

Hatte nach seiner Rückkehr von Inter Mailand zunächst ein großes Standing, stürzte dann über eine Revolte der Mitspieler, angeführt von Klinsmann und Helmer.

THOMAS HELMER (1997-99)

Wurde von Trainer Trapattoni geduldet, Coach Hitzfeld setzte ihn wieder ab.

STEFAN EFFENBERG (1999-2002)

Führte Bayern zu zwei Meisterschaften und der Champions League – nach Breitner der Kapitän mit dem größten Einfluss. Lies sich von niemandem im Verein etwas sagen, wurde von Hitzfeld gestützt.

OLIVER KAHN (2002-08)

Unumstritten als natürlicher Leader und als Prellbock nach außen.

Patrick Strasser

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