Ruhig bleiben

Uli Hoeneß will sich – nach der legendären Fanschelte vom Vorjahr – bei der Jahreshaupt- versammlung am Freitag nicht provozieren lassen. Der Bayern-Manager aber fürchtet: „Dann könnte es langweilig werden“.
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„Ich glaube, dass nach dieser EM auch Jogi Löw sein Verhalten gegenüber den Spielern dringend überdenken muss. Nur wenn die Profis etwas härter angefasst werden, kann der Bundestrainer auch die letzten fünf Prozent aus ihnen herauskitzeln“, sagt Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern.
firo/Augenklick „Ich glaube, dass nach dieser EM auch Jogi Löw sein Verhalten gegenüber den Spielern dringend überdenken muss. Nur wenn die Profis etwas härter angefasst werden, kann der Bundestrainer auch die letzten fünf Prozent aus ihnen herauskitzeln“, sagt Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern.

Uli Hoeneß will sich – nach der legendären Fanschelte vom Vorjahr – bei der Jahreshaupt- versammlung am Freitag nicht provozieren lassen. Der Bayern-Manager aber fürchtet: „Dann könnte es langweilig werden“.

MÜNCHEN Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich gar nicht wohl in diesen Momenten. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum, nestelte in seinen Anzugtaschen. Neben ihm war Uli Hoeneß an jenem 12. November letzten Jahres auf der Jahreshauptversammlung gerade dabei, aus der Haut zu fahren. Und man musste befürchten, dass dies nicht nur sprichwörtlich geschehen könnte.

Als Bayern-Mitglied Ralf Seeliger über die „fehlende Stimmung in der Allianz Arena“ sowie über „Champagner schlürfende Logen-Gäste“ motzte und anklagte, dass „bei 1860 mehr los ist", flippte Hoeneß aus. ein kapitaler Wutausbruch. „Das ist doch populistische Scheiße! Die Scheiß-Stimmung, für die seid doch ihr verantwortlich und nicht wir!“, polterte er. Um danach zur Attacke überzugehen: „Was glaubt ihr eigentlich alle, wer ihr seid?“ Und weiter: „Was glaubt ihr denn, wer euch alle finanziert, wer es möglich macht, dass ihr für sieben Euro in die Südkurve könnt? Die in den Logen, denen wir das Geld aus der Tasche ziehen!“

Präsident Franz Beckenbauer war es, der zögerlich versuchte, Hoeneß zu bändigen. Und diesmal? Muss Rummenigge den Job übernehmen? „Er muss nicht gebändigt werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AZ, „außerdem ist die Meinung von Uli Hoeneß bei uns wichtig und heilig,“ Santa Uli, der heilige Hoeneß.

Er selbst hat sich für die heutige Jahreshauptversammlung im NockherbergFestsaal (ab 19 Uhr) geschworen, sich zu zügeln. Hoeneß: „So wie letztes Jahr beim Fanthema geschehen, kann mich diesmal keiner provozieren, dass ich noch einmal ausraste“, sagte er, „das war einer meiner guten Vorsätze, die ich mir Anfang des Jahres gemacht habe. Ich habe mir fest vorgenommen, ruhig zu bleiben – allerdings könnte es dann natürlich langweilig werden.“ In der Tat.

Außer die Herren Vorstände singen vor Stolz. Sie werden in ihrer Finanz-Bilanz einen „Gewinn ausweisen“ können, wie Hoeneß sagte. Nachdem der Rekordmeister bereits im vergangenen Jahr seinen Mitgliedern neue Rekordzahlen präsentieren konnte – 225,8 Millionen Euro Umsatz und 18,9 Millionen Euro Gewinn – soll es auch in diesem Jahr trotz der Nichtteilnahme an der Champions League in der vergangenen Saison wieder „gute Zahlen“ geben.

Richtig gute Zahlen, wie Rummenigge der AZ verriet. Stolz sprach er von „Fabelzahlen“ und kündigte einen „neuen Umsatzrekord“ an. Rummenigge glaubt, dass „die Fans sehr zufrieden sein werden, auch mit unserem sportlichen Aufwärtstrend“. Daher erwartet er „eine ruhige Versammlung“.

Auf der Tagesordnung steht unter Punkt vier diesmal auch nur die Wahl der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für die Kassen- und Rechnungsprüfung sowie die Wahl eins Mitgliedes für den Ehrenrat. Erst im Herbst 2009 wird es richtig interessant: Dann will Manager Hoeneß in den Aufsichtsrat wechseln und Nachfolger von Franz Beckenbauer als Präsident werden.

Die Wahrscheinlichkeit eines Hoeneß-Wutausbruchs also ist sehr gering, nach dem 1:1 in Florenz sagte er auf dem Mitternachtsbankett im Hotel „The Westin“: „Ich bin zufrieden, so richtig zufrieden. Mit dem Ergebnis, mit dem Spiel, mit der Entwicklung der Mannschaft. Das war doch ein Spiel in der Champions League, in der Crème de la Crème des europäischen Fußballs.“ Der Manager zeigte sich völlig aufgeräumt. Bis zur nächsten Wortmeldung eines Fans?

Patrick Strasser

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