Robbens neue Rolle: Weltstar auf Abruf

Der Holländer, zuletzt als Egoist getadelt und auf der Bank, beweist Humor. Bayern will ihn halten: „Wir brauchen diesen besessenen Robben“
von  Filippo Cataldo
Seine Aktionen machen oftmals den Unterschied: Bayern-Star Arjen Robben.
Seine Aktionen machen oftmals den Unterschied: Bayern-Star Arjen Robben. © AP

Der Holländer, zuletzt als Egoist getadelt und auf der Bank, beweist Humor. Bayern will ihn halten: „Wir brauchen diesen besessenen Robben“

BASEL - Arjen Robben spielt vorzugsweise – mit Arjen Robben. Das ist der Vorwurf, der Bayerns Star gemacht wird. Der Niederländer spiele zu egoistisch, in der Mannschaft sei darum der Spitzname Alleinikov verbreitet für den auch charakterlich bisweilen etwas eigenbrötlerischen Dribbler. Franz Beckenbauer bezeichnete ihn jüngst auch öffentlich als „Egoist“.

Arjen Robben spielt aber auch vorzugsweise – gegen Arjen Robben. In einem Werbespot, der im März in den Kinos laufen wird, nimmt Robben sich selbst auf die Schippe. In der Kampagne einer Sportartikelkette macht Robben Werbung für einen neuen Fußballschuh mit integriertem Chip zum Messen der Laufdistanz. Im Spot ärgert sich Robben, dass ein anderer Robben ihm den schwarz-gelben Treter wegnehmen will, den er als einziger Bundesligaprofi tragen wird. Und beim Dribbling um die Stangen misst Robben sich nur mit sich selbst. Eingeblendet wird am Ende des Spots die Aussage „Robben treibt Robben an“. Und ist es nicht irgendwie beruhigend zu erfahren, dass der 28-Jährige auch diesen selbstironischen Zug in sich trägt? Robben hat Humor!

In den letzten Wochen wurde dieser freilich auf eine harte Probe gestellt. Die letzten drei Spiele vor dem Duell in der Champions League gegen Basel (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen, die Red.) saß Robben zu Beginn nur auf der Bank – ein Weltstar auf Abruf. Coach Jupp Heynckes vetraute in der Krise bisher auf rechts lieber dem unberechenbareren Fährten- und Lückensucher Thomas Müller, als dem Brachialdribbler Robben. Zum ersten Mal in seiner Zeit bei Bayern ist Robben fit – und spielt trotzdem nicht immer. Hätte er noch Haare, es wäre für einen wie ihn, der sich selbstverständlich und mit einigem Recht als Superstar des Fußballs wahrnimmt, zum Haare raufen.

Oder doch nicht? Denn in den letzten Wochen offenbarte Robben neue Charakterzüge. Natürlich hat er auf der Bank bisweilen geschmollt, doch Frust-Anfälle oder Mecker-Attacken sind nicht überliefert. Robben mag wütend sein auf seinen Trainer, verzweifelt wirkt er aber nicht. Als er gegen Kaiserslautern nach der Pause eingewechselt wurde, wirkte er fast schon übermotiviert, zeigte seine beste Saisonleistung. In der halben Stunde, die er zuletzt in Freiburg spielen durfte, erreichte er als einer der wenigen Bayern zumindest seine Normalform.

Robben kämpft um seinen Platz. Vielleicht auch, weil er merkt, dass die Bayern-Bosse hinter ihm stehen. „Die Spieler wissen um seine Qualität. Wenn er mal auf der Bank sitzt, ist das kein Drama“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im „kicker“. Robbens Verärgerung, „sogar Wut“, müsse man „respektieren“.

Auch die Vertragsverhandlungen sollen wegen der temporären Bank-Verbannung nicht ins Stocken geraten sein. Bayern will den 2013 auslaufenden Kontrakt des Niederländers verlängern – Verletzungsanfälligkeit hin, Ego-Debatte her. „Wir haben Geduld. Und wir werden eine Lösung finden“, so Rummenigge. Das erste Gespräch mit Robbens Vater und Berater Hans sei „gut“ gewesen: „Sie erklären immer wieder, dass die ganze Familie sich wohl fühle.“ Robben solle so bleiben, wie er sei. Erst die Eigensinnigkeit auf dem Platz habe ihn zu einem „Weltklassespieler gemacht“, so Rummenigge, „wir brauchen diesen besessenen Robben, der das Tor sieht und dafür sorgt, dass gewonnen wird“.

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