Robben: Bayerns rotes Tuch

Arjen Robben, der berühmteste 12. Mann der Liga, muss diesmal 55 Minuten zuschauen. Danach wirbelt er, winkt den Fans zu – und schweigt.
Patrick Strasser |
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Muss er wieder auf die Bank? Arjen Robben (l.), hier mit Ersatzkeeper Jörg Butt.
Muss er wieder auf die Bank? Arjen Robben (l.), hier mit Ersatzkeeper Jörg Butt.

Arjen Robben, der berühmteste 12. Mann der Liga, muss diesmal 55 Minuten zuschauen. Danach wirbelt er, winkt den Fans zu – und schweigt. Heynckes lobt ihn, Lahm spricht vom „Härtefall”

München - Gut, föhnen muss er sich nicht. Ob Arjen Robben eher zur Warmduscher- oder Kaltduscher-Fraktion gehört, ist nicht bekannt. Ein Schnellduscher – ja, das ist er.

m 17.29 Uhr eilte Robben im Stechschritt an den Journalisten vorbei. Ab in die Vip-Räume, ein paar Etagen höher in der Allianz Arena. Was erstaunlich war. Robben kam als Erster aus der Kabine, dabei war der 28-Jährige der letzte seiner Mitspieler, der den Rasen verlassen hatte nach dem 2:0 gegen Kaiserslautern – um 17.21 Uhr. Zuvor hatte der Holländer noch eine eigenwillige Ehrenrunde gedreht, sich hastig wie artig bedankt bei den Fans. So rührend wie kein anderer der Bayern-Profis, daher erntete Robben höflichen Applaus. Viele Fans allerdings kehrten ihm den Rücken, sie wollten ob der eisigen Kälte zum Glühweinstand oder zum Parkplatz.


Robbens Auftritt als berühmtester 12. Mann der Liga, diesmal im Vergleich zum Pokalspiel beim VfB Stuttgart (2:0) immerhin in Minute 55 eingewechselt, war eine einzige Good-Will-Aktion. In den 35 Minuten Spielzeit bemühte sich Robben, aufzufallen, möglichst nicht unangenehm. Kein Tor, keine Tor-Assists. Lediglich viel Eifer: fünf Torschüsse, drei Vorlagen. Nur nichts nachsagen lassen. Und hinterher nichts sagen. Den Maulkorb verhängte er sich selbst. Er weiß: In seiner Situation ist Reden Silber, aber Vertrag Gold. Robben steckt in der Zwickmühle. Gerne würde er seine Gedanken über die doppelte Bankverbannung rauslassen, doch sein Vater Hans, zugleich Berater, hat sich in einem ersten Gespräch über die Rahmendaten einer Vertragsverlängerung über 2013 hinaus ausgetauscht. Da wäre jedes falsche Wort kontraproduktiv und kostspielig.


Also sprechen andere über ihn. Heynckes betonte, dass die Situation für Robben „bitter und nicht ganz einfach” sei. „Arjen war hochmotiviert. Ich habe keine schlechte Laune gesehen”, lobte der Trainer. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fand: „Er hat sofort gewirbelt. Ich hätte ihm ein Tor gewünscht.” Wenn Robben schon nicht die beleidigte Diva gibt – wie früher so oft.


Davon wusste Bernd Schuster zu erzählen, ein Trainer im Wartestand, der von Juli 2007 bis Dezember 2008 Real Madrid samt Robben trainiert hat. „Arjen ist ein schwieriger Typ. Er ist einer, der kein Verständnis hat, wenn er nicht spielt. Er kann damit nicht leben und hat da unglaubliche Probleme damit”, meinte Schuster bei „Liga total!”. Und weiter: „Er fühlt sich als der wichtigste Spieler in der Mannschaft und meint, dass er immer spielen muss. Das ist für den Trainer natürlich ein Problem, weil er auch jemand ist, der dir die Pistole auf die Brust setzt und sagt: ,Trainer, was ist los? Ich muss spielen!'"


Der Fall Robben – Bayerns rotes Tuch. Keiner will ein falsches Wort sagen, das Thema hat Sprengstoff. Man will es am liebsten aussitzen im Verein. „Arjen ist sehr professionell. Wir müssen rational, entspannt, sehr sachlich und nicht emotional damit umgehen”, meinte Rummenigge, während sich Präsident Uli Hoeneß wenige Meter weiter wegen der Berichterstattung einer Zeitung lautstark echauffierte. Aus der Mannschaft mischen sich Zuspruch und Verweise auf das Profidasein. Kapitän Lahm meinte trocken: „Bei uns wird’s immer Härtefälle geben. Das ist ein sehr harter.” 

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