Pro und Contra: Ist die Kritik am Ibiza-Trip der Bayern-Stars berechtigt?
München - Unbedenklicher Kurztrip oder absolutes No-Go? Der Ibiza-Kurztrip von Teilen der Mannschaft des FC Bayern nach der blamablen Leistung in Mainz (1:3) sorgt bei Beobachtern und Fans für Diskussionen.
Aus der Liga gibt es Kritik von Hertha-Trainer Felix Magath, der im Abstiegskampf eine Wettbewerbsverzerrung fürchtet. Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus übt scharfe Kritik an der Aktion. Der Klub verteidigt die Spieler hingegen und beteuert, dass man auch die beiden letzten Spielen dieser Saison professionell bestreiten werde.
Ist die Kritik am Kurzurlaub der Bayern-Stars berechtigt? Ein Pro und Contra aus der AZ-Redaktion!
Pro: Der Urlaub wird keinen negativen Einfluss haben – im Gegenteil
Kann ein Profisportler nicht seine volle Leistungsfähigkeit ausschöpfen, wenn er sechs Tage zuvor noch auf Ibiza gefeiert hat? Wäre dies der Fall, könnte man den kurzurlaubenden Bayern-Stars tatsächlich den Vorwurf der fehlenden Professionalität, ja gar der Wettbewerbsverzerrung machen. Ist es aber nicht.
Ob die Spieler die beiden freien Tage nun daheim verbringen und es sich im Münchner Nachtleben gut gehen lassen oder als Gruppe auf Ibiza die Meisterschaft feiern, wird auf das Spiel gegen den VfB Stuttgart keinen Einfluss nehmen.
Freilich, der Zeitpunkt mag in Anbetracht der Leistung am Samstag unglücklich gewählt und ein Kurzurlaub während der laufenden Saison ohnehin ungewöhnlich sein. Einen besseren Termin hätte es für einen solchen Trip aber eben nicht gegeben.
Der Zeitplan ist bis zum letzten Spieltag durchgetaktet und nach der Saison geht es für die meisten Spieler weiter zu ihren Nationalmannschaften, mit denen sie bis Mitte Juni in der Nations League ran müssen. Hätte man den Kurzurlaub also erst zwei, drei Monate nach dem Titelgewinn antreten sollen?
Inwiefern die Angst vor einer Verzerrung des Wettbewerbs berechtigt ist, ist ohnehin fraglich. Nach der Leistung in Mainz, der Kritik an der Mentalität der Mannschaft und der Diskussion um den Ibiza-Trip werden die Bayern am Sonntag gegen Stuttgart hochmotiviert sein.
Vom gescholtenen Rekordmeister wird nun eine deutliche Trotzreaktion erwartet, dessen dürfte sich Felix Magath vollkommen bewusst sein. Er selbst hat mit seiner Kritik schließlich maßgeblich dafür gesorgt – und das sicher nicht ohne Hintergedanken...
Bernhard Lackner
Contra: Nicht der Urlaub ist das Problem, sondern der Zeitpunkt
Die Meister sollen ausgiebig feiern – das gehört nach einem großen Triumph dazu und ist absolut verdient. Egal ob in der Bundesliga oder Kreisliga. Doch es kommt auf den Zeitpunkt an.
Und der stimmt bei den Ibiza-Reisenden des FC Bayern einfach nicht. Dabei geht es noch nicht mal um das 1:3 in Mainz – solche Niederlagen können eine Woche nach einem Titelgewinn passieren, auch wenn der Auftritt schon arg lustlos und träge war, der Unmut der Fans und von Trainer Julian Nagelsmann verständlich. Viel wichtiger ist aber die nächste Partie am Sonntag gegen den VfB Stuttgart, weil es für die Schwaben – im Gegensatz zu Mainz – noch um etwas geht. Genauer gesagt: um alles.
Im Kampf um den Klassenerhalt wird sich die Konkurrenz genau anschauen, wie Bayern gegen den VfB auftritt, wie die Verfassung der Stars nach dem kurzen, aber sicher intensiven Party-Trip sein wird. Felix Magath hat ja schon einen Vorgeschmack gegeben, wie in der Liga über die Bayern-Haltung gedacht wird.
So wichtig diese gemeinsamen Unternehmungen wie nun auf Ibiza für jede Mannschaft auch sind – der FC Bayern hätte darauf bis nach dem letzten Spieltag verzichten sollen. Die Saison läuft noch – vielleicht nicht für die Münchner, aber für fast alle anderen Teams der Bundesliga.
Maximilian Koch

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