Neuzugang des FC Bayern: Leon Goretzka trifft erstmals für die Münchner
München/Stuttgart - Ein Kniff von Kovac. Nicht in die Wange, ein taktischer Kniff – das war der Grund für das perfekte Startelf-Debüt von Leon Goretzka für die Bayern in der Liga.
Weil der Trainer die Stuttgarter selbst im eigenen Stadion zutiefst defensiv stehend erwartete, nahm er erstmals in dieser Saison Javi Martínez aus der Mannschaft, stellte den spielstärkeren und offensiver denkenden Thiago auf die Sechser-Position. So war Platz für Goretzka als Achter im halblinken Mittelfeld neben Thomas Müller. Der Plan ging auf.
Fünf Torschüsse, die meisten aller Spieler, aber vor allem das den doppelten VfB-Riegel knackende 1:0, der "Türöffner" (Kovac), gingen auf Goretzkas Konto (AZ-Note 1). Der 23-Jährige traf zielsicher mit der Innenseite ins lange Eck und gab vor allem danach dem Offensivspiel mit seinen Vorstößen in den Strafraum eine neue Qualität inklusive der Vorlage zum 2:0.
"Tiefendrang, Aggressivität und Schnelligkeit", erhofft sich Kovac vom ehemaligen Schalker und sah all diese Elemente: "Ich Freude mich für ihn." Zum Premierentreffer im ersten Startelf-Einsatz hätten weitere Tore hinzukommen können. Bei den Kopfbällen fehlt Goretzka noch die Feinabstimmung. Der Mann braucht Vertrauen und das gemeinsame Einlaufen mit der Mannschaft.
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Goretzka übt sich in Demut
"Ich bin das noch nicht so gewohnt, von der Bank zu kommen – das hatte ich in meiner Karriere noch nicht so oft", gab er ehrlich zu, nicht ohne zu betonen, wie sehr er sich Freude habe, von Beginn an ran gedurft zu haben. Demut kennzeichnet seine Aussagen. "Ich hoffe, dass mir meine Aufgaben heute gut gelungen sind", sagte er.
Da ist einer, der im neuen Kosmos FC Bayern zurückhaltend agiert, Taten statt Worte sprechen lassen will – in der Überzeugung: Ich packe es. Doch die Konkurrenz auf der Achter-Position ist groß. Beim 3:0 in Stuttgart wurden Weltmeister Corentin Tolisso und Ex-Real-Profi James Rodríguez erst in der Schlussviertelstunde eingewechselt. Goretzka sucht noch seinen Platz.
"Ich glaube schon, dass es eine gewisse Hierarchie in der Mannschaft gibt und das ist auch wichtig", sagte er. Anpassungsschwierigkeiten? Gibt es bei Goretzka nicht. Die Mannschaft habe ihn sehr gut aufgenommen, erklärte der 23-Jährige am Sonntag: "Nur dann, wenn man sich wirklich wohl fühlt, kann man auch Leistung bringen. Und das ist der erste Schritt gewesen."
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Goretzka scheint in München angekommen zu sein
Die königsblaue Vergangenheit hat Goretzka nach fünf Jahren und 147 Pflichtspielen mit 19 Toren abgelegt. "Man merkt in jeder Sekunde, dass der FC Bayern nochmal eine Nummer größer ist – vor allem auf internationaler Ebene." Und was ihn noch erstaunte: Alle Spieler hätten "eine unglaubliche Mentalität" und trotz vieler Erfolge "unglaublichen Hunger". (Hier gibt's die Stimmen zum Spiel)
Es scheint so, als sei Goretzka in seinem erst zweiten Monat in München angekommen. Er, der Gratis-Transfer, da er ablösefrei zu Bayern wechselte.
Bundestrainer Joachim Löw saß auf der Tribüne, sichtete seine Auserwählten für die Wiedergutmachungs-Länderspiele gegen Weltmeister Frankreich am Donnerstag in München und gegen Peru am Sonntag in Sinsheim. Und so konnte Goretzka, bei der WM lediglich gegen Südkorea in der Startelf (0:2), auch bei Löw punkten.
"Ich bin nicht in das Spiel gegangen, um mich für die Nationalmannschaft zu beweisen, sondern um mich bei der Mannschaft zu beweisen und um zu zeigen, dass ich helfen kann."
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