Neun Meister - fünf Macher: Welcher Bayern-Coach den größten Anteil hat

Heynckes, Guardiola, Ancelotti, Kovac und Flick: Dass die Bayern ihren neunten Titel in Serie feiern können, haben sie vor allem ihren Dirigenten an der Seitenlinie zu verdanken. Die AZ erklärt die Meister-Trainer seit 2013.
von  Patrick Strasser
Hansi Flick mit der Meisterschale nach der Saison 2019/20.
Hansi Flick mit der Meisterschale nach der Saison 2019/20. © imago/Frank Hoermann

München - Die Zukunft des FC Bayern heißt Julian Nagelsmann. Doch die Zeit des neuen Trainers, der von RB Leipzig nach München wechselt, beginnt Anfang Juli.

Die Gegenwart heißt aber Hansi Flick. Den Noch-Coach als Auslaufmodell zu bezeichnen, ist faktisch richtig, wird jedoch der Leistung des 56-Jährigen nicht gerecht. 18 Monate als Cheftrainer, sechs Titel - der siebte in Greifweite.

Flick kann Samstag seinen zweiten Meistertitel holen

Am Samstag kann Flick mit einem Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) die nächste Meisterschaft der Bayern klarmachen. Die insgesamt 31. des Vereins ist zugleich die neunte hintereinander und das zweite Flick-Werk. Verliert der letzte Verfolger RB Leipzig am Samstagnachmittag zuvor bei Borussia Dortmund, sind die Münchner bereits vor Anpfiff durch - als Kabinenmeister. "Wir stellen uns nicht die Frage, wie viele Punkte wir noch brauchen, sondern wie viele noch zu holen sind - und die wollen wir holen", sagte Flick am Freitag.

Dass die bayerischen Meistersinger ihre neunte Schalen-Sinfonie in Serie trällern können, haben sie fünf Trainern zu verdanken. Mit verschiedenen Philosophien und gänzlich unterschiedlichen Abschieden. Mal im Triumph, mal (vorzeitig) im Zorn. Neun Meister, fünf Macher.

Die AZ zeigt Bayerns Meistertrainer seit 2013:

Jupp Heynckes (2013 und 2018): Nach 2012 mit der Vize-Meisterschaft hinter Dortmund, der krachenden Pokalfinal-Pleite gegen den BVB sowie dem "Drama dahoam" im Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea wollte es der schon abgeschriebene Heynckes wissen: Mit einem 1:0 am 28. Spieltag in Frankfurt endete die Klopp-Regentschaft, damals der früheste Titel der Bundesliga-Geschichte.

Jupp Heynckes steht in der Allianz Arena vor den Pokalen (Champions-League-Pokal, DFL-Supercup-Pokal, Meisterschale und DFB-Pokal), die er in der Saison 2012/2013 mit der Mannschaft des FC Bayern gewonnen hat.
Jupp Heynckes steht in der Allianz Arena vor den Pokalen (Champions-League-Pokal, DFL-Supercup-Pokal, Meisterschale und DFB-Pokal), die er in der Saison 2012/2013 mit der Mannschaft des FC Bayern gewonnen hat. © Marc Müller/dpa

2017 holte Bayern nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti Hoeneß' Kumpel Jupp zurück, der die Schale in acht Monaten souverän sicherte: mit einem lockeren 4:1 in Augsburg am 29. Spieltag.

Guardiola: Drei Mal Meister aber kein internationaler Titel

Pep Guardiola (2014 bis 2016): Der Spanier, zuvor zwei Mal Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona, erreichte in seinen drei Jahren in München nicht die höchsten Weihen.

Pep Guardiola gewann drei Mal die Deutsche Meisterschaft und wurde auch vor der traditionellen Bierdusche nicht verschont.
Pep Guardiola gewann drei Mal die Deutsche Meisterschaft und wurde auch vor der traditionellen Bierdusche nicht verschont. © firo

Der Henkelpott blieb ihm verwehrt, dafür gewann Guardiola drei Mal super-super-super-souverän die Meisterschaft. Top-top-top 2014 als erster März-Meister am 27. Spieltag (neuer frühester Titel), top-top 2015 am 30. Spieltag im April und nicht ganz so tip-top 2016 am vorletzten Spieltag. Dennoch: Drei FCB-Meisterschaften ab Amtsantritt schaffte ansonsten nur Ottmar Hitzfeld (1999 bis 2001).

Carlo Ancelotti (2017): Der entspannte, meist zu gemütliche Italiener folgte auf den besessenen Tüftler Pep, was die wie eine Zitrone ausgepresste Mannschaft zunächst genoss. An der langen Carlo-Fluppe (pardon: Leine) sicherte man sich am 31. Spieltag durch ein 6:0 beim VfL Wolfsburg den Titel. Im September folgte aber schon Ancelottis Aus.

Carlo Ancelotti mit der Meisterschale.
Carlo Ancelotti mit der Meisterschale. © Augenklick/sampics

Niko Kovac (2019): Als 1-B-Lösung gekommen, weil man zu spät auf Thomas Tuchel setzte, der dann bereits bei Paris St.-Germain unterschrieben hatte, holte der Kroate die Schale 2019 durch ein 5:1 gegen Frankfurt am letzten Spieltag.

Niko Kovac mit dem DFB-Pokal und der Meisterschale
Niko Kovac mit dem DFB-Pokal und der Meisterschale © BrauerPhotos

Doch die Gräben zwischen dem zu vorsichtig coachenden Kovac und der Mannschaft waren zu groß. Ein 1:5 in Frankfurt sechs Monate später bedeutete Kovac' Bayern-Ende.

Flick, der Titelhamster

Hansi Flick (2020 und wohl 2021): Im November 2019 wurde er zum Cheftrainer auf Zeit befördert und nutzte seine Chance. Die Mannschaft schwärmt von Menschenfreund Hansi, der nach dem Konflikt mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic auf eigenen Wunsch vorzeitig geht - und wohl in die Fußstapfen von Bundestrainer Joachim Löw tritt.

Hansi Flick mit all seinen Pokalgewordenen Erfolgen als Bayern-Coach, nun kommt wohl nur noch eine weitere Meisterschale dazu.
Hansi Flick mit all seinen Pokalgewordenen Erfolgen als Bayern-Coach, nun kommt wohl nur noch eine weitere Meisterschale dazu. © imago images/Sven Simon

Übrigens: Nur einem Coach gelang es, bei den neun Titel-Partys die Schale gleich acht Mal zu stemmen: Bayerns ewiger Assistent und Kult-Co-Trainer Hermann Gerland (66). Lediglich 2019 unter Kovac, der lieber mit seinem Bruder Robert und Peter Hermann arbeitete, war Gerland nicht im Trainerstab. Alle anderen zählten auf die Erfahrung, Akribie und Menschenführung des "Tigers".

Nagelsmann wäre gut beraten, auf solch wertvolles Inventar auch nicht zu verzichten. . .

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