Nagelsmann spricht Klartext: Comeback-Debatte auch für Neuer "nicht zielführend"

Als der Schlusspfiff ertönte, schüttelte sich Oliver Baumann so richtig durch, feierte mit jeder Faser seines Körpers den 1:0-Erfolg in Belfast gegen die am Ende alles versuchenden Nordiren. Überstanden, geschafft. Es war das achte Länderspiel des erfahrenen Torhüters (557 Pflichtspiele für den SC Freiburg und seinen aktuellen Verein TSG Hoffenheim), dabei das vierte zu Null.
Anfang September 2020 stand Baumann zum ersten Mal im DFB-Kader, damals berufen von Bundestrainer Joachim Löw. Unter Hansi Flick kehrte er im Juni 2022 zurück. Seither war er, bei Julian Nagelsmann beständig dabei, aber 29 Mal nur Ersatztorhüter. Bis ihm der heutige Bundestrainer vor einem Jahr zum Debüt aufstellte (1:0 gegen die Niederlande).
Baumann ist aktuell die Nummer eins, doch bleibt er das auch?
Derzeit lebt der 35-Jährige, ein Muster an Beständigkeit, seinen Traum. Für die EM 2021 und die WM 2022 wurde er nicht berücksichtigt, bei der Heim-EM 2024 war Baumann die Nummer drei hinter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen. Und 2026 bei der Nordamerika-WM? Geht Baumann als deutsche Nummer eins ins Turnier?

Nicht ausgeschlossen, gefühlt doch. Falls ter Stegen (33) seine Rückenverletzung bis dahin überwunden und im Wintertransferfenster einen neuen Verein gefunden hat, da er beim FC Barcelona degradiert wurde, ist die Hackordnung klar – das bestätigte Nagelsmann immer wieder.
Aber was ist mit Oldie Neuer (39), der seine DFB-Karriere nach der EM 2024 beendet hatte, beim FC Bayern aktuell Weltklasse-Leistungen zeigt? Die Torhüter-Debatte schwelt. Die sei "jedoch nicht zielführend" und "nicht hilfreich" für alle Kandidaten, erklärte Nagelsmann in Belfast bei RTL. "Wir haben von den letzten zehn Spielen keines verloren, weil wir einen schlechten Torhüter drin hatten", betonte Nagelsmann und verteidigte Baumann.
Nagelsmann: Die Comeback-Debatte hilft auch Neuer nicht
"Jeder, der Mensch ist, kann sich sicher vorstellen, dass es ihn nicht kalt lässt", sagte Nagelsmann über den Torhüter, den er schon als Bundesligatrainer in Hoffenheim coachte. Der 38-Jährige führte energisch fort: "Dementsprechend ist die Diskussion nicht von Vorteil - auch nicht für Manu, der Ruhe braucht für seine guten Leistungen bei Bayern München. Meines Wissens ist Manu zurückgetreten, ich wundere mich, dass wir trotzdem jede Woche diskutieren."
Man habe aktuell in der Nationalelf "kein Torwartproblem", so Nagelsmann. Das könne jedoch im nächsten Sommer "anders sein". So, so. Wegen ter Stegen, meinte er. Und vielleicht auch wegen Neuer.
Dass Nagelsmann kürzlich davon sprach, die Achse derzeit müsse die Mannschaft selbst sein (angesichts der Rücktritte von Führungsspielern wie Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos und Ilkay Gündogan nach der WM) werten manche Experten als Indiz, er halte sich für die WM 2026 ein Hintertürchen offen. Durch das dann Platzhirsch Neuer treten kann – wenn er denn will.