Nachwuchs, Stadion und Finanzen: FC Bayern greift Haching unter die Arme – wie reagiert nun der TSV 1860?

Zwischen dem Rekordmeister und den Vorstädtern bahnt sich eine Kooperation an. Der Plan: Talente erhalten Spielpraxis bei Haching, das dafür finanziell entschädigt wird. Das könnte Folgen für 1860 haben.
Matthias Eicher
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Haching-Präsident Manfred Schwabl (re.) hat einen guten Draht zu FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß.
Haching-Präsident Manfred Schwabl (re.) hat einen guten Draht zu FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß. © sampics/Stefan Matzke

München - Wenn die Blauen zuschauen müssen, dass sich die Roten und die Rot-Blauen zusammenschließen: Es wären große Neuigkeiten für die Münchner Sportwelt, wenn es tatsächlich so kommen würde, wie es die Spatzen von den Hachinger Dächern pfeifen: Der große FC Bayern und das gallische Dorf der Vorstadt, die Spielvereinigung Unterhaching, wollen nach übereinstimmenden Medienberichten eine Kooperation eingehen.

Wie die "SZ" am Montag berichtete, habe man von Hachinger Gemeinderäten erfahren, dass der Rekordmeister und die Vorstädter künftig gemeinsame Sache machen könnten. Auch von SpVgg-Rivale Fortuna Unterhaching seien entsprechende Signale zu vernehmen: Der Fortuna-Vorsitzende Florian Darchinger habe vergangene Woche erklärt, dass der Rekordmeister "mit der Spielvereinigung eine Kooperation plant". Und was sagt Haching-Präsident Manni Schwabl dazu, der zu Bayern-Macher Uli Hoeneß eine gute Verbindung pflegt?

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Bis zu drei Bayern-Spieler sollen pro Saison an Unterhaching abgegeben werden

Schwabl verzichtete gegenüber der "SZ" zunächst sowohl auf eine Bestätigung, als auch auf ein Dementi, kündigte aber für Mittwoch eine Stellungnahme an. Auf der Jahreshauptversammlung hatte der einstige Bundesliga-Spieler von Bayern, Sechzig und dem 1. FC Nürnberg mit einer kryptischen Andeutung über Hachings Zukunft für Spekulationen gesorgt. "Man wird noch einiges hören", hatte Schwabl am Gründonnerstag angekündigt und mit Blick auf das hundertjährige Bestehen im Jahr 2025 nicht nur ein eigenes Bier gemeint, das man brauen wolle.

Der TV-Sender Sky geht schon einmal konkreter ins Detail, wie der Deal aussehen soll: Pro Spielzeit sollen die Bayern bis zu drei Nachwuchsspieler aus der eigenen U23- und U19-Mannschaft nach Unterhaching abgeben, die dort Spielpraxis sammeln und die Spielvereinigung auf ein neues Level hieven sollen. Die Roten würden obendrein eine Ausbildungsentschädigung an die SpVgg im niedrigen einstelligen Millionenbereich entrichten, die sich nach den Einsätzen der eingesetzten Talente richten soll.

FC-Bayern-Profis sollen in der 3. Liga oder möglicherweise gar 2. Liga Spielpraxis sammeln

Farmteam Vorstadt – der FC Bayern Unterhaching!

Mit Karim Adeyemi hatte Haching in den 2010er Jahren ein Juwel geformt und 2018 für 3,35 Millionen Euro zu RB Salzburg verkauft. Mit dem Wechsel des heutigen Star-Profis zu Borussia Dortmund flossen vier Jahre später nochmal satte 6,75 Millionen Euro – für die klammen Hachinger zwar eine absolute Rekordsumme, aber auch überlebenswichtig.

Für den Weltklub FC Bayern hätte die Zusammenarbeit den Vorteil, dass ihre eigenen Talente in der Dritten Liga und künftig vielleicht auch in der Zweiten Liga zum Einsatz kommen und zu Profis heranreifen könnten. Die U23 der Roten spielt schließlich nur in der viertklassigen Regionalliga Bayern. Für Haching wäre es in jedem Fall ein Upgrade, von dem das ein oder anderen Top-Talent profitieren könnte. Und für das hauseigene Tafelsilber hätte man womöglich einen Abnehmer auf dem kurzen Dienstweg. Die Zusammenarbeit würde auch zur Zielsetzung der neuen Bayern-Bosse Max Eberl und Christoph Freund passen, der Nachwuchsarbeit wieder mehr Bedeutung beizumessen.

Wird die Kluft zwischen dem TSV 1860 und der SpVgg Unterhaching künftig größer?

Dazu kommt, dass die Spielvereinigung seit Jahren versucht, der Gemeinde Unterhaching den Sportpark (und die Nebenplätze) abzukaufen, das Projekt bisher aber unter anderem an den finanziellen Möglichkeiten des Drittligisten scheiterte. Die Bayern wollen Haching nun dabei als Geldgeber unterstützen, das Geschäft über die Bühne zu bringen. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) hatte Ende März schon einmal angekündigt, dass es noch in diesem Jahr eine Lösung in Hachings Stadionfrage geben soll. Zustände, von denen der TSV 1860 nur träumen kann.

Womit wir bei den Blauen wären: Nach AZ-Informationen bereitet diese Kooperation den Verantwortlichen durchaus eine gewisse Sorge, denn: Sechzig ist zwar von der Größenordnung her die Nummer zwei hinter dem FC Bayern und darf sich vom Fanpotenzial mit den kleinen Hachingern auch künftig im Vorteil wähnen. In der Tabelle liegt der TSV (Platz 14 mit 41 Punkten) allerdings bereits jetzt hinter Aufsteiger Haching zurück, der mit 46 Zählern auf Platz neun rangiert. Ob sich die Kluft künftig vergrößern wird?

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Zieht der TSV 1860 im Wettbieten um den Nachwuchs künftig den Kürzeren?

"Dazu habe ich mir keine Gedanken gemacht, das ist nicht meine Baustelle", sagte Löwen-Trainer Argirios Giannikis dazu auf AZ-Nachfrage: "Meine Verantwortung ist, was hier im Verein passiert und nicht, was bei Nachbarvereinen passiert."

Verhilft der ungeliebte Nachbar von der Säbener Straße dem Vorstadt-Verein zu einem nachhaltigen sportlichen Aufschwung, müsste sich 1860 auch in mancherlei anderer Hinsicht hinter Haching anstellen. Im Wettbieten um den Nachwuchs würde man voraussichtlich öfter den Kürzeren ziehen. Aber das ist Zukunftsmusik, im Hier und jetzt schielt Sechzig durchaus noch darauf, Haching zu überholen. Giannikis: "Andere Vereine zu überholen wäre ein guter Nebeneffekt, unsere Priorität heißt erstmal Klassenerhalt."

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44 Kommentare
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  • meingottwalter am 12.04.2024 17:42 Uhr / Bewertung:

    Der FCB war von vornherein gegen eine Beteiligung von 1860 an der Allianz-Arena. Genau so ist es dann auch abgelaufen. Richtig ist, daß die Wildmosers hier nicht schlau genug , bzw. zu blauäugig, waren.

  • Buchbinder Wanninger am 12.04.2024 14:57 Uhr / Bewertung:

    Für mich ein Eingeständnis von Schwabl und der SpVgg, dass sie ohne fremde Hilfe den Spielbetrieb im Profifußball auf Dauer nicht aufrecht erhalten und wohl bald die Spielergehälter nicht mehr bezahlen können. Trotzdem gibt es immer noch viele Ignoranten, die Manni Schwabl auf die Schulter klopfen und ihn als den Macher von Haching preisen.

  • mis76 am 11.04.2024 22:35 Uhr / Bewertung:

    Dann sollte TGM eher mit SV Neuperlach kooperieren.

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