Nach Tuchel-Absage: Diese zwei Kandidaten stehen beim FC Bayern jetzt im Fokus
München - Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrat Thomas Tuchel am Freitagvormittag das Podium der Pressekonferenz an der Säbener Straße. Der Trainer des FC Bayern schaute sich um, grinste, schenkte sich ein Glas Wasser ein und fiel dem Reporter, der ansetzte, die erste Frage zu stellen, mit rhetorischen Gegenfragen ins Wort: "Die Verletztenliste, nee? Hoffenheim, die Grundordnung?" Es ging um ihn.
Tuchel schenkte sofort reinen Wein ein. Diese Bühne überließ ihm der Verein, eine Pressemitteilung hatte es nicht gegeben. "Es gab noch mal Gespräche in der letzten Woche, aber wir haben keine Einigung gefunden für eine weitere Zusammenarbeit. Daher bleibt es bei der Vereinbarung aus dem Februar."
Führungsspieler des FC Bayern machten sich für Verbleib von Thomas Tuchel stark
Damals beschloss der Vorstand Tuchels vorzeitigen Abschied zum Saisonende und nicht erst 2025 – als Kompromiss, um nicht sofort auseinanderzugehen und die Spielzeit ordentlich zu Ende zu führen. Eine Trennung auf Zeit mit dem Risiko, dass Tuchel mit seiner Mannschaft plötzlich doch performt. So kam es. Pokal und Meisterschaft waren bereits verspielt, in der Champions League jedoch raufte man sich zusammen und kam über Lazio Rom und den FC Arsenal ins Champions-League-Halbfinale.
Wenn auch verdient, aber denkbar knapp und bitter (die Verletztenmisere, der Schiedsrichter-Fehler in der Nachspielzeit) scheiterten die Bayern an Real Madrid. Anschließend machten sich Führungsspieler um Kapitän Manuel Neuer, Thomas Müller und Harry Kane für einen Verbleib ihres Trainers stark. Tuchel, der die Kabine verloren zu haben schien, hatte sie wieder zurückgewonnen. Half nichts.
Uli Hoeneß machte die Tür zu einer spektakulären Tuchel-Wende kaputt
Koan Titel, koan Trainer – dafür jede Menge Hohn und Spott auf der Habenseite. So gehen die Bayern in ihr letztes Saisonspiel diesen Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) in Hoffenheim. In Tuchels Abschiedsspiel will man das Pseudo-Ziel Vizemeisterschaft klarmachen. Der 50-Jährige betonte, "ein bisschen traurig" zu sein, "weil ich ungern Mannschaften verlasse". Das sei "immer schwer". FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, Paris Saint-Germain und der FC Chelsea. Nicht immer ging der konsequente und daher streitbare Coach als Gewinner, er hinterließ teils verbrannte Erde.
Diesmal haben sich die zahlreichen Köche des FC Bayern an ihrem eigenen Brei verbrannt. Vor allem Ehrenpräsident Uli Hoeneß, immer noch Bauch und Hirn des Vereins, hatte die Tür zu einer spektakulären Wende mit seinen Aussagen kaputtgemacht, Tuchel wolle keine jungen Spieler entwickeln, sondern lieber fertige Topstars einkaufen. "Meilenweit an der Realität vorbei", konterte der empfindlich getroffene Trainer, der sich in seiner "Trainerehre gekränkt" sah.
Tuchel-Verbleib scheiterte an einem neuen Vertrag bis 2026
Am Rande des Rückspiels bei Real (1:2) gab es eine Aussprache mit Hoeneß. Man habe, so Tuchel, das Thema "begraben. Es macht auch keinen Sinn, nachtragend zu sein. Ich bin es auch nicht."
Danach starteten Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, angestachelt von den Führungsspielern, die Operation Rolle rückwärts. "Es gab die theoretische Möglichkeit, eine 180-Grad-Wende zu machen", berichtete Tuchel, "es war eine sehr, sehr turbulente letzte Woche." Donnerstagabend war klar: Wird nichts. Die Tuchel-Seite strebte ein klares Bekenntnis in Form eines neuen, bis 2026 datierten Vertrages an, die Bayern-Bosse um Vorstandschef Jan-Christian Dreesen verwiesen auf das bestehende Arbeitspapier bis 2025 – das schriftlich nicht aufgelöst worden war.
Hansi Flick und Roberto De Zerbi nun die Top-Kandidaten
Zur Vereinbarung im Februar ließ Tuchel mit folgenden Worten aufhorchen: "Die Gründe sind tatsächlich minimal, wieso das dann so passiert ist und wir uns trennen mussten. Vielleicht sind die gar nicht so klar, dass man die so genau benennen kann." Er lachte und fügte hinzu: "Es ist, wie es ist und das ist auch gut so." Es hat sich ausgetuchelt – was dem FC Bayern noch sehr leidtun könnte.
Bayerns desaströse Trainersuche geht weiter, Eberl ist nun massiv unter Druck, weil in der Bringschuld. Die Aufgabe wird von Absage (Xabi Alonso) zu Absage (Julian Nagelsmann) bis zur laut Eberl "überraschenden" Absage (Ralf Rangnick) und der darauffolgenden Panik-Anfrage bei Oliver Glasner (Absage von dessen Verein Crystal Palace) schwieriger.
Wer jetzt noch übrig bleibt? Es spitzt sich auf zwei Kandidaten zu: der vereinslose Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick und Roberto De Zerbi von Brighton & Hove Albion.