"Muss für Vinnie erreichbar sein": So gelang Eberl seine persönliche Wende beim FC Bayern
Die Wege sind kurz rund um die schnuckelige Voith–Arena auf dem Heidenheimer Schlossberg. Im Nebel glaubte man es sehen zu können am Sonntagabend, das Abstiegsgespenst, das hier unweit des Schlosses Hellenstein sein Unwesen treibt. Der 1. FC Heidenheim besticht auch im dritten Bundesliga–Jahr in der Rolle als Überperformer, angeführt von der unerschrockenen Trainerlegende Frank Schmidt, im Amt seit September 2007. Dienstälter ist keiner in der Liga.
"Wenn man sich das hätte wünschen dürfen, hätte man es sich so gewünscht"
Vor 18 Jahren war Maximilian Michael – kurz Max – Eberl, bis 2005 noch selbst Profi, als Nachwuchskoordinator bei Borussia Mönchengladbach tätig. Seit 1. März 2024 fungiert der gebürtige Niederbayer als Sportvorstand des FC Bayern, also nun schon 22 Monate. Die dürften sich im Stahlbad Säbener Straße wie 18 Jahre anfühlen. Aber nie so gut wie dieser Tage, da die Mannschaft Siege in Serie einfährt und nun, nach dem 4:0 in Heidenheim zum Jahresabschluss, perfekt dasteht.
Beglückt zählte der 52–Jährige in den engen Räumlichkeiten der Heidenheimer Arena auf: "Herausragende Quoten, viele Rekorde gebrochen zwischen Tür und Angel, sehr gute Spiele, wenige glücklich gewonnen. Sehr aktiv, intensiv und gut Fußball gespielt – wenn man sich das hätte zu Weihnachten wünschen dürfen, hätte man es sich so gewünscht." Alles aufgegangen – angefangen mit Trainer Vincent Kompany, dem Schlüssel für die Erfolgsstory.

Kompany lernte aus Pleiten gegen Aston Villa, Barcelona und Rotterdam
Wer hat’s erfunden? Ihn gefunden? Und den Bossen präsentiert? Max Eberl. Diese 1D– oder 1E–Lösung war ein Wagnis, das vor einem Jahr, als es in die Weihnachtspause der Saison 2024/25 zumindest angezweifelt wurde. Aus den Pleiten (Aston Villa, Barcelona und Rotterdam in der Champions League sowie Leverkusen im DFB–Pokal) lernte die Mannschaft, angeführt von Lehrer Kompany, der sich als schlauer Lernender entpuppte.
Und Eberl? Wirkte vor Jahresfrist wie ein Schüler, der in den Transferperioden vor heftigen Klausuren stand und in Sachen Vertragsverlängerungen vor kniffligen Hausaufgaben. Mit Nachhilfe, dem Festgeldkonto, paukte Eberl die Verträge von Davies, Musiala, und Kimmich durch.
Eberl stand im Sommer auf der Kippe
Im Sommer, als der Abschied von Vereinslegende Thomas Müller erst ungelenk moderiert, dann aber patriarchalisch entschieden wurde, und andererseits die Transfers von Florian Wirtz und Nick Woltemade nicht klappten, stand Eberl auf der Kippe. Auf dem Höhepunkt der internen Irrungen und Wirrungen beorderte Hoeneß den Sportvorstand von der Klub–WM zurück nach München und bezeichnete ihn öffentlich als "empfindlich".
Angezählt bekam er die Kurve. Die MAXimale Wende glückte Eberl durch Volltreffer–Transfers wie Jonathan Tah, Luis Díaz und Tom Bischof. Bei Top–Talent Lennart Karl (17) wurde der Sportvorstand zu seinem Glück gezwungen. Mut zur Lücke aufgrund von selbst auferlegten Sparmaßnahmen war die Lösung vom Tegernsee, die man in der sportlichen Führung auch bei einem Backup für Harry Kane (Talent Jonah Kusi–Asare anstelle der kostspieligen Leihe von Chelseas Nicolas Jackson?) hätte beweisen können. Dennoch: Eberls Evolution geht nun als Erfolgsjahr durch.

Klub–WM bewirkte beim FC Bayern Wunder
Auch die zunächst ungeliebte, finanziell jedoch unabdingbar wertvolle Klub–WM entpuppte sich trotz des Viertelfinal–Ausscheidens samt dem Drama um den schwerverletzten Jamal Musiala zur Goldgrube – in Sachen Teamgeist und Integration der Neuen. Vier Wochen USA–Camp wirkten Wunder. Währenddessen sammelte Eberl Flugmeilen im Bonusprogramm Miles & Max.
In seiner Jahresbilanz sprach er von "Entscheidungen des Vereins" und stets in der Wir–Form. Dabei sah man ihm einen gewissen Stolz an, hörte diesen heraus. "Meine Genugtuung ist die Leistung der Mannschaft auf dem Platz und wenn ich sehe, wie wir jeden dritten Tag Fußball spielen." Sprach’s und erwähnte speziell "Lucho", den Kolumbianer Díaz, ein Vorbild an Einsatz. Ein Eberl–Transfer. Gibt ein Fleiß–Plätzchen zum Fest. Und Ruhe?
Eberl: "Ich muss für Vinnie erreichbar sein"
Selbst im Januar, dem anstehenden Wintertransferfenster? Das dürfte ausgesprochen ruhig und unaufgeregt werden für Eberl und die Bayern. Neuzugänge sind keine geplant, höchstens Abgänge – falls Spieler wie Sacha Boey das wünschen. Also Handy aus? "Nee, weil ich für Vinnie erreichbar sein muss", antwortete Eberl, "wir schreiben ja sehr viel, reden sehr viel." In den Chats mit dem Chefcoach hat 2026 mit der Jagd nach dem Triple längst begonnen.
