Musiala-Drama beim FC Bayern: Wie geht es nun weiter?

Bitterer Rückschlag für den FC Bayern: Jamal Musiala hat sich schwer verletzt und fällt monatelang aus. Die Bayern stehen vor großen Herausforderungen und müssen nun ihre Personalstrategie überdenken.
Patrick Strasser |
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Jamal Musiala wird dem FC Bayern mehrere Monate fehlen.
Jamal Musiala wird dem FC Bayern mehrere Monate fehlen. © Brynn Anderson/dpa

Die 0:2-Niederlage gegen Paris Saint-Germain, das damit besiegelte Aus des FC Bayern im Viertelfinale der Klub-WM, verbunden mit dem Ende des fast vierwöchigen US-Trips – all das war zur Nebensache geworden. Natürlich war auch Enttäuschung in den Gesichtern der Profis und Verantwortlichen des Meisters zu abzulesen über das etwas unglückliche, aber letztlich verdiente Ausscheiden nach einem dramatischen Spiel im Hallenstadion von Atlanta.

Doch zum Thema machen wollte es niemand in den Katakomben des Mercedes-Benz-Stadiums vor der Abreise zum Flughafen. Einer fehlte im Mannschaftsbus, er war längst in ein Krankenhaus von Atlanta gebracht worden. Die schrecklichen Bilder der schlimmen Verletzung von Jamal Musiala waren bei allen aus dem Bayern-Tross noch zu präsent, ebenso seine herzzerreißenden Schreie, als er auf dem Boden lag. Der Spielmacher, erstmals in der Startelf nach drei Monaten, die er infolge eines Muskelbündelrisses größtenteils in der Reha verbracht hatte, war in der Nachspielzeit der ersten Hälfte das Opfer eines Zusammenpralls. PSG-Torhüter Gianluigi Donnarumma stürzte aus seinem Tor und warf sich auf den Ball, mit Schwung und ohne Rücksicht auf Verluste – so interpretierten die Münchner die Aktion.

Nach Musialas Horror-Verletzung: Donnarumma meldet sich zu Wort

Der Italiener, der sein Gesicht total erschrocken in seinem Trikot vergrub, erwischte den DFB-Nationalspieler am linken Knöchel. Sportvorstand Max Eberl meinte angefasst: "Ich unterstelle ihm nullkommanull Absicht, aber er hat keine Rücksicht genommen. Wenn ich mit 100 Kilo und im Sprint auf den Unterschenkel draufspringe – kein Vorwurf, aber das Risiko geht er ein." Also doch, wenn auch indirekt, ein Vorwurf.

Auf Instagram schrieb Donnarumma etwas später: "Jamal, ich schicke Dir all meine Gebete und Genesungswünsche." Torwart-Kollege Manuel Neuer sah "eine Situation, wo man, glaube ich, nicht so hineingehen muss. Da so reinzuspringen, ist schon risikofreudig. Da nimmt man die Verletzung des Gegenspielers einfach in Kauf." Musiala musste auf einer Trage abtransportiert werden, die Halbzeitpause der Bayern war für sinnvolle taktische Anweisungen kaum zu gebrauchen.

"Es war hart. Ich war selten so wütend in der Halbzeitpause", sagte Vincent Kompany, der auf der Pressekonferenz sichtlich mit seinen Emotionen kämpfte. "Das, was mein Blut im Moment noch zum Kochen bringt, ist nicht das Ergebnis", meinte der Bayern-Trainer, "sondern die Tatsache, dass es jemandem passiert ist, der so viel Spaß am Spiel hat, der dafür lebt und für uns immer wichtig ist. Man fühlt sich machtlos."

Wadenbeinbruch: Musiala wird in München operiert

Am Nachmittag (Ortszeit) kam die Diagnose: Musiala hat sich das linke Wadenbein gebrochen, dazu mehrere Bänder gerissen. Er wird nach München zurückfliegen. Nach der Operation folgt eine monatelange Reha, die Ausfallzeit wird auf bis zu fünf, sechs Monate gerechnet. Die Hinrunde dürfte für Musiala gelaufen sein. Er wird fehlen. Und das wenige Tage nach dem Abschied von Offensivspieler Leroy Sane, der seit dem 1. Juli bei Galatasaray Istanbul unter Vertrag steht.

Musiala fällt länger aus: Woltemade jetzt noch mehr im Fokus

Klar ist auch: Durch Musialas Verletzung und den Abschied von Klub-Legende Thomas Müller haben sich die Personal-Sorgen bei den Bayern vergrößert. Stuttgarts Jungstar Nick Woltemade (23), der Torschützen-König der U21-EM, wird nicht günstiger werden in den Verhandlungen mit dem VfB – im Gegenteil, die Schwaben haben nun ein (ungewolltes) Ass mehr im Ärmel. Und die Bayern-Bosse ein dringendes Bedürfnis nach den gescheiteren Transfers von Florian Wirtz, der zum FC Liverpool gewechselt ist, und Nico Williams, der seinen Vertrag bei Athletic Bilbao überraschend doch verlängert hat, Woltemade unbedingt zu bekommen.

Nick Woltemade steht beim FC Bayern ganz weit oben auf dem Wunschzettel.
Nick Woltemade steht beim FC Bayern ganz weit oben auf dem Wunschzettel. © Robert Nemeti/dpa

Laut Hoeneß "schwebt der Fall Woltemade noch", wie der 73-Jährige am Samstag in München sagte. Sein Urteil über den Shootingstar: "Ich halte ihn für einen sehr, sehr guten Spieler, der prima zu uns passen würde. Ich würde es sehr begrüßen, wenn das dieses Jahr klappt – und wenn nicht, dann nächstes Jahr."

Da macht einer auf gelassen, auch ein Stilmittel im Poker.

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