Müller und Ribéry: Lust oder Frust?
München - Es ist schon paradox. Der FC Bayern hat diese Saison schließlich 43 seiner 55 Pflichtspiele gewonnen, ist souverän Meister geworden, hat das Champions-League-Halbfinale erreicht, steht im Pokalfinale. Und dennoch ist die Beurteilung der ganzen Spielzeit von diesem einen Spiel abhängig: Besiegt Bayern Dortmund in Berlin, war sie gut. Verliert man, war sie eher schlecht.
"Der letzte Eindruck zählt halt immer – und wir waren im letzten Monat nicht in der Form wie die sieben Monate davor, das muss man ehrlich eingestehen", sagt Thomas Müller. "Es ist dieses eine Spiel, das für das Gesamtfazit den Ausschlag gibt."
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In so fern tut sich der Bayern-Angreifer auch bei der Beurteilung der eigenen Leistung schwer. "Wenn wir das Finale gewinnen, ist es eine Top-Saison gewesen", sagt er, überlegt kurz, ergänzt dann: "Meine zweitbeste. Naja, vielleicht die drittbeste." Eben nicht so einfach.
2010 hatte er unter Louis van Gaal ("Müller spielt immer") das Double geholt, im Champions-League-Finale gestanden. 2013 folgte mit Jupp Heynckes das Triple, auch bei ihm spielte Müller fast immer. Ein Gesetz, das unter Pep Guardiola nicht galt. Vor allem in den wichtigen Partien saß der 24-Jährige oft draußen.
"Das war für mich schon eine andere Situation", sagt er nun, "ich habe von den Minuten her im Vergleich zu den anderen Jahren am wenigsten gespielt." Mal Lust, mal Frust. Effektiv war er trotzdem, hat 25 Tore erzielt – zwei mehr als in der Triple-Saison. Und es bleibt noch das Spiel gegen den BVB. "Die Spannung steigt, das Kribbeln ist da. Wir genießen das, denn so oft kribbelt’s nicht mehr", sagt er.
Dass er von Anfang an spielt, ist wahrscheinlich. Aber bei Pep weiß man nie. Und so bleibt eine gewisse Unsicherheit. Auch, was seine Zukunft angeht. "Beim FC Bayern ist es noch mehr Leistungsgesellschaft als irgendwo sonst. Wenn Du deine Leistung nicht bringst, hast du keine Luft zum Atmen. So wird's auch immer sein", sagt er.
Müller und Bayern, das war schon mal enger. Ein klares Bekenntnis zum Verein? Müller windet sich drum, seit Wochen. Wie sicher ist es denn eigentlich, dass er nächste Saison noch hier spielt? "In Prozent, oder was?", antwortete er und vermied es tunlichst, die Hundert aufzurufen. "Ich bin kein Mathematiker", sagte er stattdessen. Und: "Jeder weiß, dass das Fußballgeschäft sehr schnelllebig ist."
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Interessenten gibt’s genug, von Barcelona bis Manchester. "Ich kann nichts versprechen für die Zukunft. Aber ich habe drei Jahre Vertrag. Ich glaube nicht, dass es da groß was zu Zweifeln gibt." Ein Restzweifel aber bleibt. So auch bei Franck Ribéry, der hadert, weil er seit Winter nicht mehr in Form ist. Selbst schuld? Oder der Pep’schen Rotation geschuldet.
Ribéry hat da so eine Idee. "Manchmal spielst du, manchmal sitzt du auf der Bank, manchmal bleibst du ganz zu Hause", sagte er anklagend im "Kicker", "ich brauche Spiele. Ich brauche nach fünf, sechs Spielen vielleicht eine Pause, aber nicht nach einem."
Konter von Sportvorstand Matthias Sammer: "Es ist kein Zeitpunkt, vor einem Pokalfinale persönliche Dinge zu besprechen." In diesem Fall klar: mehr Frust als Lust. Immerhin: Ribéry (Rücken) will im Finale als Joker dabei sein.