Müller-Entscheidung noch während der Klub-WM? "Vielleicht wisst ihr es doch wieder vor mir"
Von Orlando sind es knapp 3600 Kilometer Luftlinie bis nach Los Angeles, mit dem Flugzeug dauert es fünfeinhalb Stunden. Und bis zur Oscar-Verleihung sind es noch ziemlich genau neun Monate. Thomas Müller wird während der Klub-WM keine Zeit haben, sich LA, die Perle an der Westküste, anzuschauen. Aber danach schon.
Los Angeles FC, der Partnerklub des FC Bayern, wirbt weiter am intensivsten um den 35-Jährigen, der im Juli nach 25 Jahren bei den Münchnern Schluss machen wird oder Schluss machen muss – seine Karriere allerdings gern noch um ein oder zwei Jährchen verlängern würde. Und dazu definitiv auch fit genug ist.
Wird Los Angeles für Müller das, was New York für Beckenbauer war
LA, die Stadt der Engel, bietet sich als idealer Standort an: das Wetter, die Dichte an Golfplätzen, eine neue Erfahrung, Hollywood, ein Rückzugsort für Superstars – für den Entertainer, der Müller immer war neben all der Professionalität, könnte es zum Abschluss seiner grandiosen Spielerkarriere der ideale Ort für einen blühenden Herbst sein. Wie damals New York für Franz Beckenbauer und Pelé, wie Miami für Lionel Messi. Müller, der beste Hauptdarsteller als Spieler beim FC Bayern seit dem Kaiser, hat dieses große Finale verdient.
Und dazu gehört freilich auch der Titel bei der Klub-WM. "Der Trainer hat da auch keine Fragezeichen im Raum gelassen, sondern ein Ausrufezeichen", sagte Müller nach dem ersten Training in Orlando zu den Zielen. "Wir wollen hier sein, um das Ding zu gewinnen. Und so gehen wir das auch an."
Klub-WM: An Müller wird in der Startelf kein Weg vorbeiführen
Vor allem er, der Weltmeister, zweimalige Champions-League-Sieger und Rekordmeister. Müller, so hört man aus dem Umfeld der Mannschaft, ist besonders heiß auf den neuen goldenen Pokal. Es soll bloß keine Stimmung wie bei einer Abschiedstournee aufkommen, Müller will einfach Spiele gewinnen.
Schon am Sonntag (18 Uhr) in Cincinnati gegen den Außenseiter Auckland City. Weil Jamal Musiala aus einer langen Verletzungspause kommt und Leroy Sané zu Galatasaray wechselt, wird in der Startelf kein Weg vorbei an Müller führen.
Zu viel Wehmut bei seinem letzten großen Auftritt als Bayern-Spieler will Müller nicht aufkommen lassen. "Ich bin da Gott sei Dank nicht so gestrickt, wie man vielleicht meinen könnte", sagte er. "Ich freue mich, dass ich hier bin. Und das ist natürlich das Schönste, was es für mich gibt, auf dem Fußballplatz zu stehen."
"Komisch wird es dann, wenn mein Schlüssel nicht mehr funktioniert"
Aber ein bisschen denkt der Urbayer auch schon an Juli, wenn er Urlaub hat – und die Kollegen in die Saisonvorbereitung starten. "Komisch wird es dann", meinte Müller, "wenn mein Schlüssel am FC-Bayern-Gelände nicht mehr funktioniert. Das ist vielleicht der Moment, vor dem ich mich fürchte, wenn ich nicht mehr in die Kantine komme."
Der Fall wird schon bald eintreten – und man wird das Gefühl nicht los, dass vor allem der FC Bayern darauf nicht vorbereitet ist.
Die Bekanntgabe der Trennung im Frühjahr ließ den gesamten Klub schlecht aussehen, ein Kommunikator wie Müller ist weit und breit nicht zu sehen. Damit werden die Münchner klarkommen müssen, Müller selbst sortiert gerade seine Anfragen. Ob es am Ende Los Angeles wird, der Ort der Stars und Sternchen?
Entscheidung noch während der Klub-WM?
"Das ist ein Prozess, der noch andauert, vielleicht werden wir es hinkriegen, es diesmal zu verkünden, wenn es was zu verkünden gibt", sagte Müller zu den Journalisten in Anspielung auf sein vermaledeites Bayern-Aus. "Ihr könnt aber gern euren Job machen, vielleicht wisst ihr es doch wieder vor mir."
Womöglich gibt es noch während der Klub-WM eine Entscheidung, nach AZ-Infos geht es unter anderem um Müllers künftiges Gehalt. "Ich bin da komplett entspannt", sagte er. "Wenn sich währenddessen etwas tun sollte, werde ich mich davon nicht ablenken lassen. Klar ist es auch eine Möglichkeit, hier jetzt ein bisschen reinzuschnuppern, gerade wenn wir weit kommen und unterschiedlichste Regionen der USA zu Gesicht bekommen."
Zunächst Florida. Und vielleicht irgendwann auch Kalifornien.