Müller fällt Sparkurs zum Opfer: Darum muss der FC Bayern mittlerweile so genau aufs Geld schauen

Thomas Müller fällt beim FC Bayern dem Sparkurs zum Opfer. Dass der Rekordmeister mittlerweile so genau aufs Geld schauen muss, hat er sich selbst zuzuschreiben. Die Fehler liegen teils Jahre zurück.
von  Bernhard Lackner
Thomas Müller wird den FC Bayern im Sommer wohl vorerst verlassen.
Thomas Müller wird den FC Bayern im Sommer wohl vorerst verlassen. © sampics

München – Die fetten Jahre sind beim FC Bayern endgültig vorbei, das muss nun auch Thomas Müller erfahren. Aktuell geht die Tendenz klar dahin, dass der auslaufende Vertrag des zweimaligen Triple-Siegers nicht verlängert wird. Mit einem kolportierten Jahresgehalt von 17 Millionen Euro gehört der 35-Jährige zu den Top-Verdienern beim Rekordmeister – seinem sportlichen Wert für die Mannschaft wird die Summe schon länger nicht mehr gerecht. Im Sommer wird nach 25 Jahren voraussichtlich Schluss sein für Müller bei den Bayern.

Dass der vom Aufsichtsrat verordnete Sparkurs selbst eine lebende Vereinslegende wie ihn trifft, macht deutlich, wie es um die Lage beim deutschen Branchenprimus bestellt ist. Vom finanziellen Ruin sind die Bayern freilich noch immer weit entfernt, ganz so entspannt wie früher lässt sich das Geld aber eben nicht mehr ausgeben. 

Hoeneß warnt: "Festgeldkonto nicht mehr so üppig, wie es mal war"

Bei Ehrenpräsident Uli Hoeneß schrillen schon länger die Alarmglocken. "Wir müssen aufpassen. Inzwischen sind auch wir mit unserer Gehaltssituation ziemlich weit oben in Europa, um international konkurrenzfähig zu bleiben", sagte der Bayern-Patron vor einigen Wochen im AZ-Interview und fügte an: "Unser Festgeldkonto ist gerade nicht mehr so üppig, wie es mal war."

Schon im vergangenen Transfer-Sommer hatte Hoeneß für Aufsehen gesorgt, als er der sportlichen Führung um Max Eberl und Christoph Freund indirekt einen Einkaufsstopp auferlegte und weitere Neuverpflichtungen von vorherigen Spielerverkäufen abhängig machte. "Der FC Bayern hat keinen Geldscheißer", so seine markige Aussage.

Vertragsverlängerungen: Eberl und Freund konnten Sparkurs nicht umsetzen

Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist nicht entgangen, dass Hoeneß mit Blick auf die Finanzen nicht mehr ganz so gelassen ist wie noch vor einigen Jahren. "In Uli brodelt etwas, das merkt man. Auch, weil er sich Sorgen um die Finanzen macht. Das Festgeldkonto wird immer weniger, damit ist er nicht zufrieden", sagte Matthäus zuletzt in der "Bild": "Das wäre ich auch nicht, wenn ich als Vater Geld verdient hätte und meine Kinder verprassen es…"

Davon angesprochen fühlen dürfen sich unter anderem Eberl und Freund. Der sportlichen Führung ist es bei den jüngsten Vertragsverlängerungen nicht gelungen, den ihnen vorgegebenen Sparkurs umzusetzen. Jamal Musiala wurde gar mit dem größten Vertrag der Vereinsgeschichte ausgestattet und soll nun 25 Millionen Euro jährlich verdienen.

Unter Salihamidzic geriet beim FC Bayern das Gehaltsgefüge aus der Balance

Alphonso Davies hat seine gewollte Gehaltserhöhung ebenfalls durchgeboxt und zudem noch ein sattes Handgeld herausverhandelt. Ein solches bekam Joshua Kimmich zwar nicht – doch auch ihm gelang es, sein Arbeitspapier ohne Abstrichen beim Gehalt zu verlängern. Sparkurs? Fehlanzeige!

Die derzeitige finanzielle Situation alleine der aktuellen sportlichen Führung anzulasten, führt allerdings nicht weit genug. Eberl hat sein Amt als Sportvorstand schließlich erst vor gut einem Jahr angetreten, Freund ist seit September 2023 als Sportdirektor angestellt. Beide verwalten einen Kader, dessen Gehaltsgefüge unter der Riege von Hasan Salihamidzic aus der Balance geraten war – und der bewies bei Verhandlungen nicht immer das beste Händchen.

Hasan Salihamidzic (l.) und Uli Hoeneß.
Hasan Salihamidzic (l.) und Uli Hoeneß. © sampics

Salihamidzic gab 150 Millionen für Transfers aus – drei Jahre später ist keiner der Spieler mehr da

Richtig los ging es mit der Verpflichtung von Lucas Hernández im Sommer 2019. Der Franzose wurde seinerzeit für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro verpflichtet und war sofort einer der Top-Verdiener, wurde seinem Gehalt aber nur selten gerecht. Dennoch orientierten sich die anderen Spieler bei Vertragsverhandlungen fortan am Salär des Franzosen und schlugen für sich ebenfalls Top-Gehälter heraus. Dass Spieler wie Serge Gnabry, Kingsley Coman oder Leroy Sané Summen zwischen 15 und 20 Millionen pro Jahr verdienen und damit im Vergleich mit anderen Topklubs sehr gut oder gar zu gut bezahlt sind, lässt sich nicht zuletzt auch darauf zurückführen.

Auch in Sachen Transfers glückte Salihamidzic bei Weitem nicht alles. Frappierend ist vor allem seine Ausbeute aus der Saison 2022/23. Damals gaben die Bayern knapp 150 Millionen Euro für Spieler wie Matthijs de Ligt, Sadio Mané, Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui, Yann Sommer und Mathys Tel aus. Gelohnt hat sich das Investment nicht, im Gegenteil: Keiner der Neuzugänge setzte sich nachhaltig durch. Heute, nicht einmal drei Jahre später, spielt keiner der Spieler überhaupt noch in München.

Kehrt Müller als Manager zum FC Bayern zurück?

Es sind auch diese Fehler der Vergangenheit, die den FC Bayern mittlerweile zum Sparkurs zwingen, der das Ende des Spielers Thomas Müller beim FC Bayern einleitet.

Für immer verlassen soll er den Rekordmeister nicht. Die Verantwortlichen haben allesamt unisono betont, wie gerne sie den Ur-Bayer in einer Funktionärsrolle im Klub sehen würden. Womöglich macht Müller eines Tages ja den Manager, dann kann er es selber besser machen...

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