Millionengrab und Dauerbaustelle: Ist ein neuer Abwehrchef für den FC Bayern nicht wichtiger als Wirtz?

Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren über 300 Millionen Euro in seine Abwehr investiert – und dennoch ist die Hintermannschaft noch immer eine Baustelle. Im Sommer richtet sich der Fokus der Münchner voll auf Florian Wirtz. Die richtige Entscheidung?
Bernhard Lackner |
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Die sportliche Führung des FC Bayern: Christoph Freund (l.) und Max Eberl
Die sportliche Führung des FC Bayern: Christoph Freund (l.) und Max Eberl © IMAGO / MIS

München - Bei den Fakten ist es manchmal wie bei den Temperaturen: Es gibt die echten – und die gefühlten. Mit Blick auf die Saison des FC Bayern ist es genauso.

Gerade einmal 29 Treffer hat der Rekordmeister in dieser Bundesliga-Saison kassiert. Damit stellen die Münchner eine der besten Defensiven in Europas Top-Ligen. Lediglich Diego Simeones Abwehr-Maschinerie Atlético Madrid (27 Gegentreffer) und Italiens Tabellenführer SSC Neapel (25) mussten in der laufenden Spielzeit weniger Gegentore hinnehmen. Dennoch ist die Hintermannschaft der Bayern aktuell wieder eines der großen Diskussionsthemen – und das nicht einmal zu Unrecht.

FC Bayern: Upamecano und Kim sind solide, doch es fehlt ein richtiger Abwehrchef

Denn auch unter Vincent Kompany ist die Abwehr eine der Baustellen bei den Bayern. Im Champions-League-Viertelfinale gegen Inter Mailand waren es zwei Fehler von Innenverteidiger Min-jae Kim, die am Ende das Aus besiegelten. Auch bei den Klatschen gegen den FC Barcelona (1:4) und Feyenoord Rotterdam (0:3) gab die Abwehr keine gute Figur ab, in den Ligaspielen gegen Borussia Dortmund (1:1) und VfL Bochum (2:3) ebenso.

In den vergangenen Wochen ist die Diskussion um die Verpflichtung eines neuen Abwehrchefs erneut hochgekocht. Der aktuell verletzte Dayot Upamecano und Kim bilden zwar ein zweikampfstarkes und äußerst robustes Innenverteidiger-Duo. Beide sind jedoch keine charismatischen Lautsprecher, die sich aufdrängen, eine Abwehr zu führen.

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Trotz Mega-Ausgaben: Seit Alaba und Boateng haben die Bayern keinen Abwehrchef

Einen solchen Leader sucht man an der Säbener Straße mittlerweile seit Jahren vergeblich. Seit den Abgängen von David Alaba und Jérôme Boateng 2021 herrscht in der Hintermannschaft der Münchner eine enorme Fluktuation. Dabei kann man den Verantwortlichen weder vorwerfen, dass sie sich des Problems nicht bewusst wären, noch, dass sie zu knauserig wären, um es zu beheben. Im Gegenteil!

In den vergangenen Jahren haben die Bayern über 300 Millionen Euro in Verteidiger investiert. 2020 kamen Lucas Hernández und Benjamin Pavard für 105 Millionen, 2022 Upamecano (42 Mio.), 2023 Matthijs de Ligt (rund 70 Mio.), 2024 Kim (50 Mio.) und im vergangenen Sommer Hiroki Ito (23 Mio.). Wirklich stabil steht die Abwehr aber bis heute nicht.

Dier-Abgang beschlossen, auch Kim darf bei passendem Angebot gehen

In diesem Sommer wird sich mal wieder etwas tun in der Defensive des Rekordmeisters. Der ablösefreie Abgang von Eric Dier zur AS Monaco ist mittlerweile offiziell. Kim ist nicht mehr unumstritten und darf den Verein bei einem passenden Angebot verlassen. Selbiges gilt für Rechtsverteidiger Sacha Boey, den man sich im Winter vergangenen Jahres satte 30 Millionen Euro kosten ließ.

Min-jae Kim war auch in dieser Saison nicht fehlerfrei.
Min-jae Kim war auch in dieser Saison nicht fehlerfrei. © Imago

Spekulationen um mögliche Neuzugänge für die Abwehr gibt es bereits. Laut der spanischen Zeitung "Sport" haben sich die Münchner zuletzt beim FC Barcelona nach Ronald Araújo erkundigt. Auch an Dean Huijsen vom AFC Bournemouth, der als eines der größten Innenverteidiger-Talente Europas gehandelt wird und vor einigen Wochen sein Debüt für die spanische Nationalmannschaft gegeben hat, sollen die Bayern interessiert sein. Beide würden allerdings enorm ins Geld gehen. Der Marktwert von Araújo wird auf 50 Millionen Euro taxiert, Huijsen soll über eine Ausstiegsklausel von rund 60 Millionen Euro verfügen.

Zuletzt wurden auch die Gerüchte um einen Wechsel von Jonathan Tah zum Rekordmeister wieder heißer. Sportvorstand Max Eberl wollte den Nationalspieler schon im vergangenen Jahr verpflichten, bekam vom Aufsichtsrat aber nicht das nötige Budget für einen Transfer abgesegnet. In diesem Sommer läuft Tahs Vertrag aus, er wäre also ablösefrei und würde neben seinem Gehalt "nur" ein Handgeld kosten.

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Wirtz ganz oben auf der Wunschliste: Wie viel Geld bleibt noch für die Abwehr?

Das Problem: Die Vereinsführung und insbesondere Uli Hoeneß haben Bayer Leverkusens Offensiv-Star Florian Wirtz für die kommende Transferperiode ganz oben auf der Wunschliste. Im Falle eines Wechsels würde der Nationalspieler Harry Kane als teuersten Transfer der Vereinsgeschichte ablösen. Im Gespräch ist eine Summe von weit mehr als 100 Millionen Euro, dazu käme ein Gehalt in ähnlichen Regionen wie bei Jamal Musiala, der seit seiner Verlängerung geschätzte 25 Millionen Euro pro Jahr verdienen soll. Viel Geld für einen Abwehrchef auf internationalem Top-Niveau bleibt da nicht mehr übrig.

Geht es nach den Bayern, soll Florian Wirtz im Sommer unbedingt nach München wechseln.
Geht es nach den Bayern, soll Florian Wirtz im Sommer unbedingt nach München wechseln. © IMAGO / Ulmer/Teamfoto

Stellt sich die Frage: Ist es wirklich richtig, in diesem Sommer voll auf Offensiv-Star Wirtz zu gehen und dafür gegebenenfalls Abstriche in der Abwehr zu machen? Mit 90 Ligatoren stellen die Bayern schließlich eine der besten Angriffsreihen Europas. Auch ein Fakt – ob nun echt oder gefühlt.

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